Lagerkoller

Saubermann: Zur Geisterstunde wird geputzt, was das Zeug hält.

Ja, es ist nun schon eine lange Zeit in der Region um Sotschi. Ein olympisches Wochenende steht den drei KURIERen noch bevor, ehe es am Montag endlich wieder nach Hause geht. Lange hatten wir uns gegen den Lagerkoller gewehrt, doch nun hat er mit voller Wucht zugeschlagen. Und das nicht nur bei uns.

Donnerstagabend, Krasnaja Poljana Hub, Busbahnhof. Linie M6, Sergej, ein Russe um die 30, steigt in den Bus ein und will von einer Dame um die 50 wissen, ob er mit diesem Fahrzeug wohl sein Ziel erreichen wird. Sergej fragt auf Russisch, die Dame aus den USA antwortet ganz im Zeichen der Hilfsbereitschaft: "Sorry, I don’t speak English." Sergej schaut sie fragend an, die Damen schiebt eilig "Errrr, I don’t speak Russian" nach. Sie sei wohl auch schon länger da, ja, stimmt, nickt sie.

Szenenwechsel. Gornaja Karusel, Hotel Gorki Panorama, Basis des KURIER-Trios. Seit der Ankunft am Montag, 3. Februar, bewundern wir die Fahrkünste des Herrn, der die Reinigungsmaschine durch die Lobby lenkt. Pünktlich kommt er jeden Abend zur Geisterstunde und zieht seine Kreise, sorgt dafür, dass es sauber ist, sorgt aber auch dafür, dass wir ohne Kufen Pirouetten drehen können, weil der gesäuberte Boden unfassbar rutschig ist. Am Mittwochabend wollte er endlich auch einmal hinter der Rezeption für Reinlichkeit sorgen, was prinzipiell ja keine schlechte Idee war, die Ausführung aber war verbesserungsfähig: Weil die Kabel der Computer noch nicht ganz fertig verlegt sind, riss die Maschine die auf dem Boden liegenden Leitungen mit. Die Computer kamen in Bewegung, die Maschine fuhr weiter, die Rechner stürzten hinunter, da konnte der Saubermann bremsen, wie er wollte.

Die ganzen Medienmenschen sind ohnehin längst im Reservebereich angelangt: Wache Fotografen fotografieren schlafende Fotografen, wache Journalisten schreiben über schlafende Journalisten, schlafende Medienmenschen rollen in Bussen und Zügen von Sportstätte zu Sportstätte, begleitet von schlafenden Arbeitern und schlafenden freiwilligen Helfern. Kein Wunder nach Arbeitstagen mit zwölf Stunden und mehr ohne Unterlass, die hier jeder hat. Wenigstens die Busfahrer sind noch fit.

Olympische Spiele sind schon eine feine Sache. Aber es ist auch fein, wenn sie dann endlich wieder zu Ende sind.

Ein Wochenende noch.

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