Sensationsfund bei Pyramiden: Unterirdische Stadt? Experten streiten

Die drei Pyramiden von Gizeh aus der Luft
Eine riesige Stadt unter den berühmten Pyramiden in Ägypten? Forscher wollen unterirdische Konstrukte und Schächte entdeckt haben.

Sie gehören zu den beeindruckendsten Bauwerken der Menschheitsgeschichte und sind nicht nur das älteste, sondern auch das einzig noch erhaltene der sieben Weltwunder der Antike. Die Pyramiden von Gizeh, die sich nahe Kairo in Ägypten befinden, dienten einst als Grabstätte der Pharaonen. Die Pyramiden geben bis heute Rätsel auf und sind seit Jahrhunderten beliebtes Forschungsfeld.

Zwei Wissenschafter aus Italien und Schottland wollen nun mittels Radartechnologie gewaltige unterirdische Schächte sowie mehrstöckige Strukturen unterhalb der Bauwerke entdeckt haben. Das ganze Netzwerk soll angeblich zehnmal größer sein als die Pyramiden selbst. Veranschaulichungen der Entdeckung verbreiten sich im Netz wie ein Lauffeuer. 

Der Italiener Corrado Malanga von der Universität Pisa, der sich laut Daily Mail neben seiner akademischen Tätigkeit mit UFO-Forschung beschäftigt, und Filippo Biondi von der University of Strathclyde, der auf Radartechnik spezialisiert ist, wollen einen sensationellen Fund gemacht haben, den sie diese Woche in Italien vorgestellt haben. 

Mithilfe der sogenannten SAR-Technologie (Synthetic Aperture Radar) konnten von der Erde reflektierte Radarwellen unterhalb der Khafre-Pyramide analysiert werden. Mit den Daten wurde laut Focus dreidimensionale Bilder erstellt, die zeigen sollen, welcher Komplex sich unterhalb der Pyramiden befinden könnte.

Unterirdische Stadt gefunden?

Neben acht vertikalen, zylinderförmigen Schächten, die von spiralförmigen Gängen umgeben und knapp 650 Meter tief sein sollen, wollen die Forscher auch mehrstöckige Konstrukte, die durch Gänge miteinander verbunden sind, ausfindig gemacht haben. 

Das gesamte Netzwerk soll sich mit einer Ausdehnung von rund 2.000 Metern unter allen drei Hauptpyramiden erstrecken.

In einer Pressemitteilung bezeichnete die Sprecherin des Projekts, Nicole Ciccolo, die Entdeckung als "bahnbrechend" und zeigte auf, dass sich unser Verständnis der archäologischen Erkundung sowie die Grenzen der Satellitendatenanalyse grundlegend verändern könnten. 

Experten äußern Bedenken

Experten zeigen sich jedoch skeptisch und stellen die Gültigkeit beziehungsweise das Ausmaß dieser Behauptungen infrage. 

Ägyptologe Zahi Hawass, der international als einer der bekanntesten Experten für das alte Ägypten gilt, äußerte sich im Interview mit The National: "All diese Informationen sind völlig falsch und entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage." Seiner Meinung nach würde es sich um "Fake News" handeln.

Frühere Untersuchungen haben zwar einige kleine Hohlräume entdeckt, aber nichts, was dem von Biondi und Malanga beschriebenen Netzwerk ähneln könnte.

Professor Lawrence Conyers, ein Radarspezialist an der Universität Denver, erklärte gegenüber Daily Mail, dass nicht möglich sei, mit der SAR-Technologie so tief in den Boden vorzudringen. Die Vorstellung, unter den Pyramiden von Gizeh könne sich eine unterirdische Stadt befinden, hält Conyers, der sich intensiv mit Archäologie beschäftigt hat, für eine "eine große Übertreibung". Durchaus denkbar sei jedoch, dass es unter den Pyramiden kleinere Strukturen wie Schächte, Höhlen oder Kammern gibt. 

Trotz seiner Skepsis merkte der Spezialist an, dass die einzige Möglichkeit, die Richtigkeit und volle Trageweite des Fundes zu beweisen, "gezielte Ausgrabungen" wären, welche von der ägyptischen Regierung genehmigt werden müssten.

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