"SkinnyTok": EU-Kommission warnt vor extremen Schlankheitsidealen auf TikTok

SkinnyTok erobert Social Media: Warum ist der Trend gefährlich?
Der Social-Media-Trend "SkinnyTok" sorgt für zunehmende Besorgnis. Unter dem Deckmantel von Fitness und gesunder Ernährung verbreiten sich Inhalte, die extreme Schlankheitsideale fördern und potenziell Essstörungen bei Jugendlichen begünstigen.
Nun hat sich sogar die EU-Kommission eingeschaltet.
Was ist "SkinnyTok"?
Unter dem Begriff "SkinnyTok" (Zusammensetzung aus "skinny", also "dünn" und "Tok" von "TikTok") sammeln sich zigtausende Videos, die extreme Diäten, übermäßigen Gewichtsverlust und ungesunde Körperbilder propagieren. Genutzt werden auch oftmals Hashtags wie #SkinnyTok oder #WhatIEatInADay (übersetzt: Was ich an einem Tag esse). Wie der Name schon sagt, zeigen Nutzer dabei Mahlzeiten, die häufig auf die extrem niedrige Kalorienanzahl hinweisen oder geben sogar Tipps, um Hunger zu unterdrücken.
Junge Mädchen besonders betroffen
Insbesondere Mädchen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren springen auf den gefährlichen Trend auf. In dieser Lebensphase befinden sich viele in einem sensiblen Prozess der Selbstfindung, in dem das Körperbild und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit eine zentrale Rolle spielen. Das ständige Vergleichen mit anderen – besonders mit scheinbar "perfekten" Körpern auf Social Media – kann das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen.
Psychologin Dr. Lena Weiss erklärt dazu gegenüber t-online: "Teenager haben noch keine vollständig gefestigte Identität. Wenn soziale Medien ihnen suggerieren, dass sie nur durch Schlanksein Anerkennung bekommen, kann das sehr gefährlich werden".
Der Rückkehr des Size Zero-Trends
In den letzten Jahren schien sich das Schönheitsideal langsam zu diversifizieren: Kurvige Körper, Body Positivity und Selbstliebe wurden sichtbarer. Doch nun scheint ein "Gegentrend" extreme Schlankheitsideale, wie sie bspw. in den 2000ern weltweit gefeiert wurden, zurückzubringen – befeuert durch Plattformen wie TikTok, Influencer-Trends und sogar durch Stars in der Modebranche.
"Ich dachte, es sei normal"
Betroffene äußern sich auf den Plattformen zu ihren Erfahrungen mit "SkinnyTok". Eine Nutzerin berichtet: "Ich dachte, es sei normal, ständig hungrig zu sein, weil alle es so darstellen." Eine andere schreibt: "Diese Videos haben mein Selbstbild komplett verzerrt, ich hab mich extrem unwohl gefühlt".
Experten warnen vor direkten gesundheitlichen Folgen
Aber nicht nur Psychologen schlagen Alarm. Mediziner wie Dr. Asim Cheema warnen gegenüber The Guardian vor ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Elektrolytstörungen, hormonellen Ungleichgewichten und Herzproblemen durch die Nachahmung solcher Trends. "Was mit einem Kalorienzählen-Spiel beginnt, kann schnell in eine lebensbedrohliche Erkrankung münden", so Cheema.
EU-Kommission untersucht TikToks Verantwortung
Die Europäische Kommission hat aufgrund der Dringlichkeit eine Untersuchung eingeleitet, um zu prüfen, ob TikTok gegen den Digital Services Act (DSA) verstößt, indem es solche Inhalte nicht ausreichend moderiert. Thomas Regnier, Sprecher der Kommission, erklärte: "Wir sind uns des Problems bewusst und nehmen den Schutz von Kindern sehr ernst". Die Untersuchung konzentriert sich darauf, wie TikToks Algorithmus möglicherweise zur Verbreitung schädlicher Inhalte beiträgt.
TikToks Stellungnahme
TikTok wies die Vorwürfe bereits zurück und betonte, dass Inhalte, die gefährliche Körperideale fördern, altersbeschränkt sind oder entfernt werden. Ein Sprecher erklärte: "Wir möchten, dass sich alle Nutzer auf TikTok wohlfühlen und bieten zahlreiche Ressourcen für das Wohlbefinden an." Dennoch zeigen Recherchen, dass problematische Inhalte weiterhin leicht auffindbar sind.
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