Misstöne vor dem Hunderter
Die Stimmung könnte besser sein im Lager des Gastgebers. Von einer Euphorie wie vergangenes Jahr beim Confed Cup ist bei Brasilien nichts zu spüren. Im Trainingscamp "Granja Comary" wachsen die Zweifel am Unternehmen "Hexacampeão" – und die Stars reagieren genervt auf kritische Fragen.
Im letzten Vorrundenspiel (22 Uhr) in Brasília gegen Krisenteam Kamerun reicht der Mannschaft von Trainer Luiz Felipe Scolari ein Unentschieden fürs Weiterkommen – doch im 100. WM-Spiel der Seleçao soll mit einem klaren Sieg der Knoten platzen. Zuletzt wurden die Spieler von Journalisten gar gefragt, ob sie noch zum Favoritenkreis zu zählen wären.
Dass die Nerven im Umfeld blank liegen, zeigten die Diskussionen über den freien Tag für die Spieler nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Mexiko. "Die Leute sind sehr negativ und pessimistisch. Aber die Rechnung wird zum Schluss gemacht und nicht auf halbem Weg. Wir wissen, was wir verbessern müssen, weil wir uns unsere Spiele etwa 50-mal angeschaut haben", erklärte Außenverteidiger Dani Alves.
Als hätte sich Scolari die unterschwellige Kritik doch zu Herzen genommen, ließ er am Freitag und Samstag erstmals bei der WM vor den Augen der Medienvertreter größere Taktikübungen unter verschärftem Tempo durchführen.
Hinterfragt wird mittlerweile auch, ob es richtig war, das Basiscamp – anstatt in Rio – auf fast 900 Meter Höhe in die Berge zu legen, wo regelmäßig Regengüsse niedergehen und die Temperaturen selten über 15 Grad steigen.
Gebetsmühlenhaft wiederholen die Brasilianer das Statement von Scolari, die Mannschaft habe gegen Mexiko Fortschritte gegenüber dem Kroatien-Spiel gemacht. David Luiz schob nach: "Wir werden noch leiden müssen."
Ein freier Platz
Sollte das Spiel Brasilien – Kamerun nicht mit einer Sensation enden, geht es bei Mexiko – Kroatien im direkten Duell um einen freien Platz im Achtelfinale. Den Mexikanern genügt bereits ein Unentschieden. Wie schon gegen Brasilien und Kamerun soll deshalb die Null gehalten werden. Doch auf einen Punkt zu spekulieren, ist für Teamchef Miguel Herrera zu gefährlich: "Wenn du auf Unentschieden spielst, verlierst du am Ende."
Die Partie gegen Kamerun ist für Brasilien ein besonderes WM-Spiel, ist es doch das Hundertste. Ein Blick zurück auf die glorreiche Vergangenheit des fünfmaligen Weltmeisters.
Wussten Sie, dass ...
... Brasilien als einziges Team bei allen 20 WM-Turnieren dabei gewesen ist?
... Brasilien 16 WM-Turniere unter den Top 8 beenden konnte?
... Brasilien von sechs WM-Finalspielen fünf gewinnen konnte (1958, 1962, 1970, 1994, 2002)?
... Brasiliens Superstar Pelé der jüngste Spieler ist, der bei einer WM ein Tor geschossen hat und auch der jüngste Spieler, der Weltmeister geworden ist?
... Brasilien von 2002 bis 2006 elf WM-Siege in Serie gefeiert hat?
... Brasilien von 1958 bis 1966 13 WM-Spiele in Serie ungeschlagen geblieben ist?
... Brasilien von 1970 bis 1998 23 WM-Vorrunden spiele in Serie ohne Niederlage geblieben ist?
... Brasilien von 1930 bis 1950 in 18 WM-Spielen in Serie zumindest immer ein Tor erzielen konnte?
... Brasilien mit 40 die meisten WM-Spiele ohne Gegentor geblieben ist?
... Brasilien mit 68 die meisten WM-Siege gefeiert hat?
... Brasilien – Schottland mit vier Duellen die häufigste WM-Vorrundenpartie ist?
... Brasilien – Schweden mit sieben Duellen das häufigste WM-Spiel ist?
... das Finale 1958 Brasilien – Schweden (5:2) mit sieben Toren das trefferreichste WM-Endspiel ist?
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