"Als würde man nach Hause kommen"

"Als würde man nach Hause kommen"
Ein Mal pro Woche verwandelt sich ein Laden zum Kaffeehaus für Anrainer.

Es wirkt wie ein Fest: In der Hernalser Hauptstraße 53 wird gesungen, gelacht, Kaffee getrunken. Leute sitzen an Tischen, stehen gemeinsam in der Küche. Das Nachbarschaftszentrum Hernals des Wiener Hilfswerks hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Treffpunkt für Anrainer entwickelt.

"Als würde man nach Hause kommen"
Eine der 139 Freiwilligen, die hier arbeiten, ist Elisabeth Ludwig. "Meine Familie ist nach dem ersten Weltkrieg nach Brasilien ausgewandert. Vor sieben Jahren kam ich zurück nach Wien. Es war nicht leicht. Im Nachbarschaftszentrum habe ich Anschluss gefunden", erzählt Ludwig. Nachmittags arbeitet sie manchmal im "zweit.hand", einem Secondhandladen am Hernalser Gürtel, der vom caffe latte für das Zentrum zur Verfügung gestellt wird.

Jeden Donnerstag verwandeln sich die Räume in ein Kaffeehaus: Auf dem Tisch steht ein gebasteltes Sparschwein. "Der eine wirft fünf Cent hinein, der andere drei Euro. In der Mischung passt es", erklärt Leiterin Eva Bartalan.

Buntes Programm

An der Wand hängen Fotos von den Freiwilligen. Die Jüngsten sind 16, die Ältesten 80. Jeder bietet das an, was er kann und wann er kann. Zum Beispiel als Kasperl. Dadurch ist das Angebot breit gefächert: von der Bastelgruppe bis zum Kochkurs ist alles dabei. Für Personen, die sich nicht mehr so gut bewegen können, gibt es Sitzturnen. Neben Fremdsprachenkursen wird Deutsch-Konversationen angeboten und bewusst so genannt. Hier steht nicht Grammatik im Vordergrund, sondern Kommunikation.

Lernschwache Schüler besuchen den Lernclub. Zudem gibt es Gesundheits-, Schuldner-, Sozial- und psychologische Beratung. Feedback auf die Arbeit von Eva Bertalan und ihrem Team kommt vom Grätzel selbst – die Leute kommen immer wieder und das zahlreich.

Singen und spielen

So wie Gerti F. Sie hat heute ihre Cousine und ihre Nichte aus Budapest mitgebracht. Sie übersetzt, dass die beiden sich hier wie zu Hause fühlen. Ein Mitglied des Zentrums kann seine Wohnung nicht mehr verlassen, seitdem würde man eben zu ihm Karten spielen kommen. Mitten im Gespräch beginnt Gerti zu singen. Sie leitet die Gesangsgruppe und hat ein Lied über den Verein gedichtet. Demnächst will sie mit Gruppenmitgliedern zum Grab einer verstorbenen Freundin aus dem Zentrum – mit ihrer Liedermappe.

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