Magische Momente in Brasilien

Weit verbreitet: Millionen glauben an Candomblé und Macumba, zwei afro-brasilianische Religionen.
Im Land des Veranstalters ist Aberglaube im Fußball sehr verbreitet.

Diego Costa hat im Glauben an eine schnelle Gesundung vor dem Champions-League-Finale eine serbische Wunderheilerin aufgesucht, die ihn mit dem Saft einer Pferde-Plazenta fit machen sollte.

Was auf den ersten Blick nicht sonderlich g’schmackig anmutet, grenzt aber an Schulmedizin, wenn es um Fußball, Aberglaube und allerlei Wunderliches geht.

Die WM vor vier Jahren war im Zentrum des faulen Fußball-Zaubers. In Afrika. "Muti" ist dort allgegenwärtig. Die Zauberwässerchen aus zerstoßenem Allerlei wie diversen Tierknochen, Vogelfedern oder Schlangenhäuten sollen für Linderung und Besserung sorgen.

Vier Jahre danach ist in Brasilien der Zauber zwar weniger geworden, aber nicht vergangen. Kamerun soll angeblich mit drei Zauberern angereist sein. Behauptete jedenfalls der "Brujo Mayor" aus Mexiko. Der große Hexenmeister hatte in Mexiko-Stadt eine Beschwörungsformel gesprochen und gegen seine Kollegen 1:0 gewonnen.

Aber auch die Brasilianer lassen sich gern verzaubern. Millionen verehren in den Afro-Religionen Candomblé oder Macumba mehr oder weniger heimlich heidnische Gottheiten, die der eigenen Fußballmannschaft im Notfall helfen sollen. Klubverantwortliche wenden sich – wenn sie nicht weiterwissen – nicht selten vertrauensvoll an einen Macumba-Priester.

Manche dieser Priester waren oder sind noch heimliche Stars im brasilianischen Fußball. Paí Santana zum Beispiel beim Klub Vasco da Gama, der offiziell dort als Masseur gearbeitet hat und im Jahr 2011 gestorben ist. Paí Santana hat sich darum gekümmert, dass die Kabine stets frei war von negativem Zauber. Dafür hat er einiges geopfert: Alkohol, Zigarren, Steaks – und ab und zu wohl auch das eine oder andere Huhn.

Er, aber auch der eine oder andere Paí, sind freilich auch in gegnerische Reviere eingedrungen, sie haben im Stadion des Gegners wohl das eine oder andere Hühnchen gerupft. Oder die Kabinen des Gegners Graffitis ausgemalt. Wichtig ist bei einem richtig faulen Zauber die Zutat – ob es nun Tierblut ist, Maniokmehl oder ein hinterlistiges Fettchen.

Die Spieler spielen zumeist mit beim Macumba-Kult. Sie waschen sich die Füße in heiligem Wasser, beträufeln ihre Fußballschuhe damit. Etwas profaner geht es zu, wenn sie dem Gegner schaden wollen. Dann waschen sie sich die Füße mit normalem Wasser und verschütten dieses danach auf dem Platz des Gegners.

Verflucht

Berühmt ist in Brasilien ein Fluch, den ein Spieler gegen den Verein Vasco da Gama ausgesprochen hat: Zur Bekräftigung der Verwünschung habe er einen Frosch im Vasco-Stadion vergraben. Das Tier gilt im südamerikanischen Volksglauben als Überbringer von Flüchen. Vascos Erfolgslauf riss jedenfalls, der Macumba-Priester ließ den Fußballplatz umgraben. Ein Frosch wurde nicht gefunden. Anders als Jahre später bei den Corinthians: In Zeiten des Misserfolgs wurde dort ebenfalls der Platz umgepflügt. Es wurde auch ein Frosch gefunden – zudem noch Zähne und ein Oberschenkelknochen menschlicher Natur.

Der englische Journalist Alex Bellos schreibt in seinem Buch "Futebol" eine Geschichte, die ihm Pai Edu erzählt hat: Edu habe Ronaldo von einem persönlichen Fluch befreien müssen. Dessen Sturmpartner Romario sei einst sexuell derart aktiv gewesen, dass er böse Geister angezogen hätte, die vor der WM 1998 auf den spirituell labileren Ronaldo übergegriffen hätten.

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