"Wie ernähren wir unsere Bevölkerung?"

Eines der wenigen Tiere, das gerettet wurde.
Bosnien und Serbien wurden von der schlimmsten Flut ihrer Geschichte heimgesucht.

Tausende Hektar an landwirtschaftlichen Flächen wurden in Bosnien und Serbien durch das verheerende Hochwasser im vergangenen Mai überflutet. Experten schätzen, dass rund zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche der Länder damals vernichtet wurden. Dazu verendeten Tausende Tiere – Kühe, Schweine, Schafe, Hühner – in den Wassermassen der Save und ihrer Nebenflüsse.

Einer der betroffenen Landwirte ist Stojan Mijanic. Er züchtete im Dorf Pisari in Nordost-Bosnien Hühner. "Alle sind tot", erzählt er. "Der Stall wurde fast bis zur Decke überflutet." Seine 2500 Hühner ertranken im Hochwasser. Die wenigen, die überlebten, musste er auf Weisung des Veterinäramtes wegen Seuchengefahr notschlachten.

Auch 18.000 Eier und Tierfutter im Wert von 5000 Euro hat die Flut vernichtet. Dazu kommen 1200 Liter Sliwowitz, die zum Verkauf gedacht waren. Den Gesamtschaden beziffert Stojan Milanic mit 30.000 Euro – ein Vermögen in der von 50 Prozent Arbeitslosigkeit gebeutelten Region.

Viele Selbstversorger

"Viele der Bewohner der Region sind noch dazu Selbstversorger", erklärt Andrea Reisinger, Krisenmanagerin des Roten Kreuzes. Sie nennen rund 1000 m² landwirtschaftlicher Fläche ihr eigen. "Dort bauen sie in der Regel Erdäpfel, Zwiebel, Tomaten und Kraut an." Das Gemüse ist die Nahrungsgrundlage und oft auch einzige Einnahmequelle. Vieles davon wurde vernichtet.

"Die wichtigste Frage ist: Wie ernähren wir unsere Bevölkerung", sagt daher auch Bürgermeister Savo Minic, Leiter des Krisenstabes in Šamac. Noch funktioniert die Versorgung durch Hilfslieferungen. Aber die Einsatzkräfte von Rotem Kreuz und Caritas denken auch bereits an den Winter. Wie die Menschen versorgen, wie die Tiere, die überlebt haben?

So konnte auch dank der Unterstützung von Raiffeisen neuer Mais ausgesät werden. Der wird laut dem Bürgermeister der Nordbosnischen Stadt Odzak zwar nicht mehr gänzlich reif, aber wenigstens können die Bauern ihre verbliebenen Tiere damit füttern. Wenigstens ein Problem kann damit ein wenig gelindert werden.

Caritas-Präsident Michael Landau sprach im KURIER-Interview auch ein weiteres Problem an: Viele landwirtschaftliche Flächen sind verseucht. "Wir kontrollieren in Zusammenarbeit mit der Uni Belgrad die Qualität der Böden", sagt Landau. Damit soll gewährleistet werden, dass die Äcker nicht durch Öl oder Tierkadaver verschmutzt oder gar mit ausgeschwemmten Landminen versetzt sind.

Zigtausende tote Tiere

Zurück nach Šamac. Dort hat der Krisenstab eine Statistik erstellt. Alleine in den 15 Katastralgemeinden der Stadt mit ihren 400 Einwohnern wurden vom Hochwasser 381 Kühe, 1134 Schweine, 234 Schafe und 12.017 Hühner getötet. Stojan Mijanic ist somit kein Einzelfall. Hühner hat sich der Landwirt noch keine angeschafft. Erst müsse der Stall trocknen. Doch fünf Ferkel konnte er mit seinem letzten Geld erstehen. "Die werden uns über den Winter helfen", sagt Mijanic.

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