"Analphabeten": Zugbegleiter empört mit rassistischen Durchsagen

Die Deutsche Bahn steht unter Beschuss: Frauen mit Kopftuch wurden beleidigt.
Ein Zugbegleiter soll bei einer Bahnfahrt in Deutschland Frauen mit Kopftuch beleidigt haben. Der Fall schockiert das Netz.

Die Betroffenen und mehrere Zeugen bestätigten, dass es auf einer Zugfahrt der Deutschen Bahn zu rassistischen Vorfällen gekommen sei. Der Fall wurde zunächst auf Social Media öffentlich. Nun schaltete sich auch der deutsche Verkehrsminister ein.

Was ist passiert?

"Kopftuchgeschwadern"

Die Vorfälle haben sich vergangene Woche im Regionalexpress der Deutschen Bahn von Mannheim nach Frankfurt ereignet. Laut mehreren Zeugen habe sich der Zugbegleiter über Passagiere beschwert, die die Türen blockierten und somit die Abfahrt verzögerten. "Plötzlich sagte dieser voller Wut in die Sprechanlage etwas von Analphabeten", erklärte einer der Fahrgäste gegenüber dem Hessischen Rundfunk. Danach folgten noch weitere Beleidigungen wie "Vollpfosten und Kopftuchgeschwadern". Der Zug sei sehr voll gewesen, weshalb eine Blockade teils unausweichlich war.

Anti-Rassismus-Coach äußerte sich auf Instagram

Auch ein Anti-Rassismus-Coach Moaad B. befand unter den Passagieren und brachte den Vorfall erstmals über Social Media ans Tageslicht. Er schilderte, dass er prompt mit dem Zugführer über die Sprechanlage Kontakt aufgenommen habe, um sich über das "inakzeptable Verhalten" zu beschweren. Dieser erklärte nüchtern, dass nicht er die Durchsagen macht, sondern der Zugbegleiter. Unter seinem Instagram-Post kam ein weiterer Fahrgast zu Wort: "Ich war im gleichen Zug und konnte einfach nicht glauben, was ich da hörte". Auch andere Nutzer und Nutzerinnen zeigten sich fassungslos und forderten Konsequenzen.

Zivilcourage: Fehlanzeige 

Zudem beschrieb Moaad B. das Verhalten der Mitreisenden als eher enttäuschend. Er sei "einfach nur wütend", dass niemand Courage gezeigt habe. Während der Fahrt bis Frankfurt habe kein anderer Bahnmitarbeiter sich mehr zu dem Vorfall geäußert oder gar entschuldigt, beklagte er. Die meisten anderen Passagiere seien "wie eingefroren" gewesen. Auf Nachfrage der Tagesschau bestätigte eine Zeugin, dass sie sich aus "Angst, nicht heil aus dem Zug zu kommen" nicht eingeschalten haben. 

DB gibt Statement ab

Die Deutsche Bahn entschuldigte sich am Mittwoch bei den betroffenen Fahrgästen: "Die Äußerungen unseres Mitarbeitenden waren nicht nur unprofessionell, sondern auch diskriminierend und haben entsprechende Konsequenzen. Die Haltung der Deutschen Bahn ist klar, wir dulden solche Äußerungen nicht", hieß es im Statement. Das Unternehmen will den Fall nun näher untersuchen und für Aufklärung sorgen. 

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden die genauen Konsequenzen für den Mitarbeiter nicht weiter kommuniziert. "Diese Konsequenzen reichen grundsätzlich, immer abhängig vom individuellen Fall, von Gesprächen mit der Führungskraft über arbeitsrechtliche Maßnahmen bis hin zur Veranlassung einer strafrechtlichen Verfolgung", hieß es.

Verkehrsminister: "Null Toleranz"

Auch der deutsche Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) wurde auf den Fall aufmerksam und nahm Stellung: Rassismus sei durch Stress nicht zu rechtfertigen, schrieb er in einer Mitteilung. "Im öffentlichen Raum gilt dafür genau eine Haltung: Null Toleranz." Er sei sich sicher, dass die Verantwortlichen den Vorgang schnell aufklären und alles tun, um das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen. 

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