Zwischen Fußball und Instagram: Warum wird Alisha Lehmann kritisiert?

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Mit ihren 26-Jahren zählt Alisha Lehmann zu den bekanntesten Fußballerinnen in der Branche. Doch ihr Ruhm bringt auch viel Kritik.

Die Schweizer Sportlerin Alisha Lehmann ist nicht nur durch ihre Leistung auf dem Fußballfeld bekannt, sondern auch für ihren Social-Media-Auftritt sowie ihr Aussehen. Kaum eine Fußballerin polarisiert wie die 26-Jährige und bekommt auch noch so viel Kritik ab – doch warum eigentlich? 

Alisha Lehmann sprengt die Stereotype im Sport

Lehmann ist nicht nur als Stürmerin für Juventus Turin, sondern auch als Influencerin tätig. Zwölf Millionen Menschen folgen ihr auf TikTok, auf Instagram sind es sogar knapp 17 Millionen Fans. Selfies, Werbedeals und Kooperationen sind für die Sportlerin keine Seltenheit. 

Dabei fällt die Fußballerin nicht nur durch ihre erfolgreiche Netzpersona auf, sondern auch durch ihr Aussehen. Die Bernerin ist auf dem Spielfeld mit Make-up und Kunstnägeln zu sehen. Damit sprengt sie die Stereotype, die im Sport oft verankert sind – vor allem bei Frauen. Lehmann zeigt sich von ihrer weiblichen und femininen Seite und vermittelt, dass man nicht auf Schminke & Co. verzichten muss, um einen Ball ins Tor zu kicken. 

Für ihre Vorbildfunktion wird sie zwar häufig gefeiert, aber auch genauso oft kritisiert und belächelt. Kommentare wie "Bisschen viel Schminke" oder "71 Kilogramm Make-up" sind dabei keine Seltenheit. 

Warum kassiert die Fußballerin Kritik?

Seit über einer Woche finden sich vor allem zahlreiche Hasskommentare auf dem Social-Media-Account der Schweizerin, die ihre Fußballkünste anzweifeln. Grund dafür ist, dass die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft in einem Testspiel gegen Buben aus der U15-Mannschaft des FC Luzern angetreten ist und mit 7:1 gegen die Nachwuchsstars verloren hatte (KURIER berichtete). 

Eigentlich hätte das Match geheim bleiben sollen, doch Aufnahmen wurden in den Sozialen Medien geleakt, die das Debakel zeigten. Auf Instagram wird die Fußballer regelmäßig an das Match erinnert. Hauptsächlich männliche User posten das Ergebnis des Testspiels in der Kommentarspalte und schreiben, dass sich Lehmann und ihre Kolleginnen schämen sollten und nicht für den Sport geeignet seien. 

Gleichzeitig wird unter den Postings der Frauenfußball belächelt und ihr Gehalt infrage gestellt: Lehmann hat bereits in der Vergangenheit angesprochen, dass auch im Profisport das Problem des Gender-Pay-Gap herrscht. Unzählige User im Netz sind nun der Meinung, dass Lehmann vor allem nach der Niederlage gegen die U15-Mannschaft "kein Gehalt" verdient hätte. 

In einer Podcastfolge von Rapperin Shirin David erklärte Lehmann bereits 2023, dass viele Schweizer Fußballspieler und -spielerinnen nebenbei arbeiten müssen, weil die Branche nicht gut genug bezahlt, um mit dem Job "Profisportler" allein überleben zu können. Manche würden alltäglichen Beschäftigungen nachgehen und nebenbei für die Schweiz kicken – ein Lifestyle, der für viele Sportprofis wohl kaum vorstellbar ist. 

  • Kein Wunder, denn wie die Adelphi University New York berichtet, gibt es einen großen Gender-Pay-Gap im Profisport.
  • Frauen verdienen deutlich weniger: Männlichen Kollegen verdienen in den USA 15 bis fast 100 Prozent mehr in ihrer Profession. 

Fußballstar von Hasskommentaren "enttäuscht"

Gegenüber Tagesanzeiger sprach die 26-Jährige über die negativen Reaktionen im Netz. "Alle Hasskommentare gegen mich sind auf Schweizerdeutsch. Das trifft mich sehr", erklärte die Sportlerin. "Ich bin doch von hier und hier aufgewachsen, es wäre schön, wenn mein Land an mich glauben würde. Ich mache ja nichts, was dem Land schadet." 

Trotz der "hate comments" lässt sich die junge Frau nicht unterkriegen und freut sich vor allem auf die Frauenfußball-EM, der sie mit dem Schweizer Nationalteam beiwohnen darf: "Die EM bedeutet alles für mich. Jede Spielerin träumt davon, für das eigene Land zu spielen", sagte Lehmann. "Ich kann es nicht erwarten, an der EM für die Schweiz aufzulaufen. Von allen werden die Familien da sein, ich kann es wirklich kaum erwarten." 

Alisha Lehmanns EM-Teilnahme war bis zuletzt unsicher. Dass sie nun aber doch aufs Spielfeld darf, hat auch für das Event Vorteile. Die Frauenfußball-EM dürfte sich durch den Einsatz der Infleuncerin auch auf viel Präsenz in den Medien & Co. freuen – ein Vorteil, was vor allem für den Frauenfußball selbst wichtig ist. Andererseits werden auch im Netz zahlreiche Stimmen laut, die ihre Teilnahme gerade deswegen verurteilen: Lehmanns Einsatz soll nur als Instrument dienen, um die Popularität der Frauenfußball-EM anzukurbeln. 

Besondere Rolle in der Frauen-EM

Vom 2. bis 25. Juli findet die Frauenfußball-EM statt. Alisha Lehmann hat dafür von der Nationaltrainerin Pia Sundhage eine besondere Rolle zugeordnet bekommen: Lehmann, die als Stürmerin für Juventus Turin im Einsatz ist, soll nun als Außenverteidigern auf dem Spielfeld antreten. Die Bernerin zeigt sich optimistisch und freut sich auf die nächste Herausforderung: "Auf dieser Position muss ich etwas mehr verteidigen, sonst bin ich eher eine offensivere Spielerin. Aber es ist eigentlich cool, weil man neue Sachen lernt auf einer neuen Position", erklärte sie dem Medium weiter. 

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