Gisin und Maze siegen gemeinsam
Es war ein epochaler Tag, dieser Mittwoch in Rosa Chutor: Tina Maze holte die erste Goldmedaille für Slowenien bei Winterspielen. Dominique Gisin holte die erste Goldene für die Schweizer Alpin-Damen seit Vreni Schneiders Slalom-Sieg 1994 in Lillehammer, und das erste Abfahrtsgold seit Michela Figini 1984 in Sarajevo. Und Lara Gut? Die 22-Jährige realisierte erst spät, dass sie nun ihre erste olympische Medaille hatte – 2010 war sie verletzt. Erst war ihr Ärger über Bronze groß, dann realisierte sie, was sie da erreicht hat "und, hey, wir sind alle Athleten, und Athleten wollen nun einmal gewinnen. Aber ich hab’ ja noch zwei Chancen".
Schon mit Nummer acht war Gisin gestartet, und ihre Fahrt sollte der Höhepunkt einer "verrückten Woche" werden. Die 28-Jährige hatte wie ihre Kolleginnen die Schweizer Qualifikation bestreiten müssen, "das hat mich aus meiner Komfortzone geholt". Dazu sei angemerkt, dass sich die Engelbergerin vor zwei Jahren in Cortina am linken Knie an Knorpel und Meniskus verletzt hatte und danach nicht mehr zu sich selbst fand. "Ich habe mich nicht mehr als Athletin gefühlt, ich war nie wieder auf dem Podium."
Gisin wusste: Wenn sie in der Abfahrt dabei sein will, muss sie das Training gewinnen. Das tat sie. Und dass sie in gleicher Manier nun an diesem 12. Februar unterwegs war, "das ist mein schönster Sieg."
Drei Geschwister gibt es im Hause Gisin, Marc fährt im Skiweltcup, Michelle ebenso. Dominique aber fährt nicht nur exzellent Ski, sondern beherrscht auch Golf (Handicap 7), studiert Physik, hat den Pilotenschein für Kleinflugzeuge und wäre eigentlich auch Kampfpilotin, die Aufnahmeprüfung hat sie bestanden – die Verletzungen im Lauf ihrer Karriere aber führten zur Einstufung "dienstuntauglich".
Schon ihren ersten Weltcupsieg feierte sie ex aequo, im Jänner 2009 mit Anja Pärson in Zauchensee. Gestern war Tina Maze neben ihr, und beide hielten einander an den Händen, als die Hymnen gespielt wurden.
Risikospiel
"Ach, ex aequo, das hab’ ich auch schon erlebt", erinnerte sich Maze, die 2013 den Skiweltcup mit Rekordpunktezahl gewonnen hatte: 2002 im Riesenslalom von Sölden, mit Nicole Hosp und Andrine Flemmen (Nor). Geteiltes Gold, doppelte Freude, "ein perfekter Tag", sagte Maze, die im Weltcup so lange nicht auf Touren gekommen war.
Erst mit der Verpflichtung von Lara Guts einstigem Mentor Mauro Pini anstelle von Walter Ronconi im Jänner landete sie dann den Volltreffer: "Ich war voll auf Olympia fokussiert, wir haben riskiert und gewonnen." Fürs Feiern bleibt wenig Zeit, am Samstag folgt der Super-G. Dominique Gisins Motto bis dahin: "essen, schlafen, Ski fahren."
Die Bilder zur Damen-Abfahrt:
Wenn Ungarn noch bei Öst’reich wär’ – dann wäre Edit Miklos die beste Österreicherin der Olympia-Damen-Abfahrt geworden. Siebente war die 25-jährige gebürtige Rumänin an diesem sagenhaft warmen (bis zu 13 Grad) und sagenhaft schönen Mittwoch in Rosa Chutor, und dann sagte sie: "Nein, ich bin nicht zufrieden."
Zumindest das hatte sie mit den vier Österreicherinnen gemeinsam. "Wenn’s ein Weltcuprennen wäre, wär’ ich mit dem siebenten Platz glücklich", sagte Nicole Hosp, zum Pech der Tirolerin kam aber noch Edit Miklos, und Lotte Smiseth Sejersted tat das Ihre dazu, dass Österreichs Beste Neunte wurde. "Es ist mir nicht so leicht von der Hand gegangen wie zuletzt", sagte die 30-Jährige "es war brutal schwer zu fahren". In den letzten Tagen war der Untergrund durch Wärme und Nachtfrost immer unruhiger geworden, "es ist dadurch sehr schwierig, den Ski auf Zug zu bringen, denn du darfst auch nicht zu sehr draufdrücken, weil’s sonst schon wieder bremst".
Lernphase
Es folgte ein Steigerungslauf ins Negative. Olympia-Debütantin Cornelia Hütter hat "zwei Böcke geschossen, das war ein Schas" – Platz 24 für die 21-jährige Steirerin. "Ein Großereignis ist halt etwas anderes als ein Weltcup, gut, dass ich das einmal gesehen habe. Ich hätt’s gern anders gesehen."
Elisabeth Görgl hätte schon seit Dienstagabend manches gern anders gesehen: Um 23 Uhr klopften die Dopingkontrollore an, "wenigstens keine Blutprobe, das hätte noch gefehlt." Am Mittwochmorgen "ist eine Russin so nah an mir vorbeigefahren, dass sie meine Skienden erwischt hat, die hat’s mir auseinandergezogen." Als es ernst wurde, "hab’ ich ziemlich riskiert, war zu eng unterwegs und hab’ ein Tor voll verräumt". Bilanz? "Ich hab’s probiert. Aber es ist nicht aufgegangen."
Und dann kam Anna Fenninger. Vor den Augen der Rodlerinnen Miriam Kastlungen und Nina Reithmayer, einiger Alpin-Herren und von Allzeitgröße Annemarie Moser-Pröll erwischte ein Schlag die 24-Jährige in einer Rechtskurve im oberen Teil, "ich hab’ den Außenski nicht mehr reinbekommen und einen Einkehrschwung eingelegt". Fenninger war vorerst untröstlich.
Als sie später dann doch getröstet war, blickte sie nach vorn: "Das ist auch das Einzige, das ich tun kann."
Endstand: Damen-Olympia-Abfahrt | |||
1. | Dominique Gisin (SUI) | 1:41,57 | Min. |
. | Tina Maze (SLO) | 1:41,57 | Min. |
3. | Lara Gut (SUI) | 1:41,67 | +0,10 |
4. | Daniela Merighetti (ITA) | 1:41,84 | +0,27 |
5. | Fabienne Suter (SUI) | 1:41,94 | +0,37 |
6. | Lotte Smiseth Sejersted (NOR) | 1:42,01 | +0,44 |
7. | Edit Miklos (HUN) | 1:42,28 | +0,71 |
8. | Julia Mancuso ( USA) | 1:42,56 | +0,99 |
9. | Nicole Hosp (AUT) | 1:42,62 | +1,05 |
10. | Ilka Stuhec (SLO) | 1:42,65 | +1,08 |
11. | Laurenne Ross (USA) | 1:42,68 | +1,11 |
12. | Elena Fanchini (ITA) | 1:42,70 | +1,13 |
13. | Maria Höfl-Riesch (GER) | 1:42,74 | +1,17 |
14. | Verena Stuffer (ITA) | 1:42,75 | +1,18 |
15. | Viktoria Rebensburg (GER) | 1:42,76 | +1,19 |
16. | Elisabeth Görgl (AUT) | 1:42,82 | +1,25 |
17. | Stacey Cook (USA) | 1:43,05 | +1,48 |
18. | Marusa Ferk (SLO) | 1:43,24 | +1,67 |
19. | Chemmy Alcott (GBR) | 1:43,43 | +1,86 |
20. | Larisa Yurkiw (CAN) | 1:43,46 | +1,89 |
21. | Klara Krizova (CZE) | 1:43,47 | +1,90 |
22. | Nadia Fanchini (ITA) | 1:43,48 | +1,91 |
23. | Kajsa Kling (SWE) | 1:43,69 | +2,12 |
24. | Cornelia Hütter (AUT) | 1:43,82 | +2,25 |
25. | Sara Hector (SWE) | 1:44,23 | +2,66 |
26. | Jacqueline Wiles (USA) | 1:44,35 | +2,78 |
27. | Ragnhild Mowinckel (NOR) | 1:44,43 | +2,86 |
28. | Jelena Jakowischina (RUS) | 1:44,45 | +2,88 |
29. | Greta Small (AUS) | 1:44,79 | +3,22 |
30. | Maria Bedarewa (RUS) | 1:45,29 | +3,72 |
31. | Kristina Saalova (SVK) | 1:45,98 | +4,41 |
32. | Macarena Simari Birkner (ARG) | 1:46,44 | +4,87 |
33. | Karolina Chrapek (POL) | 1:46,90 | +5,33 |
34. | Noelle Barahona (CHI) | 1:49,70 | +8,13 |
35. | Anna Berecz (HUN) | 1:50,97 | +9,40 |
Ausgeschieden: Anna Fenninger (AUT), Alexandra Coletti (MON), Carolina Ruiz Castillo (ESP), Marianne Kaufmann-Abderhalden (SUI), Marie Marchand-Arvier (FRA), Ania Monica Caill (ROM)Nicht am Start: Tina Weirather (LIE/verletzt)
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