Öfferl: Bäckerei reagiert auf Vorwürfe von Ex-Mitarbeitern

Öfferl Wien: Vorwürfe gegen Bio-Bäckerei von Ex-Mitarbeitern
Zusammenfassung
- Ehemalige Mitarbeiter werfen der Bio-Bäckerei suboptimale Arbeitsbedingungen vor.
- Auf kununu erhält Öfferl als Arbeitgeber vorwiegend schlechte Bewertungen.
- Öfferl räumt Fehler ein, betont aber Verbesserungen und investierte Ressourcen in Führung sowie Schulung.
In knapp drei Wochen eröffnet der umgebaute Öfferl-Shop in der Mariahilferstraße. Eine von insgesamt sieben Filialen in Wien. Die Bäckerei aus dem Weinviertel wird seit 1968 in dritter Generation geführt. Vor knapp zehn Jahren wurde der Betrieb auf Bio umgestellt.
Die Firmenphilosophie der beliebten Bäckerei basiert auf Werten wie Natürlichkeit, Zeit und Handwerk. Von "Herzblut, Erfahrung und Gefühl" ist die Rede auf der Homepage und auf der Öfferl-Instagram-Seite heißt es: "Zusammenhalt wird bei uns großgeschrieben!"
So jedenfalls in der Theorie, denn hinter den Kulissen soll laut einigen ehemaligen Angestellten angeblich ein anderer Wind wehen. "Außen hui, innen pfui", heißt es beispielsweise in einem Beitrag zu Öfferl auf kununu, einer Online-Plattform für Arbeitgeberbewertungen.
Suboptimale Arbeitsbedingungen?
Harte Vorwürfe, die bereits Ende Jänner laut wurden, als das Onlinemagazin Moment auf vermeintliche Missstände aufmerksam gemacht hat. Dazu wurde auch ein TikTok-Video gedreht, welches viral ging und in den letzten Tagen erneut Fahrt aufgenommen hat.
Im Fokus der Berichterstattung standen insbesondere: Angebliche Überwachung per Videokamera, Misstrauen gegenüber der Belegschaft, fehlende Klimaanlagen, Hierarchiedenken sowie ein rauer Umgangston. Fünf ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sprachen mit Moment über negative Erfahrungen, die sie während ihres Angestellten-Verhältnisses bei Öfferl gemacht haben sollen.
Schlechte Bewertungen auf kununu
Auf kununu schneidet die Bäckerei als Arbeitgeber nicht sonderlich gut ab. 20 Bewertungen lassen sich auf der Plattform finden, die Weiterempfehlung liegt bei 26 Prozent. In einem Beitrag heißt es: "Auf das Image nach außen wird von Seiten der Geschäftsführung sehr geachtet inklusive selbst betriebenen Social-Media-Kanälen, auf denen krampfhaft versucht wird, das idyllische Bild einer kleinen, ländlichen, familienbetriebenen Biobäckerei zu zeichnen, was [...] längst nicht mehr der Wahrheit entspricht."
Kritikpunkte weiterer Bewertungen:
"Nach außen hin gutes Image, aber intern kaum auszuhalten. Sehr respektlos den MitarbeiterInnen gegenüber. Wertschätzung existiert nicht; auf jegliche Kritik wird nicht eingegangen oder sie wird gekonnt ignoriert."
"Verhältnis zur Geschäftsleitung: Ganz schlecht. Kaum sichtbar in den Filialen in Wien, konservative Strukturen, mit starkem Hierarchiedenken, Mitarbeiter*innen wurden demnach nie in Entscheidungsprozesse miteinbezogen, sondern ihnen wurden eher mit Misstrauen entgegengebracht (endete auch mit Kameras im Verkaufs- und Backstubenbereich), ganz schlechte Kommunikation mit Mitarbeiter*innen, richtige top-down Strukturen, wie man es sich von einem Unternehmen wie Öfferl nicht erwarten würde."
Stellungnahme von Öfferl
Der Bäckereibetrieb hat zu den Anschuldigungen Stellung dem Magazin gegenüber bezogen und weist unter anderem den Vorwurf von sich, die Kameras im Eingangsbereich der Filialen seien zur Überwachung der Mitarbeiter gedacht. Die Maßnahme wurde ergriffen, um das Risiko eines Diebstahls und Einbruchs zu reduzieren oder zu verfolgen.
Einige Fehler räumte Öfferl ein: "In vereinzelten Fällen war aber vielleicht alles rechtens, aber doch nicht richtig. Zu diesen Fehlern stehen wir und wir tun alles, um das in Zukunft zu vermeiden." Zudem sollen sich viele der Kritikpunkte bereits verbessert haben. Es sei "viel Zeit und Geld in die Führungsebene und die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert" worden.
In Anbetracht des rasanten Wachstums seien "systemische und zwischenmenschliche Herausforderungen unvermeidbar".
Bäckerei ergriff bereits im Sommer 2024 Verbesserungsmaßnahmen
Die Geschäftsführung von Öfferl bezog am Donnerstag dem Kurier gegenüber ebenfalls Stellung und erklärte: "Wir haben zu keinem Zeitpunkt bestritten, dass es zu vereinzelten Fehlern gekommen ist, die aufgrund des raschen Wachstums entstanden sind und die wir aufrichtig bedauern. Dafür gilt auch unsere klare Entschuldigung."
Gleichzeitig wird betont, dass keine Gesetze gebrochen wurden und die Bäckerei "kein einziges Mal gerichtlich oder durch die Arbeiterkammer belangt oder gar verurteilt worden" ist. Bereits seit Sommer 2024 wurden Maßnahmen ergriffen und "Schwächen in Angriff genommen". So sei beispielsweise eine mittlere Führungsebene eingeführt und Führungskräfte geschult worden.
Grundsätzlich sollte man jedoch im Hinterkopf behalten, dass vorwiegend negative Erfahrungen öffentlich gemacht werden, während viele zufriedene Angestellte und Kunden oft nicht zu Wort kommen.
Kommentare