Keine Disziplin: Kamerun fährt nach Hause

Das Ende: Alexandre Song sieht Rot, weil er Kroatiens Mario Mandzukic (am Boden) in den Rücken geschlagen hat. REUTERS/Murad Sezer
Frühes Gegentor, Rote Karte: Die Afrikaner schlugen sich gegen Kroatien selbst und verloren 0:4

Manaus. Mitten im Regenwald, tropisch-heißes Klima und eine Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent. Da heißt es kühlen Kopf bewahren.
Alex Song müsste das wissen. Weil er beim FC Barcelona sein Geld verdient, zuvor auch schon bei Arsenal in London gekickt hat und mit Sicherheit viele heiße Partien miterlebt hat im Laufe seiner Karriere. Gestern wusste er es dennoch nicht.
40 Minuten waren gespielt zwischen Kamerun und Kroatien, als der 26-Jährige seiner Mannschaft einen Bärendienst erwies. Was war passiert? Mario Mandzukic kreuzte schlitzohrig den Weg des Kameruners. Statt noch schlitzohriger darauf zu reagieren und sich eventuell zu Boden fallen zu lassen, rammte Song dem Stürmer der Kroaten seinen angewinkelten Ellbogen in den Rücken und sah zurecht Rot.
Es war die entscheidende Szene in diesem vorzeitigen Endspiel zweier Teams, die ihre Auftaktpartien verloren hatten. Denn ab diesem Zeitpunkt mussten die Kameruner, bei denen Stürmerstar Eto’o verletzt fehlte, zu zehnt jenem Rückstand nachlaufen, in den sie bereits nach elf Minuten geraten waren.

Schön anzusehen

Der Treffer der Kroaten zum 0:1 war das spielerische Highlight der Partie. Mandzukic hatte im Strafraum den Ball nach einer Srna-Flanke für Ivan Perisic abgelegt. Der folgende Pass des Flügelstürmers quer durch den Strafraum an drei Kamerunern vorbei und genau in den Lauf von Ivica Olic war die wohl schönste Torvorlage, die diese WM bisher gesehen hat. Olic musste das Zuspiel seines Wolfsburger Klubkollegen nur noch trocken verwehrten (11.).
In Unterzahl und mit dem bevorstehenden Aus im Kopf begingen die Kameruner weiterhin Fehler. Folgenschwer war jener von Torhüter Itanjde kurz nach Seitenwechsel. Seinen schlampigen Abstoß fing Perisic vor der Mittellinie ab. Mit dem Ball am Fuß lief der 25-Jährige auf Itanjde zu und düpierte diesen auch noch mit einem Treffer ins kurze Eck – 0:2 (47.).


In Spiellaune

Mit einem Mann mehr und hervorragenden technischen Fähigkeiten war es ein Leichtes für die Kroaten, den Sieg nach Hause und weitere Chancen herauszuspielen.
Mandzukic hätte drei Minuten später auf 0:3 stellen müssen, holte sein Versäumnis jedoch doppelt nach. Nach einem Eckball von Pranjic war der Noch-Bayern-Stürmer per Kopf zur Stelle (61.). Nach einem nur kurz abgewehrten Schuss Eduardos staubte der zum Auftakt gegen Brasilien noch gesperrte Mandzukic dann auch zum 0:4-Endstand ab (72.).
Bei Kamerun gab es indes Auflösungserscheinungen: Assou-Ekotto versetzte Kollege Moukandjo gegen Ende einen Kopfstoß, der Schiedsrichter sah diesen hässlichen Schlussakt aber nicht.

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