Schon elf Joker-Tore in 20 Spielen

Die Quote von 2010 könnte schon bald erreicht sein.

Ottmar Hitzfeld und Marc Wilmots haben im den ersten Gruppenspielen das gleiche Kunststück geschafft. Beide wechselten ihr Glück ein und untermauerten damit einen Trend, der bei der WM in Brasilien mehr als auffällig ist. Joker sind am Zuckerhut erfolgreicher als im Fußball-Alltag. Insgesamt stehen nach 20 Spielen schon elf Jokertore zu Buche. 2010 waren es zum gleichen Turnierzeitpunkt nur drei.

"Wir haben viele Alternativen. Wir wissen, dass wir Qualität haben, die reinkommen kann", sagte der Schweizer Teamchef Hitzfeld nach dem 2:1 gegen Ecuador durch Tore der Joker Admir Mehmedi und Haris Seferovic. Gleiches hätte auch Belgiens Wilmots über seinen Kader sagen können. Die Einschätzung übernahm aber sein Spieler Marouane Fellaini, der nach seiner Einwechslung den Ausgleich gegen Algerien köpfte. Sein Kollege Dries Mertens, eine Halbzeit Leidensgenosse auf der Bank, sorgte für den späten 2:1-Sieg.

"Der Trainer hat seine Auswahl getroffen, ich akzeptiere sie. Vielleicht hätte ich nicht getroffen, wenn ich begonnen hätte. Es gibt 23 Spieler, die in der Startelf stehen können. Der Trainer entscheidet, und dann haben wir ja gesehen...", sagte Fellaini. Algeriens Trainer Vahid Halilhodzic gestand nach der Niederlage gegen Belgien etwas zerknirscht: "Die beiden Einwechslungen haben den einzigen Unterschied gemacht."

Zwei Jokertore gab es auch noch beim 1:1 zwischen Russland und Südkorea von Alexander Kerschakow und Lee Keun Ho. John Brooks köpfelte die USA nach seiner Einwechslung zum 2:1-Siegglück gegen Ghana - eines davon durch den Deutschen Cacau beim 4:0 zum Auftakt gegen Australien.

Rückstände gedreht

Nach 64 Spielen hatten 2010 in Südafrika die Ersatzleute von der Bank 15 Tore erzielt, diese Quote sollte diesmal schnell erreicht sein. Aber warum? Eine Erklärung ist das Klima in Brasilien, verknüpft mit der gnadenlosen Offensivtaktik zahlreicher Mannschaften. Wenn die Kräfte bei vielen schwinden, haben es die Einwechselspieler leichter, selbst zu stechen.

Oder eine Wende zu erzwingen, wie Didier Drogba, der die Elfenbeinküste mit purer Präsenz auf dem Platz gegen Japan zum 2:1 führte. Auch diese Partie war ein Beispiel für einen anderen WM-Trend. Schon siebenmal wurde ein Spiel nach Rückstand noch gedreht, was viele Experten wegen der klimatischen Extrembedingungen eigentlich für unwahrscheinlich erklärt hatten.

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