Immer mehr junge Männer finden keinen Job

Immer mehr junge Männer finden keinen Job
Berufseinstieg und längerer Verbleib in Beschäftigung sind die größten Herausforderungen für den Arbeitsmarkt.

Der Berufseinstieg ist in Österreich schwieriger geworden. Ebenso schwierig ist es – wie von der Regierung gewünscht – länger im Berufsleben zu verbleiben. Wie schwierig, zeigt die aktuelle Analyse "Arbeitsmarkt im Fokus" von Arbeiterkammer und Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), die dem KURIER vorliegt. Demnach wiesen im zweiten Halbjahr 2014 die 20- bis 24-jährigen Männer mit 11,3 Prozent die höchste Arbeitslosenquote aller Altersgruppen auf.

Nur knapp dahinter mit 11,1 Prozent folgen über 55-jährige Männer (Gesamt: 8,3 Prozent). Bei den Älteren steigt zwar aufgrund der Demografie auch die Beschäftigung, die Arbeitslosigkeit jedoch mehr als doppelt so stark. Bei den Jüngeren macht sich der Geburtenrückgang nur bei der Beschäftigung bemerkbar (siehe Grafik).

Immer mehr junge Männer finden keinen Job

"An den Altersrändern des Erwerbslebens gibt es die größten Probleme. Sowohl die Einstiegsphase als auch der Verbleib in Beschäftigung sind schwieriger geworden", fasst WIFO-Arbeitsmarktexperte Helmut Mahringer zusammen. Die hohe Quote bei den über 20-Jährigen erklärt sich auch dadurch, dass in dieser Altersgruppe die staatliche Ausbildungsgarantie (überbetriebliche Ersatz-Lehrstellen) nicht mehr wirkt. Wie wichtig diese ist, zeigt die deutliche Entspannung der Lage bei den 15- bis 19-Jährigen.

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Typologie

Doch arbeitslos ist nicht gleich arbeitslos. Das WIFO erstellte anhand der AMS-Daten der vergangenen fünf Jahre eine eigene "Typologie von Arbeitslosen". Die wichtigsten Erkenntnisse:

Instabilität
Rund 30 Prozent der Betroffenen, vor allem Jüngere, sind zwar relativ häufig, aber nur kurz arbeitslos. Dies hängt mit einem hohen Arbeitskräfteumschlag, bedingt durch die Saisonalität im Tourismus und am Bau, aber auch mit der gestiegenen Flexibilisierung zusammen. "Hier zeigt sich, dass Österreich einen großen Anteil instabiler Beschäftigung hat", analysiert Mahringer. In ein stabiles Arbeitsverhältnis wechseln aus dieser Gruppe nur die wenigsten. Allerdings ist das AMS laut Studie auch "Personalpool" für Kündigung und Wiedereinstellung beim selben Arbeitgeber.

Ausgrenzung
Immerhin 18 Prozent der Arbeitslosen waren im Fünfjahreszeitraum in Summe mehr als 2,5 Jahre arbeitslos. Der Anteil jener, die sehr viel und lange arbeitslos waren, ist seit 2010 um knapp ein Viertel angestiegen. Hauptbetroffene sind mit einem Anteil von 40 Prozent über 55-Jährige, viele davon gering qualifiziert und/oder mit gesundheitlichen Problemen. Je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto höher ist laut Studie die Ausgrenzung. So stieg im zweiten Halbjahr die Zahl der Notstandshilfe-Bezieher im Jahresvergleich gleich um 17 Prozent an. Mahringer spricht sich angesichts der "bedrohlichen Entwicklung" für eine Neuorientierung der Arbeitsmarktpolitik aus. Weil die Re-Integration immer schwieriger werde, müsse etwa noch mehr zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit getan werden.

Auch für AK-Arbeitsmarktexpertin Ilse Leidl-Krapfenbauer reichen die aktuellen AMS-Fördermaßnahmen für Ältere nicht aus. "Die Firmen stellen sie trotz der gewährten Lohnsubventionen nicht ein". Sie fordert eine rasche Umsetzung des im Regierungsprogramm vereinbarten Bonus-Malus-Systems für Betriebe. Für über 60-jährige Arbeitslose müsste es mehr Überbrückungsjobs in die Pension bei sozialökonomischen Betrieben geben. Die erhöhte Problemlage erfordere mehr, nicht weniger Budget für das AMS.

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