Der tragische Held unter den alten Griechen

Giorgos Karagounis, 37, ist Rekord-Teamspieler. Bei den größten Spielen war der Kämpfer aber gesperrt.

Irgendwie ist auf die Griechen Verlass. Nicht wirklich so besonders auf die Politiker des Landes, aber zumindest auf die Kicker. Seit 2004, als man völlig überraschend den EM-Titel holte, sind sie (außer bei der WM 2006 ) bei jedem Großereignis dabei. So auch Giorgos Karagounis, mittlerweile 37 Jahre alt und mit 132 Länderspielen längst die Nummer eins des Landes. Er war zumindest fast immer dabei. Dank seiner Leidenschaft ist er oft zum Zuschauen verurteilt (wie viele Länderspiele könnte der schon haben?). Besser gesagt, dank seines oft recht forschen Einsteigens oft gesperrt. Und so wurde er zum tragischen griechischen Helden. Beim EM-Finale gegen Gastgeber Portugal war er 2004 ebenso nicht spielberechtigt wie beim EM-Viertelfinale gegen die Deutschen. Zuvor war er bei beiden Endrunden überragender Akteur gewesen.

TV-Star

Seine Vielzahl an Gelben Karten machte ihn nicht nur deshalb bekannt. "Aufpassen, Karagounis! Sonst gibt’s eine Gelbe Karte. Schluss jetzt." Diese Worte hatten viele Fußballfans gehört. Weil der Schweizer Referee Busacca beim Vorrunden-Match der Griechen gegen Schweden (0:2) bei der EM 2008 für eine TV-Doku verkabelt war, wurde Karagounis scherzhaft zum besten Nebendarsteller erkoren (als Bösewicht?).

Und dennoch – oder gerade wegen seiner 100-Prozent-Mentalität – wird der Routinier unter der Akropolis vergöttert. Sein Aufstieg begann 2001 unter Otto Rehhagel. Mittlerweile ist der 37- Jährige längst oder noch immer unverzichtbar. Als Kämpfernatur, Stratege, Antreiber. Obwohl er bei seinen Gastspielen bei Inter Mailand und Benfica Lissabon meist Zuschauer war – nicht nur aufgrund von Sperren.

Defensiv-Künstler

Auch in Brasilien wird sein Kämpferherz benötigt, dass die Griechen ausgerechnet dieses Mal unter Teamchef Fernando Santos in Brasilien ein Offensiv-Feuerwerk zünden werden, darf nicht erwartet werden. In der WM-Quali gewannen die Griechen fünf Mal 1:0, das Herz ist die Defensive. Und eben das defensive Mittelfeld, in dem mit dem fast 35-jährigen Kostas Katsouranis (auch der war Europameister und hat weit über 100 Länderspiele auf dem Buckel) ein weiterer Haudegen steht.

Und deshalb rechnet in Griechenland alles damit, dass das Team im Achtelfinale noch dabei ist. Die Gegner sind Kolumbien, Japan und die Elfenbeinküste. Mit drei 1:0-Siegen wäre man dabei.

Der tragische Held unter den alten Griechen

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