Körper nach Tod einfrieren: Kommt Wiederbelebung früher als gedacht?

Das Unternehmen Tomorrow Bio arbeitet an Wiederbelebung
Sich nach dem Tod einfrieren lassen und dann womöglich wieder auferstehen? Ein deutsches Unternehmen bietet dieses Service an.

Bisher gab es wenn man nicht gerade im Sci-Fi-Film steckengeblieben ist nur zwei Optionen, die nach oder manchmal auch schon vor dem Tod zur Debatte stehen: Beerdigung oder Einäscherung.

Mit den Fortschritten in Wissenschaft und Technologie sowie dem wachsenden Wunsch nach Unsterblichkeit bietet ein deutsches Unternehmen nun jedoch eine mutige und kostspielige Alternative an: die Kryokonservierung.

Was ist Kryokonservierung?

Bei der Kryokonservierung handelt es sich um einen Prozess, bei dem der Körper bei extrem niedrigen Temperaturen erhalten wird, um ihn in ferner (oder nicht so ferner) Zukunft möglicherweise wiederzubeleben. "Zu erhalten" bedeutet dabei, dass Gewebe, Muskeln, Sehnen, Knochen und Organe in ihrer Form zum Zeitpunkt des Todes nicht dem Prozess der Verwesung ausgesetzt werden.

Wie funktioniert das genau?

Der Prozess beinhaltet das Abkühlen des Körpers auf -196 Grad Celsius, wodurch ein Zustand namens Biostase erreicht wird. Reines "Einfrieren" reicht jedoch nicht aus. Um die Bildung von Eiskristallen zu verhindern, die das Gewebe schädigen könnten, verwenden die Ärzte kryoprotektive Lösungen, die man sich als medizinischen Frostschutzmittel vorstellen kann.

Wer steckt dahinter?

Bislang gibt es nur ein Unternehmen, das sich auf Kryokonservierung spezialisiert hat. "Tomorrow Bio" wurde im Jänner 2020 von Dr. Emil Kendziorra, einem ausgebildeten Mediziner und ehemaligen Krebsforscher, und Fernando Azevedo Pinheiro, einem erfahrenen Unternehmer, gegründet und zielt darauf ab, die Wissenschaft der Biostase voranzutreiben und Kryokonservierungsdienste anzubieten. 

Der Hauptsitz von Tomorrow Bio befindet sich im Zentrum Berlins. Zusätzlich verfügt das Unternehmen über Bereitschaftsteams in Europa, darunter in Berlin und Amsterdam, mit geplanten Erweiterungen in Zürich und den USA. Die Patienten werden in der Einrichtung der European Biostasis Foundation (EBF) in der Schweiz gelagert.

Wie viel kostet eine Konservierung aktuell?

Das Unternehmen bietet hier sogar zwei unterschiedliche Dienstleitungen an: Eine Ganzkörperkonservierung für 183.000 Euro oder eine reine Gehirnkonservierung für 73.000 Euro. 

Ist Wiederbelebung überhaupt möglich?

Trotz laufender Forschung ist es derzeit noch nicht möglich, einen Menschen nach der Kryokonservierung wiederzubeleben. Es gibt laut Tomorrow Bio jedoch keinen grundlegenden biologischen Grund, warum eine Wiederbelebung nicht irgendwann in der Zukunft möglich sein könnte. Das Unternehmen führt hierfür angewandte und translationale Forschung durch, um langfristig grundlegende Verbesserungen und anschließendem Durchbruch in diesem Bereich zu erzielen.

Kritik an Kryonik

Obwohl Tomorrow Bio betont, dass es keinen biologischen Grund gibt, der gegen eine zukünftige Wiederbelebung spricht, gibt es kritische Stimmen aus der Wissenschaft. Experten wie Stefan Schlatt von der Universität Münster bezweifeln die Durchführbarkeit der Kryonik, da beim Einfrieren die Blut-Hirn-Schranke zerstört werde. Der Transplantationsmediziner Eckhard Nagel stuft Kryonik als "reine Science-Fiction" ein, und der Biophysiker Günther Fuhr bezeichnet sie als Fantasterei und "reine Zukunftsmusik".

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