Studie enthüllt: Mittlere Geschwister werden am ehesten kriminell

Rücken von 3 Männern
"Sandwich-Kinder" geraten laut einer neuen Studie eher auf die schiefe Bahn, als ihre Geschwister. Was steckt dahinter?

Zusammenfassung

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  • Mittlere Kinder geraten laut Studien häufiger in Konflikt mit Regeln und zeigen um 33 Prozent mehr straffälliges Verhalten als Erstgeborene.
  • Ursachen für das Verhalten können weniger elterliche Aufmerksamkeit, Identitäts-Schwierigkeiten und Minderwertigkeitsgefühle sein.
  • Erziehungsansätze wie die Förderung von Selbstregulation können straffälligem Verhalten entgegenwirken.

Eine aktuelle Studie kommt zu eindeutigen Ergebnissen: Die mittleren Kinder neigen am ehesten dazu, Autoritäten infrage zu stellen und infolgedessen in Konflikt mit Regeln und dem Gesetz zu geraten. Das können Gründe sein.

Studie: Jüngere Geschwister häufiger betroffen

Professor Joseph Doyle vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) analysierte bereits im Jahr 2017 Daten von tausenden Brüderpaaren aus Dänemark und Florida. Dabei entdeckten er und sein Forschungsteam, dass zweitgeborene Jungen durchschnittlich 20 bis 40 Prozent häufiger von schulischen Disziplinarmaßnahmen betroffen oder in strafrechtliche Vorfälle verwickelt waren als ihre erstgeborenen Brüder.

Sandwich-Kinder am stärksten betroffen

Besonders interessant wurde es, als mehr als zwei Geschwister untersucht wurden. Eine aktuelle Studie von den kanadischen Wissenschaftern Michael Ashton und Kibeom Leelegen legt nahe, dass sogenannte "Sandwich-Kinder" – also mittlere Geschwister – um 33 Prozent häufiger straffälliges Verhalten aufzeigten als Erstgeborene. Die jüngsten Geschwister haben, wie oben schon angeführt, ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für solches Verhalten im Vergleich zu ihren ältesten Geschwistern.

Jüngere rebellieren öfter

Einer der ersten Wissenschafter, der dieses Thema intensiv untersuchte, war Frank Sulloway, dessen Buch Born to Rebel in den 1960er-Jahren erschien. Er stellte fest, dass Erstgeborene sich stärker mit Eltern und Autoritäten identifizieren, während ihre jüngeren Geschwister häufiger gegen bestehende Strukturen rebellieren. Doch warum ist das so?

Das können Gründe sein:

Die neue Studie führt mehrere Gründe an, warum mittlere Kinder häufiger von delinquentem Verhalten betroffen sein könnten:

  • Weniger elterliche Aufmerksamkeit: Mittlere Kinder stehen in der Geschwisterreihe zwischen dem ältesten und dem jüngsten Kind und erhalten daher häufig weniger elterliche Aufmerksamkeit. Diese Position kann zu enormen Herausforderungen führen, da durch Trotz-Aktionen (im gravierendsten Fall straffälliges Verhalten) Aufmerksamkeit künstlich erzeugt werden soll.
  • Identitäts-Schwierigkeiten: Zudem kann das Fehlen einer klaren Rolle innerhalb der Familie bei "Sandwich-Kindern" zu Identitätsunsicherheiten führen, was sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl auswirken kann.
  • Minderwertigkeitsgefühl: Wenn mittlere Kinder keinen eigenen Weg finden, sich zwischen ihren Geschwistern zu positionieren, besteht die Gefahr, dass sie Minderwertigkeitsgefühle entwickeln. Diese können sich in Unsicherheit, Unentschlossenheit oder sogar in depressiven Verstimmungen äußern.

Das können Eltern tun

Studien und Programme haben gezeigt, dass bestimmte Erziehungsansätze und Trainings helfen können:

1. Positive Eltern-Kind-Beziehung fördern

Eine starke Bindung zwischen Eltern und Kind bildet die Grundlage für gesundes Verhalten. Ein Beispiel hierfür ist das Programm "Starke Eltern – Starke Kinder" des Deutschen Kinderschutzbundes, das darauf abzielt, die psychische Gesundheit von Kindern durch Stärkung der elterlichen Kompetenzen sicherzustellen. Im Fokus stehen Achtsamkeit und Verständnis im Erziehungsalltag.

2. Förderung der Selbstregulation

Die Entwicklung von Selbstregulationskompetenzen hilft Kindern, ihre Emotionen und Impulse besser zu steuern. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt in ihrer Stellungnahme die Implementierung von Programmen, die auf kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätzen basieren, um diese Fähigkeiten zu stärken.

3. Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen

Programme wie "Faustlos" konzentrieren sich auf die Prävention von aggressivem Verhalten durch die Vermittlung von Empathie und Konfliktlösungsstrategien. Dies kann insbesondere mittleren Kindern helfen, ihren Platz in der Geschwisterreihe konstruktiv zu gestalten.

Erfahrung aus Online-Foren

In verschiedenen Online-Foren teilen Nutzer persönliche Erfahrungen über die Rolle von mittleren Kindern. Ein Beispiel findet sich im "Rund-ums-Baby"-Forum, wo Mitglieder berichten:

"Mein Mann ist Sandwichkind, eine Schwester 2 Jahre älter und eine 2 Jahre jünger. Er war immer etwas eifersüchtig auf die kleine Schwester und hat zu seiner Familie ein eher kompliziertes Verhältnis."

Ein weiteres Mitglied teilt:

"Ich bin das Sandwichkind und war/bin im Prinzip für meine Eltern bis heute unsichtbar, wenn es um diese Themen geht. Solange ich funktionierte und keine Probleme verursachte, hat man sich mit der Älteren und vor allem mit dem jüngsten Sohn beschäftigt."

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