Ein heißes Duell auf allerhöchstem Niveau

Stilstudie Nummer eins: Marcel Hirscher sucht stets die direkte Linie zum Tor und aufs Podest.
Vizeweltmeister Marcel Hirscher fordert am Mittwoch Weltmeister Ted Ligety.

Es war am 6. Februar 2011, und es war ein historischer Tag: Damals gewann der letzte Österreicher, der nicht Marcel Hirscher heißt, einen Riesenslalom im Weltcup. Philipp Schörghofer war damals in Hinterstoder erfolgreich – und der 30-Jährige aus Filzmoos ist am Mittwoch auch ein Mitglied des österreichischen Teams. Neben Benjamin Raich, dem Olympiasieger von 2006, neben Matthias Mayer, dem Olympiasieger in der Abfahrt – und neben Marcel Hirscher.

Der 24-jährige Salzburger ist einer von drei Herren, die Gold wohl unter sich ausmachen werden, Ted Ligety, der Weltmeister aus den USA, und Alexis Pinturault aus Frankreich sind die beiden anderen.

Ligety, 28, hat bereits im vergangenen Jahr auf dem Riesenslalom-Hang von Rosa Chutor trainiert und sprach seinerzeit von einem „extrem langen“ Kurs. Das hat sich deutlich geändert: „Sie haben die Piste für die Spiele verkürzt, es sind jetzt sicher 15 Tore weniger.“

Skifahrerisch interessant sei der obere, steile Abschnitt, der Rest eher gemäßigt, insgesamt erinnere ihn die Strecke an jene von Beaver Creek, was für den Herrn aus Park City nicht gerade ein Nachteil ist – am WM-Berg des kommenden Jahres hat er bereits vier Mal gewonnen, zuletzt drei Mal en suite; Marcel Hirscher war in Colorado einmal erfolgreich.

„Du musst hier superschnell auf den Beinen sein“, weiß Ligety, „das sollte zu mir und meinem Stil passen.“ Freilich hat der dreifache Weltmeister von Schladming (Super-G, Superkombi, Riesenslalom) inzwischen einen gewissen Erfolgsdruck: Im Super-G wurde er nur 14., in der Superkombi landete er auf Platz 12.

Klare Ziele

Marcel Hirscher hat sich seinerzeit die Russland-Reise erspart: „Für mich ist es da noch um den Gesamtweltcup gegangen“, erklärt er, „wäre das nicht der Fall gewesen, wäre ich hergeflogen.“ So ist es eine Reise ins Ungewisse, „ich kenn’ den Hang nur von Erzählungen, aber wir haben in der Vorbereitung alles probiert, dass ich zu hundert Prozent da bin. Ich hab’ bei allen Bedingungen trainiert, von hart bis total weich, von mit Salz präparierten Pisten bis zu gewässerten. Mehr kann ich nicht tun. Aber es ist ein schmaler Grat, und der ist schwer zu treffen.“

Einen Berg an Material haben Hirscher, sein Vater Ferdinand und sein Trainer Mike Pircher mitgebracht, wichtig angesichts der „krass wechselnden Bedingungen“ hier. Die heurige Saison hat Temperaturen von –25 Grad in Beaver Creek bis plus elf Grad in Rosa Chutor gebracht, für den Dienstag ist mit dem Neuschnee der vergangenen Nacht und Temperaturen um null Grad zu rechnen.

Erwartungen

Und mit was rechnet Marcel Hirscher in Riesenslalom und Slalom (Samstag)? „Ich hab’ versucht, mit möglichst geringen Erwartungen herzukommen. Aber das ist nicht so leicht nach den letzten Resultaten.“ In den letzten zehn Riesenslaloms war der Annaberger immer auf dem Podest, in den sieben Slaloms dieses Winters fünf Mal. Marcel Hirscher warnt vorsichtshalber sich und seine Fans: „Wir haben hier schon ein großes Favoritensterben gesehen – hoffentlich lass’ ich mich davon nicht anstecken.“

Um 11 und 14 Uhr MEZ geht am Mittwoch Marcel Hirscher erstmals bei diesen Olympischen Spielen an den Start. Die Kurssetzer sind David Chastan (F) und Andreas Puelacher (Ö).

Marcel Hirscher (Startnummer 3) Der 24-jährige Salzburger hat bislang in Summe neun Mal im Weltcup gewonnen und ist der Vizeweltmeister.

Matthias Mayer (18) Der 23-jährige Kärntner hat in zwölf Weltcup-Einsätzen erst zwei Mal das Ziel gesehen (16., 22.). Olympiasieger in der Abfahrt.

Benjamin Raich (8) Der 35-jährige Tiroler holte 2006 Olympia-Gold und hat 14 Weltcupsiege gefeiert. Sein Rücken macht keine Sorgen mehr.

Philipp Schörghofer (9) Der 31-jährige Salzburger hat einen Weltcupsieg – und glaubt, dass seine Karriere noch gar nicht recht begonnen hat.

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