James zaubert Kolumbien ins Viertelfinale
Nach dem Krimi von Brasilien gegen Chile vollendete ein ungleiches Duell diesen Copa-America-Tag zum Auftakt der Achtelfinal-Serie: Auf der einen Seite die in der Vorrunde souveränen Kolumbianer, auf der anderen Seite Uruguay – ein Team, das durch das 1:3 gegen Costa Rica schon nach dem ersten Spieltag gedanklich verabschiedet worden war.
Nach einem 0:2 im Maracana muss der Vierte der WM 2010 nun tatsächlich abreisen. Kolumbien steht hingegen im Viertelfinale und wird sich mit Brasilien einen Kampf der Giganten liefern.
Uruguay hat auch ohne den gefallenen Star Luis Suarez bissig begonnen. Vor einer Fünferkette verteidigten noch drei weitere rustikal arbeitende Mittelfeldspieler. Nach nur drei Minuten forderten die Kolumbianer vergeblich bei Schiedsrichter Kuipers gelbe Karten für das harte Einsteigen.
Immer nach vorne
Kolumbien hatte zumeist das Spielgerät unter Kontrolle (70 Prozent Ballbesitz in Hälfte eins) – auf der anderen Seite sollte Altstar Forlan Suarez ersetzen, war ohne Hilfe aus der Etappe aber ebenso ungefährlich wie Sturmpartner Cavani. Kolumbien reichte es, bei Ballbesitz nur die zwei Innenverteidiger hinten zu belassen.
Für die verdiente Führung sorgte die Entdeckung dieser Endrunde. Rodriguez nahm eine Kopfball-Vorlage mit der Brust mit und zog unwiderstehlich ab. Der 22-jährige Monaco-Legionär, der wie ein echter Künstler seinen Vornamen James auf dem Dress trägt, traf via Latte zum 1:0 nach 28 Minuten.
Etwas davon haben sollten auch kolumbianische Kinder: Biersponsor „Bavaria“ hatte vor dem Turnier versprochen, für jedes Tor des Teams umgerechnet 50.000 Euro an eine Kinder-Stiftung zu überweisen. James Rodriguez knackte somit die 500.000-er-Grenze.
Das Spiel in Bildern
Kein Comeback
Sollte Uruguay noch ein Comeback bei dieser bisher lateinamerikanisch geprägten Endrunde feiern? Immerhin gelang im (alten) Maracana der legendäre WM-Erfolg gegen Brasilien 1950. Immerhin hatte die Albiceleste nach einem 2:0 in der WM-Qualifikation Kolumbiens letzte Niederlage im September 2013 bejubelt. Doch auch in der zweiten Hälfte präsentierte sich Kolumbien – bekanntlich ohne den verletzten Goalgetter Falcao – torgefährlicher.
Nach einer wunderbaren Kombination legte Cuadrado per Kopf noch perfekt für James Rodriguez ab. Das bereits fünfte Tor des Mittelfeldspielers brachte das 2:0 aus kurzer Distanz und damit nach nur 50 Minuten die Vorentscheidung.
Spät, zu spät, löste Uruguay die Fünferkette auf und schaltete auf Offensive. Maxi Pereira (79.) und Cavani (85.) scheiterten am starken Torhüter Ospina.
/**/Rio de Janeiro, 73.800, SR Kuipers (NED).
Tore: 1:0 (28.) J. Rodriguez
2:0 (50.) J. Rodriguez
Kolumbien: Ospina - Zuniga, Zapata, Yepes, Armero - Cuadrado (81. Guarin), Aguilar, Sanchez, J. Rodriguez (85. Ramos) - T. Gutierrez (68. Mejia), Jackson Martinez
Uruguay: Muslera - Caceres, Gimenez, Godin, A. Pereira (53. Ramirez) - M. Pereira, Gonzalez (67. Hernandez), Arevalo, C. Rodriguez - Cavani, Forlan (53. Stuani)
Gelbe Karten: Armero bzw. Gimenez, Lugano (Ersatzspieler)
James Rodriguez (Kolumbien-Mittelfeldspieler, 2 Tore): "Ich bin superglücklich, das ist ein historisches Ereignis. Jetzt kommt das Härteste. Wir hoffen, dass wir noch weiterkommen."
Jose Pekerman (Kolumbien-Teamchef): "Ich beglückwünsche das ganze kolumbianische Volk. Die Menschen haben sich das verdient."
Er hat das Zeug, einer der Superstars der WM 2014 zu werden. Für viele Experten ist er das schon: James Rodríguez ist das Hirn der Mannschaft von Kolumbien. Der 22-Jährige, der im Achtelfinale gegen Uruguay zwei Treffer erzielte, ist auf dem besten Weg, seine Landsleute Falcao und Shakira als Liebling der Nation abzulösen.
Dabei hatte der Regisseur seiner Heimat bald nach seinem Profidebüt im Alter von 15 Jahren in Envigado den Rücken gekehrt. Bei Banfield in Buenos Aires debütierte er mit 17 in der argentinischen Profiliga. Sein Vater war selbst Fußballprofi und wurde 2002 ermordet; der Sohn trumpfte in der Copa Libertadores mit fünf Toren auf und Porto schnappte 2010 zu.
Im Fokus
Der Gewinn der Europa League an der Seite von Landsmann Falcao ließ die europäischen Spitzenklubs aufhorchen. Rodríguez entschied sich für das Angebot aus Monaco, 45 Millionen zahlte sein neuer Klub. Ein Vertrag bis 2018 machte ihn für den Rest seines Lebens finanziell unabhängig. Bald könnte er ein noch lukrativeres Angebot erhalten: Manchester United hat Interesse.
Der 22-Jährige, dessen Fotos Millionen Smartphones verliebter junger Kolumbianerinnen zieren, ist allerdings längst vergeben. Rodríguez ist verheiratet mit der kolumbianischen Volleyball-Teamspielerin Daniela Ospina, deren Bruder David Kolumbiens Stammkeeper bei der WM in Brasilien ist. Mit fünf Toren in vier Spielen führt er nun die WM-Torschützenliste an. Bei den letzten beiden Turnieren hat dies gereicht, um Torschützenkönig zu werden.
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