Simpl: 100 Jahre Wiener Kabarettgeschichte

Simpl: 100 Jahre Wiener Kabarettgeschichte
Kritik: Bei der Premiere der kabarettistische Jubiläumsrevue "100 Jahre Simpl" flossen die Lachtränen.

Kein Witz! Lachtränen flossen bei der Premiere der Jubiläumsrevue "100 Jahre Simpl" von Michael Niavarani und Albert Schmidleitner. Conferencier Ciro de Luca, der Wiener mit dem Charme seiner italienischen Wurzeln, stellt fest:
Nur wenige Institutionen waren so lange durchgehend im Unterhaltungs­geschäft tätig – die Moulin Rouge, der Simpl und Johannes Heesters.
In der Wollzeile 36 wird seit 1912 Wiener Kabarettgeschichte geschrieben.
Hier, wo einst alles im "Bier­kabarett Simplicissimus" begann, geht man seit einem Jahrhundert zum Lachen in den Keller. War doch Humor schon immer ein Pflaster für die Seele.

Friedrich Torberg nannte den Simpl, dessen Maskottchen ein roter "Bulli" ist, "das Burgtheater des Kabaretts". Für Karl Farkas war er "ein größenwahnsinnig gewordenes Nudelbrett".

Als wär’s ein Symbol für das der harmlosen Unterhaltung verpflichtete zeitlose bürgerliche Lachtheater im Simpl, geistert am Anfang derselbe Witz durch die Jahrzehnte: Von Kaiser Franz Joseph bis Werner Faymann, von der Zensur bis zur Bitte, der Kanzler möge doch vorkommen.

Neben einem Defilee der Perücken gibt’s ein Medley der besten Songs aus 100 Jahren vom Ersten Weltkrieg bis Andreas Gabalier.

Zu "That’s Amore" kommen einander Michael Häupl und Maria Vassilakou näher. Aufs Korn genommen werden Darabos ("eine politische Lose-lose-Situation"), Fekter und der fesche Karl-Heinz. Zudem die Post, die Wiener Linien, die Finanzkrise, Griechenland, der Euro, das Kleingedruckte in Verträgen und die Häfenbrüder im "Hotel zur weißen Weste" in Stein an der Donau. Großartig: Michael Mohapp als Queen, Auto­raser, Bsuff und als ein vom Wahnsinn gestreifter Amtsrat mit Pensionsschock.

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: Zum Nachlesen von Julia Sobieszek:

 "Zum Lachen in den Keller. Das Simpl von 1912 bis heute", Amalthea Verlag, 22,95 Euro

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