Marlies Schild: "Prioritäten verschieben sich"

Silber zum Abschluss: Marlies Schild wurde bei ihren letzten Spielen zum dritten Mal Zweite und freute sich wie eine Schneekönigin.
Nach ihrer vierten Olympia-Medaille denkt Marlies Schild an den Rückzug ins Privatleben.

Das Wort "verloren" wollte Marlies Schild am Freitagabend so gar nicht hören. Geschweige denn in den Mund nehmen. "Ich habe nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen", wurde die 32-Jährige aus Salzburg nicht müde zu betonen. Wer ihr dabei in die Augen sah,wusste dass das nicht nur leere Worte waren: Sie strahlte.

"Ich bin stolz darauf, dass ich alles verändert habe und dass es im zweiten Durchgang so viel besser funktioniert hat", sagte die Saalfeldnerin, die im ersten Lauf mit den schwierigen Schneeverhältnissen in Rosa Chutor so gar nicht zurechtgekommen und über Zwischenrang sechs enttäuscht war. "Ich bin so gefahren, wie ich immer fahre, aber leider hat das der Untergrund nicht hergegeben. Da habe ich schon ein bissl den Kopf hängen gelassen." Dazu gab es dann nach Slalom-Silber aber keinen Grund mehr.

Erfolgsbilanz

37 Weltcupsiege, 35 davon im Slalom, zwei Weltmeistertitel und vier Olympia-Medaillen (drei Silberne, eine aus Bronze) hat Marlies Schild gewonnen. Eine nahezu perfekte Karriere. Nur mit dem Olympiasieg, der Krönung der beeindruckenden Ski-Karriere, wollte es auch beim letzten Versuch nicht klappen. Die 32-Jährige trug es mit Fassung: "Sicher, die Goldene wird’s nimmer werden, aber die vier Olympia-Medaillen sind mehr als viele andere haben – und mehr, als ich mir je erträumt habe."

Auf die Medaillenzeremonie am Samstag im Olympia-Park an der Schwarzmeerküste freute sich die Wahl-Pitztalerin bereits am Vorabend. "Das ist schon cool. In Turin haben wir die Medaillen ja nur so schnell, schnell im Zielraum bekommen. Das ist hier schon etwas anderes."

Die erste Nacht mit dem dritten Silber war auch ohne Medaille "einiges ruhiger als die davor", sagte Schild, die die erste Österreicherin ein Quartett an Olympia-Medaillen hat. "Das ist noch ein Rekord, cool, oder? Wenn ich denke, was seit den Spielen in Turin alles passiert ist, und wie viel ich mit mir gekämpft habe über die Jahre – und ich bin immer wieder zurückgekommen."

Ausblick

Speziell der Trümmerbruch im linken Unterschenkel im Oktober 2008 hat Spuren hinterlassen, noch immer steckt ein 30 Zentimeter langer Nagel im Bein. "Den würd ich im Frühjahr gern loswerden", sagt Marlies Schild, die generell Probleme mit dem linken Bein hat.

"Ich fahre jetzt einmal die Saison fertig, Åre und Lenzerheide sind ja die einzigen Orte, wo ich noch nie gewonnen hab. Und dann schauma mal." Festlegen will sich die Miss Slalom nicht, "aber die Prioritäten verschieben sich langsam", das Thema Familienplanung wird aktuell.

Wobei: "2010 hab’ ich auch gesagt, in Sotschi fahr’ ich nimmer", aber, nein, Pyeongchang 2018 ist wirklich kein Thema mehr, die WM 2015 vielleicht, "und ein paar Weltcupsiege wären auch noch gut, als Polster für meinen Rekord."

Die nächste Generation ist in Person von Mikaela Shiffrin längst da, Marlies Schild ist froh und stolz, mithalten zu können, "und ich kann auch schneller sein", sagt die Grande Dame und lächelt. "Aber wie sie mit ihren 18 Jahren fährt, ist sensationell, auch, wie viel Routine sie schon hat – und das auf allen Bedingungen."

Schild war erstmals mit 22 Jahren auf einem WM-Podest, Shiffrin mit 17 Slalom-Weltmeisterin. "Und wie sie mit uns umgeht, immer wieder betont, wie toll es ist, mit ihren Idolen auf dem Podest zu stehen – da können sich manche etwas abschauen."

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