Titanic-Rätsel: Warum gibt es im Wrack keine menschlichen Überreste?

Wrack der Titanic am Meeresgrund
Über 1.500 Menschen sind bei dem Unglück gestorben. Menschliche Überreste wurden jedoch nie gefunden – warum das?

Vor über 113 Jahren ist die RMS Titanic im Nordatlantik gesunken. Mit an Bord des Ozeandampfers waren mehr als 2.200 Menschen, über 1.500 der Personen sollen bei dem tragischen Schiffsunglück ums Leben gekommen sein. Aktuelle Aufnahmen des Wracks verdeutlichen den rapiden Verfall des Linienschiffs. Doch wo sind all die menschlichen Überreste geblieben?

Mithilfe modernster Tauch- und Filmausrüstung konnten bereits einige Relikte wie Taschenuhren, Ringe, Reste von Kleidungsstücken oder Essbesteck geborgen werden. Menschliche Überreste wie Knochen waren jedoch nicht dabei. 

James Cameron: "Haben nie menschliche Überreste gesehen"

Gesunken ist die Titanic aufgrund einer Eisberg-Kollision in der Nacht vom 14. bis 15. April 1912. Entdeckt wurde das Wrack jedoch erst im Jahr 1985. James Cameron, der Regisseur von "Titanic" (1997), der an mehreren Expeditionen zum Wrack beteiligt war, sagte gegenüber der New York Times: "Wir haben Kleidung gesehen. Wir haben ein Paar Schuhe gesehen, was stark darauf hindeutet, dass es dort einmal eine Leiche gab. Aber wir haben nie menschliche Überreste gesehen."

Grund 1: Meeresströmung

Zwar war die Anzahl der Rettungsboote auf der Titanic unzureichend, dennoch gelang es zahlreichen Passagieren, sich eine Rettungsweste anzulegen. Selbst wenn die über Bord gegangen Personen aufgrund des eiskalten Atlantik-Wassers bereits erfroren waren, schwammen die Körper weiterhin an der Meeresoberfläche und wurden von der Stelle, an der das Schiff gesunken ist, von der Strömung weggetrieben. Leichenteile und Knochen wurden demnach im Laufe der Zeit verlagert und waren nicht mehr in Nähe des Wracks. 

Grund 2: Natürliche Zersetzung & Wasserdruck

Meereslebewesen wie Fische, Pilze und Bakterien haben menschliche Überreste nach mehr als 110 Jahren so gut wie vollständig zersetzt. Zudem begünstigt die sauerstoffarme, salzhaltige und druckreiche Tiefsee das Wrack sank auf eine Tiefe von knapp 3.800 Meter den Zerfallsprozess der Knochen. 

Tiefseeforscher Robert Ballard erklärt gegenüber NPR: "Das Wasser in der Tiefsee ist mit Kalziumkarbonat gesättigt, aus dem vor allem die Knochen bestehen. Die Schiffe der Titanic und der Bismarck zum Beispiel liegen unterhalb der Kompensationstiefe für Kalziumkarbonat, sodass sich die Knochen auflösen, sobald die Kreaturen das Fleisch fressen und die Knochen frei liegen."

Grund 3: Bergungsaktionen vor Ort

Eine große Anzahl der rund 1.5000 verunglückten Opfer wurden noch vor Ort oder kurze Zeit später von anderen Schiffen aus dem Wasser geborgen und beigesetzt. Die Anzahl an Passagieren, die tatsächlich mit dem Schiff untergegangen sind, ist verhältnismäßig gering.

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