Maddie McCann: Kommt es zum Durchbruch im Vermisstenfall?

Maddie McCann mit rotem Samtkleid und blonden Haaren
In einem Geheimversteck des Hauptverdächtigen wurden Kinderkleidung, Waffen und Missbrauchsfotos festgestellt.
Am Abend des 3. Mai 2007 verschwand die damals dreijährige Madeleine "Maddie" McCann im Portugal-Urlaub aus dem Schlafzimmer des Ferienapartments in Praia da Luz. Ihre Eltern, Kate und Gerry McCann, saßen mit Freunden nur wenige Meter Luftlinie entfernt beim Abendessen und schauten alle 20 Minuten nach den Kindern, als die Mutter plötzlich ein leeres Bett und ein geöffnetes Fenster vorfand.

Juni 2025: neue Suchaktion abgeschlossen

Das Foto des blonden Mädchens mit den blauen Augen und dem markanten Fleck in der Iris ging damals um die Welt. Seit über 18 Jahren suchen die Behörden fieberhaft nach dem britischen Kind. Insgesamt wurden seit 2011 für Ermittlungen in dem Vermisstenfall mehr als 13,2 Millionen Pfund ausgegeben. 

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Braunschweig startete am 3. Juni 2025 eine neue dreitägige Suchaktion an der südportugiesischen Algarveküste, die inzwischen beendet wurde. Deutsche und portugiesische Behörden erhoffen sich dadurch einen Durchbruch. Grund für die erneute Suche sowie Ergebnisse sind unbekannt.

Sexualstraftäter Christian B. ist Hauptverdächtiger

Jahrelang gab es keine heiße Spur, dann fiel der Verdacht schließlich auf einen Deutschen, der sich zur Tatzeit ganz in der Nähe von Praia da Luz aufhielt. Der mehrmals vorbestrafte Sexualstraftäter Christian B. steht laut der Staatsanwaltschaft in Braunschweig im Verdacht, das Mädchen ermordet zu haben. "Wir sind sicher, dass er der Mörder von Madeleine McCann ist", berichtete Oberstaatsanwalt Hans Christian Wolters bereits 2022 im portugiesischen Fernsehen.

Derzeit sitzt er in Deutschland eine Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen Amerikanerin in Praia da Luz ab. Bisher gibt es jedoch keine Anklage gegen ihn im Fall Madeleine McCann, da die Beweise noch nicht für einen Haftbefehl ausreichten. Es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. Doch neue Indizien belasten den Hauptverdächtigen. 

Neue Hinweise: Steht Polizei vor Durchbruch?

Nun sickerten neueste Ermittlungsergebnisse durch, die der Staatsanwaltschaft zwar schon länger vorliegen, der Öffentlichkeit aber bisher nicht bekannt waren. Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung The Sun spürte ein Polizeihund 2016 auf einem verlassenen Fabrikgebäude, das der Hauptverdächtige nach Madeleines Verschwinden gekauft hatte, das Grab seines verstorbenen Hundes auf. Dort fanden die Ermittler auch mehrere Speichermedien mit verstörenden Bildern.

Maddie McCann: Welche neuen Spuren gibt es?

Neue Indizien: 

  • In dem verlassenen Fabrik-Versteck von Christian B. wurden Masken, Chemikalien und Schusswaffen gefunden.
  • Zudem wurde eine Kiste mit Bildern von Mädchen im Alter von vier und fünf Jahren entdeckt. Darin befanden sich außerdem Kinderkleidung, mehr als 75 Kinderbadeanzüge, Spielzeug und Kinderfahrräder (der Verdächtige selbst hat keine Kinder).
  • Darüber hinaus wurde eine Festplatte mit Bildern sichergestellt, welche die Ermittler weiterhin geheim halten.
  • In dem Grab seines toten Hundes fand man eine Brieftasche mit sechs USB-Sticks und zwei Speicherkarten, die höchst beunruhigendes und verstörendes Material enthielten.

Großangelegte Suchaktion

Die Suchaktion soll laut BILD auf Initiative des BKA stattfinden, dabei soll die portugiesische Polizei mit den deutschen Kollegen zusammenarbeiten. Es ist der erste große Einsatz in Portugal seit 2023. Das Suchgebiet liegt zwischen dem Ocean Club, aus dem das Mädchen 2007 verschwunden ist, und einer Villa, in der der Hauptverdächtige zum Tatzeitpunkt lebte.

Explizite Chats und Zeugenaussage

Des Weiteren konnten Skype-Chats nachgewiesen werden, in welchen Christian B. explizite Vergewaltigungsfantasien mit Kleinkindern beschrieben habe. Unter anderem schrieb er, er wolle "etwas Kleines einfangen und es tagelang benutzen" oder "Ich werde eine Menge Filme machen ... Ich werde genau dokumentieren, wie sie gequält wird."

Der Hauptverdächtige soll vor Jahren einem Bekannten auf einem Musikfestival gestanden haben, dass er etwas mit dem Verschwinden von Madeleine McCann zu tun hat. "Maddie hat nicht einmal geschrien", soll der Christian B. gesagt haben. 2008 gab der Bekannte diese Information laut eigener Aussage an Scotland Yard, den Londoner Polizeibehörden, weiter. Gegenüber der Bild-Zeitung meldete sich der Zeuge 2023 zu Wort und erklärte: "Aber da ist halt nichts passiert. Man hat mich nie wieder zurückgerufen und man hat auch nie den Herrn B. daraufhin festgenommen."

2017 meldete sich der Zeuge erneut bei Scotland Yard, doch dieses Mal wurde dem Hinweis nachgegangen, was letzten Endes zum Prozess führte. 

Wann wird Christian B. aus der Haft entlassen?

Christian B. sollte eigentlich spätestens im September 2025 seine siebenjährige Strafe wegen Vergewaltigung einer 72-jährigen Amerikanerin in Praia da Luz – der Ort, an dem auch Madeleine McCann verschwunden ist – abgesessen haben. Der 48-Jährige hatte einen Antrag auf vorzeitige Entlassung gestellt und hätte möglicherweise früher freikommen können. 

Doch einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge soll er im März 2024 eine Justizbeamtin beleidigt haben. Infolge dieses Vorfalls wurde er am 15. Mai 2025 dem Amtsgericht Lehrte vorgeführt. Er wurde zu einem Monat Haft auf Bewährung verurteilt. Nach Angaben aus Justizkreisen könnte sich seine ursprünglich für Herbst 2025 geplante Haftentlassung nun auf Jänner 2026 verschieben.

Reichen die Indizien für einen Haftbefehl?

Die Ermittler befürchten, der Verdächtige könne sich nach seiner Freilassung im Ausland absetzen. Die Zeit drängt, um belastbare Beweise vorzulegen, die einen Haftbefehl erwirken (wie etwa DNA-Spuren oder eine Leiche) können. Noch sei dies nicht der Fall, wie Oberstaatsanwalt Wolters gegenüber t-online erklärt: "Wären die Indizien so gut, dass sie reichen würden, hätten wir den Haftbefehl im Fall Maddie längst beantragt." 

Hinsichtlich des Berichts in der britischen The Sun äußerte sich Wolters folgendermaßen gegenüber News38: "Zu den Spekulationen in den britischen Medien und der 'Bild' äußern wir uns nicht. Wir machen nach wie vor keine Angaben zu den uns in dem Verfahren vorliegenden Beweismitteln."

Ex-Mitbewohner über Christian B.: "Er ist eine tickende Zeitbombe"

Thomas H., ein früherer Mitbewohner des Hauptverdächtigen im Fall Madeleine McCann, hat sich nun gegenüber der britischen Zeitung Mirror geäußert und Christian B. als "tickende Zeitbombe" bezeichnet. Mitte der 1990er-Jahre lebte er rund drei Jahre lang mit Christian B. in einer Wohngemeinschaft in Deutschland. In dieser Zeit habe er den heute unter Verdacht stehenden Mann als extrem unberechenbar erlebt.

Er hatte "zwei Gesichter", berichtet Thomas H., denn einerseits sei Christian B. freundlich gewesen, doch zugleich habe er massives Aggressionspotential gezeigt: "Wenn ihn etwas störte, wurde er aggressiv und unkontrollierbar. Man konnte ihn nicht stoppen." Ein besonders dramatischer Vorfall sei ihm in Erinnerung geblieben: Christian B. habe eine Glasflasche nach ihm geworfen, wobei ein Splitter sein Auge verletzt habe und er im Krankenhaus behandelt werden musste.

Der Ex-Mitbewohner habe "gezittert", sobald Christian B. im Wohnheim war. Für ihn steht fest: "Er ist eine Gefahr. Er sollte nicht freigelassen werden, das wäre mein Wunsch."

Kommentare