Die "Oranjes" und ihre Chance auf Revanche
Ausgerechnet Spanien. Ausgerechnet der Spielverderber von 2010. Ausgerechnet jener Gegner, der Arjen Robben und Co. die schmerzhafteste WM-Erinnerung ihrer Karriere bescherte: den Vize-Weltmeistertitel.
Es wirkt wie Vergangenheitsbewältigung, wenn am 13. Juni in Salvador Spanien und die Niederlande gegeneinander in die WM starten. Als schließe sich mit der Neuauflage des Finales 2010 ein Kreis. Einer, aus dem es für die Niederlande auszubrechen gilt. Denn für das Team von Louis van Gaal, der nach der WM Coach von Manchester United wird, geht es auch darum, einem Ruf nicht gerecht zu werden: Jenem als beste Fußball-Nation, die nie Weltmeister war.
Drei Mal stand die Elftal im Finale (1974, 1978 und 2010), drei Mal reichte es nicht für den Titel. Wie sich das anfühlt, weiß Bayerns Arjen Robben: "Das war schmerzhaft. Vielleicht war es eine Chance, die wir nie wieder bekommen", erinnert sich der 30-Jährige, der nach der 0:1-Niederlage in der Verlängerung in Südafrika lange betreten auf dem Rasen gehockt war.
2014 soll die Geschichte erfreulicher enden. Auch in Brasilien gehören die Niederlande zum Kreis der Favoriten. Daran ändert auch die unerfahrene Defensive nichts, die Kritikern missfällt. "Ich bin überzeugt davon, dass wir bei der WM überraschen können", sagt der 62-jährige Louis van Gaal, der bis zur Übernahme von Guus Hiddink nach der WM zum zweiten Mal die Rolle des Bondscoach spielt. "Ich habe darauf hingearbeitet, weil ich bei einer WM dabei sein will", sagt der Erfolgstrainer, der Ajax Amsterdam 1995 zum Champions-League-Titel führte, mit Barcelona zwei Mal Meister wurde (1998, 1999) und mit Bayern 2010 das Double holte.
Taktische Umstellung
Wegen des Kreuzbandrisses des überragenden Kevin Strootman im defensiven Mittelfeld muss Van Gaal umstellen. Bereits beim Test am Samstag gegen Ekuador (1:1) opferte der Coach sein geliebtes 4-3-3 und bot eine 5-3-2-Formation auf, um die Defensive zu stabilisieren. So soll auch in Brasilien gespielt werden.
Das Prunkstück des Teams bleibt jedoch die Offensive. Arjen Robben, Robin van Persie (Manchester United) oder Wesley Sneijder (Galatasaray) sind keine Unbekannten. Genauso wenig, wie ihr größtes Problem: das eigene Ego. Nicht erst ein Mal sind die Niederlande am divenhaften Verhalten ihrer Stars gescheitert. Zu viel Ich, zu wenig Wir – das war auch das Problem bei der EURO 2012, als nach internen Querelen das Aus in der Gruppenphase folgte.
2010 in Südafrika waren die Niederländer auch durch übertriebene Härte aufgefallen. De Jongs Kung-Fu-Einlage gegen Xabi Alonso ist in bleibender Erinnerung. Genauso wie die traurigen Gesichter von Robben und Co. nach dem verlorenen Finale.
Aber das ist Geschichte.
"Wir fahren auf jeden Fall dorthin, um zu gewinnen. Nicht, um schon wieder Zweiter zu werden", sagt Rafael van der Vaart, der nicht mehr erste Wahl ist.
Der erste Schritt wäre eine Revanche gegen Spanien.
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