Besuchte sogar Schulen: Schwere Vorwürfe gegen Wiener Influencer

- Wiener Influencer Paul Grohmann erhebt schwere Pädophilie-Vorwürfe gegen einen anderen Influencer, der minderjährige Follower hat und sexualisierte Inhalte postet.
- Der beschuldigte Influencer, bekannt als 'Hibr8n', wurde trotz seines problematischen Verhaltens in Schulen eingeladen, um mit Kindern zu interagieren.
- In einer Telegram-Gruppe, die über den Instagram-Account des Influencers zugänglich ist, soll er sexuelle Fantasien teilen und unangemessene Inhalte verbreiten.
"Das Video wird jetzt wahrscheinlich verstörend, beängstigend, es wird euch die Haare aufstellen", warnt Sonnenschein Catering in seinem Instagram-Reel.
Paul Grohmann, so der bürgerliche Name des Wiener Influencers, wirkt sichtlich aufgebracht, wird in dem übermäßig langen, fast 10 Minuten dauernden Video, mehrmals laut und greift sich an den Kopf. Schuld an seinem emotionalen Ausbruch ist ein anderer Wiener Influencer.
Ein Influencer mit mehreren Namen wurde zum lokalen Star
"Es geht um diesen Kollegen, der primär Minderjährige als Follower hat, wovon jeder - auch er - weiß, dass er nur minderjährige Follower hat", erzählt Grohmann in seinem Beitrag und blendet das Video eines Mannes ein, der auf einem Bett liegt und sich in den Schritt greift.
Es handelt sich um einen, laut Grohmann vermutlich 43-jährigen Mann, der sich auf TikTok "Hibr8n" nennt. In diversen sozialen Netzwerken soll er andere Namen verwenden, wie etwa "2metermodel Mr Lova Lova".
Seine Inhalte auf Plattformen wie TikTok und Instagram, wo er sich zu einem lokalen Star gemausert hat, sollen sexualisiert sein. Der Mann, der laut Google auch Musiker sei und sogar eine "offizielle" Webseite hat, auf der man ihn für 29 Euro/Stunde buchen kann, soll unangemessene Kontakte zu seinen minderjährigen Followern pflegen. Dabei soll er vermeintlich etliche Grenzen des Erlaubten überschreiten.
Perverse Chats in Telegram-Gruppe
"Das Ärgste" sei aus Grohmanns Sicht aber die Tatsache, dass Nutzerinnen und Nutzer direkt über den Instagram-Account von "2metermodel Mr Lova Lova“ in eine Telegram-Gruppe gelangen können. Man müsse zwar beim Beitritt in diese Gruppe bestätigen, volljährig zu sein, doch das sei reine Formalität. Eine echte Kontrolle gebe es nicht.
Die Chats in dieser Gruppe sollen laut Sonnenschein Catering sexuelle Fantasien des Influencers enthalten, darunter Aussagen über Mädchen, die "groß genug seien" für ihn, sowie Fotos und Videos, in denen junge Frauen nach ihrem Aussehen bewertet werden. Zudem äußere er in der Gruppe mit beinahe 600 Mitgliedern auf vulgäre Art und Weise seine sexuellen Bedürfnisse und suche nach Leuten, die u.a. Interesse am Sex hätten. In einer Umfrage soll der großgewachsene Mann seine Community sogar gefragt haben, ob er ein Masturbationsvideo posten solle - und dies anschließend tatsächlich getan haben.

Schulen haben Influencer als jemanden mit Vorbildfunktion eingeladen
Was Grohmann aber am meisten dazu bewegt habe, einen Appell an die Öffentlichkeit, in erster Linie an die zuständigen Behörden zu senden, ist die Tatsache, dass der Mann in Schulen eingeladen wurde, "um dort zu unterrichten. Er wurde von Lehrern, Direktoren genehmigt und auf Minderjährige losgelassen", so der wütende Vorwurf von Grohmann, der 380.000 Follower auf Instagram hat.
Der Mann sei mit einer "Vorbildfunktion" den Kindern präsentiert worden. "Wie kann es sein, dass jemand mit solchem Online-Verhalten Zugang zu Kindern in Bildungseinrichtungen erhält?“, fragt sich Sonnenschein Catering und weist darauf hin, dass die Vorwürfe und Hinweise auf problematisches Verhalten seines Social-Media-Kollegen bereits seit Längerem kursieren.
Andere, weniger bekannte Influencer-Kollegen, hätten Beweise darüber gesammelt und sie in ihren Kanälen präsentiert. Es sei jedoch keine offizielle Stelle eingeschritten, um etwas dagegen zu tun. Daher ruft Grohmann zum Handeln auf: "Ich tue, was in meiner Macht steht. Aber ich bin kein Ermittler, keine Behörde. Ich brauche Unterstützung - wir alle müssen Kinder schützen.“
Aufruf an Eltern, kompromittierendes Material zu schicken
Am Mittwoch startete Grohmann auch einen Aufruf an die Eltern betroffener Kinder. "Sie mögen mir alles zukommen lassen, was Sie für kompromittierend halten: Screenshots, Chatverläufe, anstößige Bilder etc.", erklärte er in einem Telefonat mit dem KURIER. Einige Rückmeldungen habe er bereits nach kurzer Zeit erhalten, die allerdings sorgfältig geprüft werden müssten.
Auch das Bildungsministerium hat sich bei ihm gemeldet. "Man hat mir gesagt, dass man an der Sache dran sei." Dies versicherte dem KURIER gegenüber auch die Sprecherin von Bildungsminister Christoph Wiederkehr, Susanne Leitner. "Im Zusammenhang mit den derzeit kursierenden Berichten und Diskussionen auf Social Media rund um den Influencer 'Hibr8n' hält das Bildungsministerium fest, dass dieser zu keiner Zeit eine vortragende oder lehrende Tätigkeit an einer öffentlichen Schule ausgeführt hat. Uns ist zur Kenntnis gebracht worden, dass sich der betroffene Influencer in einigen Fällen im Umkreis von einzelnen Schulstandorten in Wien aufgehalten hat, eine von ihm selbst angekündigte 'Schultour' - etwa in Form von genehmigten Veranstaltungen auf dem Schulgelände - hat jedoch nicht stattgefunden", heißt es in der Stellungnahme.
Und: "Schulfremden Personen ist ohne ausdrückliche Genehmigung der zuständigen Bildungsdirektion das Betreten von Schulgeländen untersagt. Sobald die Bildungsdirektion für Wien von dem öffentlich einsehbaren Tourplan des Influencers erfahren hat, wurden umgehend alle in diesem Plan genannten Schulen informiert."
"Eines Nachmittags stand er plötzlich ohne unser Wissen vor der Tür"
Wie kam es überhaupt zu den besagten Schulbesuchen des umstrittenen Influencers? Der KURIER hat diese Frage allen Schulen, die im Instagram-Video von Sonnenschein Catering vorkommen, gestellt. Bis Mittwochnachmittag erhielten wir lediglich eine Antwort - von der Pressestelle des BFI Wien, dessen Kaufmännische Schule am Standort Margareten der Mann ebenso besucht hat.
Die Stellungnahme im Wortlaut:
"Eingangs wollen wir klarstellen: Der Auftritt des besagten Influencers in unseren Räumlichkeiten war weder mit uns noch der Bildungsdirektion akkordiert und erfolgte definitiv nicht auf unsere Einladung. Nach heutigem Wissensstand hat der Influencer im Herbst des letzten Jahres auf seinen Social Media-Kanälen eine regelrechte Tour durch unterschiedliche Schulen in Wien und Niederösterreich angekündigt – wovon wir jedoch keine Kenntnis hatten. Eines Nachmittags im Oktober 2024 stand er plötzlich ohne unser Wissen – umringt von zahlreichen Jugendlichen – vor der Tür in der Margaretenstraße. Um diesen flashmobartigen Auftritt nicht weiter eskalieren zu lassen und eine gravierende Verkehrsbehinderung zu unterbinden, wurde der Herr ins Schulgebäude gebeten. Aufgrund der Euphorie der Jugendlichen, einen „Influencer“ persönlich zu treffen, ließ sich die Lehrperson dazu verleiten, die Person einzuladen, sich vor den anwesenden Schülerinnen und Schüler kurz vorzustellen. Ein Lapsus, wie sich im Nachgang herausgestellt hat, der in einem „ich habe an dieser Schule unterrichtet“-YouTube-Video mündete. Wir distanzieren uns von diesem Video und dieser Vorgangsweise und haben auch sofort veranlasst entsprechendes Material zu löschen, nachdem uns Informationen zu den fragwürdigen Nebenprojekten erreicht haben."
Etwas später meldete sich auch die Direktorin des International Business College Hetzendorf, Andrea Tuschl-Reisinger, zu Wort. "Ich habe am Donnerstag, 7. November 2024, im Rahmen einer Direktorentagung von anderen Kolleg*innen erfahren, dass Herr Graham derzeit auf 'School-Tour' ist und auch unsere Schule von ihm als Schule genannt wird, die er besuchen möchte. Unverzüglich habe ich meine Stellvertreterin angerufen, die auch Portier und Schulwarte informiert hat, den Eingangsbereich im Auge zu behalten. Tatsächlich ist Herr Graham noch am selben Mittag vor dem Schulgebäude erschienen", schrieb sie in einer Mail und stellte klar: "Er wurde NICHT von uns eingeladen, er hatte KEINEN Gastvortrag."
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