Erwachsene und Kinder seit Pandemie weniger sportlich

Zusammenfassung
- Die Corona-Pandemie hat zu gravierenden Veränderungen im Sportbewusstsein der österreichischen Bevölkerung geführt, insbesondere bei Kindern, die durch Hemmschwellen eingeschränkt wurden.
- Die psychische und physische Verfassung von Kindern wurde durch den Mangel an Bewegung nachhaltig beeinträchtigt, obwohl sie anpassungsfähiger sind als Erwachsene.
- Die Sportausübung bei Erwachsenen ist zurückgegangen, beeinflusst durch wirtschaftliche Einbußen und weniger Anpassungsfähigkeit gegenüber Veränderungen.
Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft in Österreich verändert und mit ihr die Sportlandschaft. Sportsoziologe Otmar Weiß sieht im APA-Gespräch vor allem "gravierende Probleme und Einschnitte" bei Kindern, wobei fünf Jahre nach Corona-Ausbruch noch nicht alles aufgearbeitet sei. Der Zugang zum Sport sei durch neue Hemmschwellen erschwert worden. Das habe laut Weiß ein völlig anderes, verändertes Sportbewusstsein der österreichischen Bevölkerung bewirkt.
"Kinder hat man aus der Schule raus- und zu Hause eingesperrt. Das hat sich nachhaltig nicht nur auf die körperliche Verfassung der Kinder ausgewirkt, sondern auch psychisch - vor allem bei Kindern, die vorher sehr gerne Sport betrieben haben", erläuterte der Universitätsprofessor. "Sport ist Bewegung und Leben, und das hat man mehr oder weniger vermisst oder zurückgedrängt, um nicht zu sagen verboten. Das sitzt eigentlich noch immer tief im Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung."
"Sport und Bewegung ist Leben und Lernen"
Kinder aber seien in ihrem Verhalten "viel elastischer, flexibler und anpassungsfähiger. Sie können sich auch schnell wieder einfügen in neue Situationen. Sie finden schneller zurück in die Spur oder zu sich selbst, sie können sich schneller erholen und sich anpassen." Die große Stärke von Kindern und Jugendlichen sei, dass sie insgesamt kreativer seien als Erwachsene, so der Wiener. "Sie spüren, was ihnen gut tut. Sport und Bewegung tut gut, ist Leben und Lernen. Das ist die beste Möglichkeit für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen."
Generell bei den Menschen und vor allem bei Kindern sei die Grundstimmung und die Befindlichkeit durch Corona maßgeblich beeinträchtigt worden. In der Schule gebe es nun viel mehr Fehltage als vorher. "Sie sind einfach kränker - sie sind viel anfälliger als vorher. Das Verhalten generell und auch das Glücksempfinden, die Freude am Leben ist natürlich wesentlich beeinträchtigt. Das hat sich psychisch sehr stark ausgewirkt auf jeden und natürlich vor allem auf Kinder. Diese Lebensfreude, die vorher da war, ist natürlich beeinträchtigt - wenn wir es so ganz grob umschreiben."
Weiß mag seine Aussagen freilich nicht als Kritik verstanden wissen. "Jeder, der davon betroffen war und Entscheidungen treffen musste, hat sein Bestes gegeben - auch die Wissenschafter. Vor allem ökonomische Interessen seien aber im Vordergrund gestanden. "Das war nicht sehr gut für die Entwicklung der Gesellschaft. Man hätte auch anders und besser reagieren können, wie es die nordischen Länder eindeutig gezeigt haben."
Erwachsene treiben weniger Sport - wirkt bis heute nach
Generell sei die Sportausübung bei Frauen und Männern in allen Sportarten zurückgegangen. "Die Erwachsenen - je älter man wird, desto weniger anpassungsfähig ist man -, haben ihr Verhalten grundlegend verändert und bewegen sich weniger, treiben weniger Sport", erläuterte Weiß. Das wirke bis heute nach. Die gesamte Sportlandschaft sei beeinträchtigt, doch seien die obersten sozialen Schichten weniger in Mitleidenschaft gezogen worden.
Bedenken müsse man aktuell auch den "wirtschaftlichen Einbruch", so Weiß. "Sport und Bewegung ist einerseits eine Zeitfrage, aber es ist auch eine Geldfrage. Da müssen fast alle Berufsgruppen Einbußen hinnehmen, die Konjunktur stoppt, und wenn das Geld nicht vorhanden ist, dann spart man eben beim Sport und bei der Bewegung."
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