"Werde die App löschen": Neues Größen-Tool auf Tinder empört

Tinder und andere Dating-Apps wollen KI für Sicherheitskonzepte nutzen.
Tinder testet derzeit ein neues Feature: Bezahlende Nutzer und Nutzerinnen können künftig angeben, welche Körpergröße sie bei potenziellen Matches bevorzugen.
Laut Tinder wolle man "Menschen bewusster zusammenzubringen" und das Dating-Erlebnis relevanter und smarter gestalten. Auf Social Media gehen die Wogen hoch.
Größen-Funktion sorgt für Aufsehen
Die Reaktionen auf das neue Feature ließen nicht lange auf sich warten. Die Körpergröße zählt seit jeher zu den sensibelsten Kriterien beim Online-Dating. Besonders Männer sehen sich durch die neue Funktion im Nachteil. Schon heute heißt es in vielen Bios "Tall men only". Dass Tinder diese Präferenz nun technisch unterstützt, werten Kritiker als Verstärkung von Vorurteilen und Oberflächlichkeiten.
"Werde die App löschen"
Ein Nutzer auf X (ehemals Twitter) kommentierte: "Ich bin nur 168 cm und hatte bisher nie Probleme damit, Dates zu bekommen - das wird sich nun wahrscheinlich ändern und davon halte ich echt nicht viel (...) ich werde die App löschen". Ein User nimmt es mit Humor, verleiht der Diskussion dennoch Nachdruck: "Justice for all us short kings!"
Tinder verteidigt das neue Feature
Laut Tinder handelt es sich beim neuen Feature nicht um einen "Hard Filter", das heißt, die Präferenz beeinflusst zwar die Empfehlungen im Matching-Algorithmus, blockiert jedoch keine Profile aktiv. "Diese neue Funktion ist ein großartiges Beispiel dafür, wie wir mit Dringlichkeit, Klarheit und Fokus entwickeln", erklärte Tinder-Manager Phil Price Fry gegenüber Branchenmagazin TechCrunch. Zudem sind bei Konkurrenten wie Bumble und Hinge diese Filter-Einstellung schon seit mehreren Jahren für Premium-Mitglieder freigeschalten.
Lob von Nutzern
Auch einige Nutzer und Nutzerinnen sind vom neuen Tool begeistert, da es dazu beitragen kann, Missverständnisse zu vermeiden und die Suche nach kompatiblen Partnern und Partnerinnen zu erleichtern."Ich würde sagen, gut, weil es den Leuten viel Zeit erspart, über einen Punkt zu streiten, bei dem die Leute nicht nachgeben werden", so ein Nutzer.
Tinder experimentiert mit KI
Auch Künstliche Intelligenz wird bereits genutzt, um passende Matches vorzuschlagen. Seit Kurzem will man mithilfe der KI jedoch auch das Verhalten der Nutzer verbessern.
Übergriffiges Verhalten analysiert
Die Match Group, die beispielsweise hinter Tinder steckt, hat Künstliche Intelligenz deshalb in ihr "Sicherheitskonzept" mit aufgenommen. Die neue KI-Funktion soll potenziell missbräuchliche oder sexuell aufdringliche Nachrichten erkennen, bevor sie versendet werden. Vor allem stehen Männer im Mittelpunkt dieses Konzepts. Es gehe darum, "Verhaltensänderungen herbeizuführen, damit wir Dating-Erfahrungen sicherer und respektvoller gestalten können", sagte Yoel Roth, Leiter der Abteilung für Sicherheit bei Match gegenüber Financial Times.
Warnhinweis bei missbräuchlichen Nachrichten
Entdeckt die KI also sexualisierte, anstößige Inhalte, wird ein Warnhinweis an den Verfasser ausgeschickt. "Willst du diese Nachricht wirklich absenden?", heißt es in einem Extrafenster. Der Hintergrund: Laut Roth geben männliche User "viel zu viel, viel zu früh" preis. Man wolle so über Normen und das Verhalten auf Dating-Plattformen aufklären, denn scheinbar wissen nicht alle, wie man sich respektvoll zu einem Date verabredet.
Ist die Maßnahme ein Erfolg?
Laut Unternehmen greifen die Maßnahmen bereits. Etwa 20 Prozent der Nutzer änderten ihre Nachrichten ab, nachdem sie den KI-generierten Warnhinweis erhalten haben. Die Nutzerreaktionen sind dabei gemischt. Während insbesondere Frauen solche Filter oft als Schutz vor unerwünschten Nachrichten empfinden, haben andere Nutzer Bedenken, dass Tinder ihre Chats und Bilder automatisch analysiert und speichern könnte. Fragen zum Datenschutz und zur Transparenz der KI-Filter werden derzeit auch offen diskutiert.
Bröckelndes Image
Tinder und Hinge haben derzeit mit stagnierenden Nutzerzahlen zu kämpfen. Vor allem junge Generationen leiden am sogenannten "Dating Burnout" und würden ihren zukünftigen Partner lieber gerne in "natürlicher Umgebung" kennenlernen. Auch ergreift das Unternehmen laut Studie trotz Datenbank und KI-Tools kaum Maßnahmen, um Wiederholungstäter dauerhaft von den Plattformen auszuschließen. Derzeit kann man relativ schnell ein neues Profil erstellen.
Wofür setzen Dating-Apps KI sonst noch ein?
Matching-Algorithmen & Persönlichkeitsanalyse
- KI analysiert Profile, Vorlieben, Chatverläufe und Interaktionsmuster, um passende Matches vorzuschlagen.
- Einige Apps verwenden psychologische Modelle oder Persönlichkeitsanalysen, um die Kompatibilität vorherzusagen.
Chatbots & Gesprächsunterstützung
- KI-basierte Chatbots helfen Nutzern beim Einstieg in Unterhaltungen, indem sie Gesprächsanreize oder passende Antworten vorschlagen.
- Manche Apps nutzen Chatbots zur Simulation von Gesprächen, um das soziale Verhalten der Nutzer zu analysieren.
Betrugserkennung & Sicherheit
- KI erkennt Fake-Profile, Bots und betrügerische Aktivitäten durch Bilderkennung und Verhaltensanalyse.
- Algorithmen analysieren verdächtige Nachrichten und können potenziell schädliche Inhalte markieren oder blockieren.
Bilderkennung & Attraktivitätsbewertung
- KI kann Profilbilder analysieren, um sie mit den Vorlieben anderer Nutzer abzugleichen.
- Einige Apps bieten Funktionen zur automatischen Fotoauswahl basierend auf Engagement-Daten.
Personalisierung der Nutzererfahrung
- KI optimiert das Interface durch personalisierte Vorschläge für Matches, Events oder Orte für Dates.
- Nutzer erhalten basierend auf ihrem Verhalten Empfehlungen, wie sie ihr Profil verbessern können.
Stimmungs- und Emotionserkennung
- Fortgeschrittene KI-Modelle analysieren Textnachrichten oder Sprachnachrichten, um Emotionen zu erkennen und Nutzer besser zu vernetzen.
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