Nacktfoto-Erpressungen bei Jungen nehmen zu: Täter nutzen oft KI

Immer mehr Jugendliche sind von Erpressung durch KI-Bilder betroffen (Symbolbild).
Die digitale Erpressung mit intimen Bildern (Sextortion) nimmt weiter dramatisch zu – und sie trifft zunehmend jüngere Opfer.
Besonders alarmierend: Täter setzen immer häufiger Künstliche Intelligenz ein, um realistisch wirkende Bilder zu erzeugen. Ein besonders brisanter Fall erschüttert derzeit die USA, aber auch in Österreich steigt die Opferzahl.
16-Jährige mit Fake-Bildern bedroht
Im US-amerikanischen Bundesstaat Kentucky wurde kürzlich ein Fall bekannt, bei dem ein 16-jähriger Jugendlicher von Unbekannten kontaktiert wurde, die ihm KI-generierte Nacktbilder zuschickten und eine Geldzahlung in Höhe von 3.000 US-Dollar forderten. Die Aufnahmen zeigten ihn in kompromittierenden Posen, obwohl derartige Fotos nach bisherigen Erkenntnissen nie existiert haben. Die internationale Sicherheitsbehörde FBI bestätigte daraufhin den Trend. "KI macht es ihnen leichter, glaubwürdige Erpressungsszenarien zu konstruieren", so die US-Behörde.
Deutlicher Anstieg auch in Österreich
Auch in Österreich zeigt sich ein besorgniserregender Trend: Laut der Beratungsstelle Rat auf Draht stieg die Zahl der Sextortion-Fälle im Jahr 2024 erneut an. Insgesamt wurden 327 Beratungsgespräche zu diesem Thema geführt, ein Plus von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind laut Statistik Burschen und junge Männer (72 Prozent der Beratungen), jedoch nimmt auch der Anteil betroffener Mädchen deutlich zu.
Sogar Elfjährige betroffen
Auffällig ist zudem, dass die betroffenen Personen immer jünger werden. Den größten Zuwachs verzeichnete die Altersgruppe der 11- bis 14-Jährigen mit einem Anstieg von 178 Prozent. Gegenüber dem KURIER äußerte sich eine Rat-auf-Draht-Sprecherin und Sozialpädagogin zu den Gründen: "Jugendliche sind besonders gefährdet, weil Täter gezielt die Sehnsucht nach Nähe, Beziehung und Anerkennung ausnutzen und viele sich in Phasen der Einsamkeit besonders empfänglich für die Kontaktaufnahme zeigen."
Täter verfolgen klares Muster
Über soziale Netzwerke, Online-Games oder Dating-Plattformen nehmen die Täter, häufig unter falscher Identität, Kontakt zu Jugendlichen aufgenommen. Während sie früher eher auf die scheinbare Vertrauensbasis setzten und somit aus "freien Stücken" Nacktbilder von den Opfer erhielten, manipuliert sie Erpressungsmaterial heutzutage meist selbst. Hierfür reichen bereits wenige Bilder des Opfers, die über Social Media-Profil leicht heruntergeladen werden können. Tools wie DeepNude-Klone (seit 2019 verboten, aber als Open-Source weiterverbreitet) generieren aus einfachen T-Shirt-Fotos Nacktbilder.
Was können Betroffene tun?
Die Experten und Expertinnen von Rat auf Draht raten im Fall einer Erpressung:
- Nicht auf Forderungen eingehen, kein Geld senden
- Kontakt sofort abbrechen
- Beweise sichern (z. B. Screenshots)
- Weiterverbreitung über Tools unterbinden (Take It Down, STOPNCII)
- Erpressung auf Plattformen melden
- Anzeige bei der Polizei erstatten
Prävention spielt wichtige Rolle
Laut Sozialpädagogin Piriwe ist es zudem wichtig, bereits vorher mit Kindern und Jugendlichen darüber zu sprechen. "Präventiv ist wichtig, Kinder und Jugendliche frühzeitig offen über Risiken aufzuklären, sie im kritischen Umgang mit Online- Kontakten zu stärken und ihnen zu vermitteln, dass sie bei unangenehmen Situation klar Nein sagen und sich jederzeit an eine Vertrauensperson wenden können."
- Ö3 Kummernummer: 116 123 (täglich von 16:00 bis 24:00 Uhr)
- Rat auf Draht: 147 (für Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen rund um die Uhr)
- Telefonseelsorge: 142 (rund um die Uhr)
- Kriseninterventionszentrum Wien: 01 4069595 (Montag bis Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr)
- Kriseninterventionsteam des Landes Steiermark: 0316/877 - 6551
- 24h Niederösterreichisches Krisentelefon: 0800 202016
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