Vinted-Skandal: Warum man keine Tragebilder posten sollte

Startbildschirm der App Vinted auf einem Handy-Screen
In einer Chatgruppe sind Tragebilder von über 100 Vinted-Verkäuferinnen ohne deren Wissen geteilt worden.

Die Seconhand-Plattform Vinted, ehemals Kleiderkreisel, ist mit mehr als 65 Millionen Nutzern weltweit eine der beliebtesten Anlaufstellen, wenn man Kleidung kaufen oder weiterverkaufen möchte. 

Damit Kleid, Shirt oder Top besser präsentiert und schneller verkauft werden, greifen die vorwiegend weiblichen User gerne auf sogenannte Tragebilder zurück. Dabei handelt es sich um Fotos, die eine Person in der Kleidung oder mit den Accessoires zeigen, die sie verkaufen möchte. Dadurch werden Stil und Passform besser veranschaulicht und Verkaufschancen möglicherweise erhöht.

Doch Obacht, denn diese Fotos können missbräuchlich verwendet werden. 

Tragebilder von über 100 Vinted-Usern geteilt

Einer Recherche von NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung zufolge wurden Fotos von über 100 Vinted-Verkäuferinnen aus Deutschland, Frankreich und Italien ohne ihr Wissen und Einverständnis in einer sexualisierten Telegram-Chatgruppe geteilt. 

Anstößige Nachrichten

Auch eine 26-jährige Studentin war unter den Missbrauchsopfern. Ihr ist aufgefallen, dass im Februar vermehrt Nachrichten von Männern mit sexualisierten Inhalten in ihrem Postfach landeten. Beispielsweise wurde gefragt, ob sie auch ihre Unterwäsche zum Kauf anbieten würde. 

Auch "harmlose" Tragebilder missbräuchlich verwendet

Wie Tagesschau berichtet, waren auch Frauen von dem Missbrauch betroffen, die Tragebilder ohne Gesicht und mit neutralem Hintergrund auf Vinted veröffentlichten. Auch solche "harmlosen" Fotos kursierten in der Chatgruppe. 

Bei dem Großteil der mehr als 1.000 Fotos, die sichergestellt wurden, handelte es sich jedoch um Tragebilder, auf denen Frauen in figurbetonten Tops, Kleider oder bauchfreien Shirts zu sehen waren.

Telegram-Gruppe hatte über 2.000 Mitglieder

Auch Nachforschungen der oben genannten Medien stellte sich heraus, dass die Tragebilder der 26-Jährigen in einem Telegram-Kanal namens "Girls of Vinted", der mehr als 2.000 vorwiegend männliche Mitglieder zählte, veröffentlicht wurden. Offenbar wurden auch die Links zu den dazugehörigen Nutzerprofilen hinzugefügt.

Besonders problematisch ist auch die Tatsache, dass in den Profilen häufig Wohnort, Profilbild und Name sichtbar sind.

Ob eine Einzelperson oder eine kriminelle Organisation dahintersteckt, ist nicht klar. Der Telegram-Kanal "Girls of Vinted" wurde inzwischen gelöscht.

Österreich: Dürfen Tragebilder einfach verbreitet werden?

Das unerlaubte Verbreiten von Bildern, insbesondere in einem sexuellen Kontext, wird in Österreich sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Betroffene haben die Möglichkeit, rechtliche Schritte zu ergreifen und unangebrachte Nachrichten bei Vinted zu melden.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte am besten gänzlich darauf verzichten, Tragebilder ins Netz zu stellen.

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