Russland freut sich: "Kolossaler Erfolg"

Das IOC ist mit den Spielen zufrieden - Russische Medaillengewinner sollen Orden bekommen.

Russland hat zum Abschluss der von viel Kritik begleiteten Winterspiele das Olympia-Spektakel am Schwarzen Meer als "kolossalen Erfolg" bezeichnet. Mit dem Sieg in der Nationenwertung habe das Riesenreich auch sportlich "eindrucksvoll Größe" bewiesen, betonte Sportminister Witali Mutko am Sonntag. Ein positives Fazit der Spiele in Sotschi zog auch IOC-Präsident Thomas Bach.

Es seien "ausgezeichnete Spiele" gewesen, die in mehreren Bereichen Rekorde aufgestellt hätten, erklärte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). 2.876 Athleten aus 88 Ländern waren am Start. "Jetzt wird es wichtig sein, die Nachhaltigkeit dieser Spiele zu sichern. Ein paar Schritte sind bereits eingeleitet, die Formel 1 und die Fußball-WM 2018 werden hier zu Gast sein", so Bach. Die tolle Bilanz der ersten Winterspiele in Russland bedeute aber nicht, dass das IOC in Zukunft immer in neue Regionen und neue Märkte gehen würde.

""Jetzt sind wir die Besten der Welt"

Gegner belächelten die ersten Olympia-Winterspiele unter Palmen lange als eine sündhaft teure Laune von Kremlchef Wladimir Putin - doch nun lacht der 61-Jährige wieder einmal zuletzt. Nicht nur übertraf Sotschi 2014 Russlands bestes Edelmetall-Ergebnis bei Winterspielen überhaupt. Dass das Riesenreich Sieger im Medaillenspiegel wurde, malten sich manche in Moskau nicht in ihren kühnsten Träumen aus. "Jetzt sind wir die Besten der Welt", so Sport-Minister Mutko. Der Putin-Vertraute sagte allen russischen Medaillengewinnern Orden sowie Autos und Wohnungen zu.

Auch in puncto Sicherheit glänzte Russland. Dabei hatte es echte Ängste gegeben nach Terroranschlägen außerhalb von Sotschi. Die Drohungen von Extremisten aus dem nahen islamisch geprägten Konfliktgebiet Nordkaukasus prallten an dem Olympia-Hochsicherheitstrakt ab. Keine Rede mehr von der US-Warnung vor Olympia-Beginn, Terroristen könnten Sprengstoff in Zahnpastatuben ans Schwarze Meer bringen.

Auch wegen Menschenrechtsfragen waren die Spiele so politisch wie selten. Immer wieder mussten sich die Gastgeber Kritik gefallen lassen, sie missachteten die Rechte etwa von Homosexuellen, den Umweltschutz oder den Anspruch von Gastarbeitern auf Lohn für den Bau der teuren Olympia-Anlagen. Das Internationale Olympische Komitee - allen voran IOC-Präsident Bach - standen allerdings fest an der Seite Putins, der immer wieder davor warnte, Politik und Sport zu vermischen.

Rekordausgaben

Vor dem Hintergrund des überschwänglichen IOC-Lobs für eine reibungslose Gesamtorganisation, die nicht einmal die sonst üblichen täglichen Lagebesprechungen nötig machten, hielten die Russen auch Rekordausgaben von 37,5 Milliarden Euro für gerechtfertigt. "Glänzend und sicher" seien sie gewesen, die Winterspiele, sagte Vize-Regierungschef Dmitri Kosak. "Wir haben die Kraft, das Unmögliche möglich zu machen", meinte er.

Russland habe mit der Organisation "Wort gehalten". Entstanden sei ein modernes Wintersportzentrum mit einer großen Zukunft für Sotschi als Kurort für das ganze Jahr. "Auch die Kritik hat uns geholfen, die Spiele besser zu machen", meinte der Funktionär.

Dass am Rande der Spiele etwa die Olympia-Kritikerinnen von Pussy Riot auf der Straße von regierungstreuen Kosaken ausgepeitscht und geschlagen wurden, wischte Kosak weg. Die Aktivistinnen seien extra nach Sotschi gekommen, um zu "provozieren". Menschenrechtler beklagten ein Verbot, öffentlich seine Meinung zu äußern. Eine auf IOC-Druck eingerichtete Protestzone in Sotschis Stadtteil Chosta entpuppte sich als Feigenblatt.

Kritik

Mit scharfer Kritik reagierte der Westen auf die Inhaftierung des Umweltschützers Jewgeni Witischko. Der 40-Jährige muss drei Jahre ins Straflager nach einer Protestaktion gegen den Gouverneur von Krasnodar, dem er Bausünden vorwarf. Auch andere Aktivisten, die während der Spiele auf Missstände hinweisen wollten, beklagten Druck. Bürgerrechtler aus der Hauptstadt Moskau beklagten, dass ihnen der von Putin einst geführte Geheimdienst FSB den Zugang zu den Olympia-Anlagen verwehrt habe. Nichts sollte, so schrieben kremlkritische Medien, "Putins Spiele" stören.

In einem Brief an Bach forderten Dutzende Menschenrechtsorganisationen, darunter Human Rights Watch und die Homosexuellenbewegung All Out, künftig keine Spiele mehr an Länder wie Russland zu vergeben. Gastgeber dürften keine diskriminierende Politik haben oder auch die freie Meinungsäußerung behindern, heißt es in dem Schreiben. Der IOC-Präsident zeigte sich bei seinen ersten Spielen offen für Diskussionen, zugleich lobte er Organisation und Spiele.

Noch am Dienstag lag Russland mit erst fünf Goldmedaillen nur auf Rang fünf des Medaillenspiegels. An den letzten fünf Tagen kamen dann noch acht Goldene dazu, das Gastgeberland katapultierte sich auf Rang eins der Nationenwertung. In den 98 Bewerben gewannen die Russen 33 Medaillen, sie sind erstmals seit 1994 in Lillehammer wieder die Nummer eins bei Winterspielen.

Mit dem gebürtigen Südkoreaner Viktor Ahn (drei), dem US-stämmigen Snowboarder Vic Wild (zwei) und der in der Ukraine geborenen Paarläuferin Tatjana Wolossoschar (eine) holten eingebürgerte Athleten fast die Hälfte aller Goldmedaillen. "Einbürgerung ist in Zeiten der Globalisierung völlig normal", unterstrich der russische Sportminister Witali Mutko. Im Siegestaumel versprach er: "Medaillengewinner und ihre Trainer erhalten Staatsauszeichnungen sowie Autos und Wohnungen." Nachdem das Eishockeyteam und die Biathleten enttäuscht hatten, hatte Mutko noch gedroht: "Wir werden uns die Arbeit der Trainer ansehen. Es wird bittere Konsequenzen haben."

Knapp vor Österreich

Zumindest eine genaue Analyse wird es auch in Deutschland geben. Insgesamt sollten deutsche Sportler 27 bis 42 Medaillen aus Sotschi mitbringen. 19 und somit nur zwei mehr als bei den Österreichern sind es geworden. In Vancouver waren die Deutschen noch 30-mal auf dem Podest gestanden.

Zum Abschluss lohnt auch ein Blick auf die anderen Medaillenspiegel, wie ihn Spiegel Online bietet. Dabei kann die Liste der erfolgreichsten Wintersportnationen zum Beispiel mit der Einwohnerzahl, dem Bruttoinlandsprodukt oder der Landesfläche kombiniert werden. Besonders bei den Einwohnern macht Österreich einen Sprung nach vorne und wird nur von Norwegen (5.063.709) und Slowenien (2.057.66) besiegt. Die USA sind im Ranking Medaillen pro Einwohner nur auf Rang 21.

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