Fabio Capello - der Star am Spielfeldrand

Er ist der älteste, angeblich der bestbezahlte, unbestritten aber einer der schillernsten Trainer dieser Fußball-WM: Wenn Russland am Dienstag als letztes Team ins Turnier einsteigt, steht mit Fabio Capello der Star der Mannschaft an der Seitenlinie.

Zu seiner aktiven Zeit spielte er für den AS Rom, Juventus Turin und den AC Mailand und erzielte als Mittelfeldspieler in 292 Partien 42 Treffer. In dieser Zeit feierte er unter anderem vier italienische Meistertitel und zwei Coppa-Italia-Triumphe. Erfolge, die er in weiterer Folge als Trainer noch bei Weitem übertreffen sollte.

Auch im Nationalteam machte Capello auf sich aufmerksam. In 32 Spielen für die Squadra Azzura, traf er acht Mal, darunter auch das 1:0 beim ersten italienischen Auswärtssieg in England 1973.

Größter Trainererfolg 1994

Capello begann seine Trainerkarriere 1982 im Alter von 36 Jahren in der Nachwuchsmannschaft des AC Mailand, nachdem er zwei Jahre zuvor seine Karriere als Spieler bei eben diesem Verein beendet hatte. Nach einigen Jahren als Assistenz- und einer kurzen Zeit als Interimstrainer, wurde er schlussendlich 1991 Chefcoach der Mailänder.

Auf Anhieb gelangen ihm mit seinem Team drei Meistertitel in Folge und als Krönung der Champions-League-Sieg 1993/94. Nach einem weiteren Meistertitel in der Serie A startete Capello 1996 ein einjähriges Gastspiel bei Real Madrid, wo er ebenfalls in seiner ersten Saison Meister wurde, um ein Jahr später wieder in die Serie A zurückzukehren, wo er bis 2006 mit Milan, dem AS Rom und Juventus drei weitere Meisterschaften und die Coppa Italia gewinnen konnte. Zwei dieser drei Meisterschaften wurden Juventus allerdings im Zuge des italienischen Wettskandals aberkannt.

Nach Bekanntwerden des Wettskandals wechselte Capello ein weiteres Mal in die spanische Hauptstadt nach Madrid, wo er einen Drei-Jahres-Vertrag unterzeichnete. Trotz gewonnen Meistertitels wurde er aufgrund seines defensiven Spielsystems und seiner Mannschaftspolitik gekündigt, was Real Madrid nicht weniger als 6,2 Millionen Euro gekostet haben soll.

Mit England zur WM 2010

Im Dezember 2007 wurde der italienische Starcoach als England-Teamchef präsentiert. Er führte die Three Lions zur WM-Endrunde 2010 nach Südafrika wo man im Achtelfinale den Deutschen mit 1:4 unterlag. Damals hätte England binnen zwei Minuten ein 0:2 in ein 2:2 verwandelt. Nach dem 1:2 durch Matthew Upson, setzte Frank Lampard den Ball via Latte etwa einen halben Meter hinter die Torlinie. Das Schiedsrichtergespann gab das Tor zur Überraschung vieler Millionen Zuseher allerdings nicht. Fabio Capello sah sich damals um ein Weiterkommen betrogen: "Das darf nicht passieren und war entscheidend. Die Partie wäre nach einem 2:2 völlig anders gelaufen."

Nach diesem Ausscheiden und einem Zerwürfnis mit dem englischen Verband rund um die Absetzung von Kapitän John Terry, beendete der Italiener die Zusammenarbeit im Februar 2012.

Russlands starker Mann

Bereits wenige Monate später wurde Fabio Capello als Trainer der russischen Nationalmannschaft präsentiert. In Russland erhält der Italiener nun die nötige Rückendeckung für und das Vertrauen in seine Arbeit. Die fast schon verehrende Hochachtung ihm gegenüber, der an diesem Mittwoch seinen 68. Geburtstag feiert, hat einen simplen Grund: Russland kehrt in Brasilien nach zwölf langen Jahren der Abwesenheit zurück auf die WM-Bühne - und Capello hat dies ermöglicht.

Im Jänner wurde als Lohn dafür sein Vertrag bis zur Heim-WM 2018 verlängert, er wird Russland damit auch in die EM-Qualifikation gegen Österreich führen. Der Kontrakt bringt ihm laut Informationen der Tageszeitung Daily Mail angeblich mehr als acht Millionen Euro pro Jahr ein.

"Er ist ein großer Trainer, der mit seinen Mannschaften alles gewonnen hat, was möglich ist. Er ist eine große Persönlichkeit im Weltfußball. Deswegen kann ich zu 100 Prozent zustimmen: Fabio ist der unumstrittene Star des Teams", erklärt Abwehrstratege Wassili Beresuzki.

Für den Italiener ist der neue Vertrag zugleich jener, der seine Trainerkarriere beendet. "Ich bin dann 71 Jahre alt - mehr oder weniger", begründete er seinen Entschluss. Capello möchte mit der "Sbornaja" gerne noch die Erfolge als Nationalcoach feiern, die ihm im Gegensatz zur Klub-Karriere bisher verwehrt waren. Als Teamchef reichte es lediglich zum WM-Achtelfinale.

Disziplin oberstes Gebot

Capello fordert von seinen Spielern eiserne Disziplin, hat nach außen einheitliche Sprachregelungen durchgesetzt, duldet keine Extrawürste, fordert Verschwiegenheit über Trainingsinhalte und interne Abläufe - und die Spieler folgen ihm klaglos. "Er ist streng und anspruchsvoll. Disziplin steht an erster Stelle. Er hat einen sehr starken Charakter. Und diese innere Energie überträgt er auf uns", berichtet Mittelfeldspieler Oleg Schatow.

In Russland ist Fabio Capello also unumstritten. Auch seine Entscheidung nur Spieler aus der russischen Liga für die WM zu nominieren, wurde in der Öffentlichkeit nicht ansatzweise diskutiert. Bei einigen Mannschaften in Brasilien ist die Mannschaft der Star - bei den Russen ist es der Trainer. Angesichts dessen Erfolge, klingt dies fast nach einer Drohung.