"Krone ist problematisch": Miss-Wahl in Niederlande abgeschafft
Nach 35 Jahren wird die Wahl zur "Miss Niederlande" eingestellt. Die Veranstalterin Monica van Ee erklärte, dass der Wettbewerb nicht mehr "zeitgemäß" und teilweise problematisch sei. Das sind die Gründe dafür.
Veranstalterin Monica van Ee betonte gegenüber France24, dass eine Neuausrichtung von Schönheitswettbewerben dringend notwendig ist. "Schärpe und Krone sind nicht mehr zeitgemäß und teils problematisch", erklärte sie. Wichtig sei es, einen Platz zu schaffen, an dem Frauen sich gegenseitig stärken und wachsen können.
Schönheitswettbewerb: Niederlande erreichte Meilenstein
Trotzdem habe der Wettbewerb in den vergangenen Jahren ein "einzigartiges Erbe" hinterlassen. Besonders bemerkenswert ist, dass erst vor Kurzem ein Meilenstein hinsichtlich der Miss-Wahlen erreicht wurde: Die Miss Niederlande 2023, Rikkie Valerie Kollé, war nämlich die erste Transfrau, die den Titel gewann.
Im Juni 2024 wurde Amber Rustenberg zur Miss Niederlande gekürt und ist damit die letzte Gewinnerin des prestigeträchtigen Titels.
Kontroverse um Transfrau war Auslöser für Entscheidung
Die Wahl, Rikkie Kollé zur Siegerin zu küren, brachte jedoch nicht nur positive Resonanz, sondern auch kritische Stimmen und sogar Morddrohungen – ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Debatte über Geschlechteridentität und Tradition. Inklusion und Empowerment könnten im Zuge eines klassischen Schönheitswettbewerbs nicht mehr ausreichend gefördert werden.
Neue Miss-Wahl online?
Um den neuen Ansprüchen gerecht zu werden, soll eine neue Online-Plattform mit dem Namen "No Longer Of This Time" ins Leben gerufen werden. Amber Rustenberg soll den Rest ihrer Amtszeit dazu nutzen, diese Plattform aufzubauen. Für sie sei es ein Übergang von der Repräsentation des Wettbewerbs zu einem neuen Kapitel, das sich ganz dem Empowerment von Frauen widmet.
Warum sind Miss-Wahlen problematisch?
Miss-Wahlen sind aus verschiedenen Gründen problematisch. Hier sind die zentralen Kritikpunkte:
- Förderung von Oberflächlichkeit und Reduktion auf Äußerlichkeiten: Schönheitswettbewerbe stehen in der Kritik, Frauen primär auf ihr Aussehen zu reduzieren. Obwohl einige Wettbewerbe inzwischen auch auf Persönlichkeit und Fähigkeiten achten, bleibt der Fokus oft auf körperlicher Attraktivität.
- Objektifizierung von Frauen: Miss-Wahlen verstärken die Objektifizierung, indem sie Frauen wie in einem Wettbewerb "bewerten". Kritiker argumentieren, dass dies Frauen zu Objekten macht, die für ihre Schönheit konsumiert und beurteilt werden, statt sie als komplexe Individuen zu respektieren.
- Unzeitgemäße Schönheitsideale: Viele Wettbewerbe fördern ein enges und oft unrealistisches Schönheitsideal. Dies kann zu einem gesellschaftlichen Druck führen, sich an bestimmte Normen anzupassen, was wiederum das Selbstwertgefühl beeinträchtigen kann.
- Körper- und Selbstwertprobleme: Die Teilnahme an oder das Beobachten von Miss-Wahlen kann dazu führen, dass Frauen sich mit den Teilnehmerinnen vergleichen und sich unzureichend fühlen. Dies kann Essstörungen, ein negatives Körperbild oder ein geringes Selbstwertgefühl fördern.
- Inklusivitätsprobleme und Diskriminierung: Historisch waren Schönheitswettbewerbe oft exklusiv, mit strikten Anforderungen an Geschlecht, Alter, Gewicht, Herkunft oder Familienstand. Die Wahl von Transfrauen oder Frauen mit unterschiedlichen Körperformen wird mittlerweile zwar häufig gefeiert, stößt jedoch immer noch auf Gegenreaktionen und zeigt, wie tief verwurzelt die ursprünglichen Ausschlusskriterien sind.
- Kommerzialisierung und Ausbeutung: Miss-Wahlen sind häufig stark kommerzialisiert. Sie profitieren finanziell von Teilnehmerinnen, Sponsoren und Medien, während die Teilnehmerinnen oft wenig davon haben. Die Kosten für Training, Kleidung und Teilnahmegebühren können für Bewerberinnen hoch sein, ohne Garantie auf Erfolg.
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