Koriander für mehr Interaktion
Neben einer Hollywoodschaukel liegen Autoreifen, die zu Blumentöpfen umfunktioniert wurden. An den Gittern, die den Garten umgeben, schlingen sich Brombeer- und Himbeersträucher .
Auf einem Hügel, zwischen Wohnhausanlage und U-Bahntrasse, befindet sich der rund 300 Quadratmeter große "Garten Löwenzahn". Der Name des Projekts bezieht sich auf den Roman "Löwenzahn" von Else Feldmann. Sie beschreibt darin ihre Kindheit im 20. Bezirk und die Interaktion unterschiedlicher Gesellschaftsschichten.
Die Besonderheit des Gartens ist der freie Zugang – und das 24 Stunden am Tag. Neben 30 belegten Beeten gibt es auch Gemeinschaftsbeete. "Jeder ist willkommen und kann miternten", erklärt Nina Chladek-Danklmaier von der Gebietsbetreuung 2/20. Bereits im Februar beginnen die Gärtner Pflanzen in ihren Fensterbänken zu züchten. Wenn die Eisheiligen dann vorbei sind, wandern diese in den Gemeinschaftsgarten.
Neue Art der Begegnung
"Wir streben einen bunten Mix an, der den 20. Bezirk repräsentieren soll. Alle Altersgruppen aus diversen Herkunftsländern sind bei uns vertreten. Wir wollen voneinander lernen", sagt Chladek-Maier. Eine Frau aus Vietnam hat beispielsweise Koriander angepflanzt, den man nicht in jedem Supermarkt bekommt. Auch eine Gruppe tschetschenischer Männer trifft sich beinahe täglich.
"Ziel ist eine neue Art der Begegnung und die Förderung sozialen Zusammenhalts in der Stadt. Im Waschraum eines Wohnhauses kommen die Leute nicht zusammen", beschreibt Linda Elias das Anliegen des Vereins. Im Vordergrund steht neben der körperlichen Betätigung die Kooperation. Schließlich ist es nicht jedermanns Fall, sich zu arrangieren und zu kooperieren. Es ist eher ungewöhnlich, den Garten mit Bekannten aber auch Unbekannten zu teilen. Aber das beinhaltet auch Vorteile wie den gemeinsamen "Gießdienst", meint Elias.
Das System des Vereins baut auf Gemeinschaft auf: Eine der Gärtnerinnen ist Architektin. Sie hat eine Hütte entworfen, die dann auch gemeinsam gebaut wurde. Am Eingang hängen lustige bunte Schilder, die eine Grafikerin entworfen hat. Auch sie gärtnert mit. Ein Landschaftsgärtner wiederum bringt mit, was er so findet, unter anderem ein Holzgerüst, an dem nun Hängekürbisse zu finden sind.
Infos:
Wer eines der 30 Beete mieten möchte, kann sich bei der Gebietsbetreuung in eine Liste eintragen lassen. Die Kosten für ein 3,5 m² großes Beet betragen 30 Euro im Jahr. Im „Fremderntebeet“ direkt beim Eingang des Gartens kann man jederzeit gärtnern und ernten.
Ausschreitungen beim Akademikerball. Das Burgtheater kracht wie eine Kaisersemmel. Und dann auch noch die Wickel um den "Privatbesuch" des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan …
Das Bild, das immer wieder Schlagzeilen von Wien zeichnen, ist oft kein schönes. Walzerseligkeit, Sisi-Kult und Kutschfahrten im Fiaker haben umgekehrt aber auch wenig mit der Lebensrealität der Wienerinnen und Wiener (und der "Zuagrastn") zu tun. Sie finden ihre heile Welt oft im Kleinen. In der Familie, den eigenen vier Wänden, in ihrer Nachbarschaft, im Grätzel.
Genau mit diesen Gemeinschaften wird sich der KURIER in den kommenden Wochen beschäftigen. Bei der großen diesjährigen Sommeraktion können Handarbeitsvereine, Nachbarschaftsgärten oder Jungschargruppen zum "Wiener Grätzel-Kaiser" gewählt werden.
Jetzt bewerben
Sie sind in einem solchen Verein tätig oder kennen Menschen, die sich für die Verbesserung Ihres Grätzels einsetzen – sei es über kulturelle Veranstaltungen, soziales Engagement oder als Hobbygärtner? Dann melden Sie diese bei der Aktion "Wiener Grätzel-Kaiser" an. Ab heute, Donnerstag können interessierte Gruppen und Vereine ihre Bewerbung auf www.kurier.at/graetzel oder per eMail unter graetzel@kurier.at abgeben.
Am 29. Juni beginnt das Voting. Bis einschließlich 6. August können KURIER-Leser ihre Stimme abgeben. Der "Wiener Grätzel-Kaiser" wird am 18. August präsentiert. Der Preis: Ein großes Grätzel-Fest im eigenen Bezirk.
Kommentare