"Mägbess": Shakespeare als Paradeismassaker

"Mägbess": Shakespeare als Paradeismassaker
Marika Reichhold alias Frau Franzi interpretiert den guten alten "Schäggsbia" auf ihre Weise: "Macbeth" als abgespeckte Kleinkunstversion.

Eine Putzfrau räumt mit Shakespeare auf, beziehungsweise mit dem Vorurteil, dass großes Theater nur von einem erhabenen und eingeweihten Kreis verstanden werden könnte. Nach "Romeo & Julia", "Othello" und einem Mischprogramm ("do host den solot") hat sich das quirlige "schägsbianarrische Faktotum" Frau Franzi nun an "Macbeth" herangemacht - oder besser: "Mägbess". Denn Frau Franzi schreibt alles, so wie man`s sagt - und sagt alles, so wie sie es sich vorstellt.

Die düstere Story um den zum schottischen König aufgestiegenen Heerführer Macbeth erzählt Frau Franzi zwischen Putzkübeln und Küchenutensilien, die prophezeienden Hexen stattet sie mit muskelzerrungsverdächtigen Grimassen aus und die Kampf- und Liebesszenen stellt sie mit aus Leintuch gebastelten Puppen dar.

Lady Macbeth und ihr Gatte werden zunächst als liebendes Paar dargestellt. Aber der Machtrausch der beiden endet auch bei Frau Franzis Version in der Tyrannenherrschaft. "Und wenn der `mägbess` dann singt `bei mia wiad kana oed, weu i moch olle koed...` gschbiasd diarekt, wia voll von da müch da menschenliebe ea is.."

Gemetzel mit Paradeisern

Das Blutbad wird bei Frau Franzi zum Paradeisermassaker. Freilich wirkt das in den visuellen Mitteln irgendwie begrenzt, aber wenn die Putzfrau nach jedem Gemetzel (Duncan, Banqo und Macduffs Familie) ihre Hände gründlich im Putzkübel in Unschuld wäscht, kommt der Macbethsche Irrsinn reduziert, aber doch eindringlich rüber.

Was die Kleinkunst betrifft, hat Frau Franzi in "Mägbess" einen frühen Höhepunkt, als sie - passend zur mythenumrankten Tragödie - alle vorstellbaren Kobolde, Erd- und Wassergeister in einem endlos scheinenden Stakkato fehlerfrei runterbetet. Anstatt deklamierenden Burgschauspielern ein kleines Weiblein mit Aschenbecherbrillen auf der Bühne zu sehen - hat schon seinen skurril-komischen Wert. Auch wenn sich der Witz dieser Ausgangssituation mit der Zeit ein bisschen abnützt: Seinen Shakespeare hat man wieder einmal gelernt: "Bluad is imma scho vagossn woan - und moad hods a imma scho gem... ."

Zur Person: Frau Franzi

"Mägbess": Shakespeare als Paradeismassaker

Die Kunstfigur wurde von der Theaterpädagogin und Kunsttherapeutin Marika Reichhold und Regisseur Christian Suchy zunächst als Vermittlungsfigur entwickelt, um die Führungen im Reichholds Bergbaumuseum in Grünbach am Schneeberg lebendiger zu gestalten. Frau Franzi agiert also auch immer wieder als Museumsführerin. Seit 2008 erobert die flink-fidele Figur auch die Kleinkunstbühnen.

 

Termine:

6. Juli (21.30 Uhr) "Nachtschwärmervorstellung"
8. Juli (17.00 Uhr) "Bademuffelvorstellung"
Theater im Werkraum, Wien 16; Ludo Hartmann Platz 7
Tel. 01/48 69 646

7. Juli / 4. August / 1. September  (19.00 Uhr)
Bergbaumuseum, 2733 Grünbach; Neuschacht 12
Tel. 0676/435 46 00

9. August (19.00 Uhr)
Kultur am Donnerstag
Café Wohnsinn, A-2734 Puchberg, Bahnstrasse 10
Tel. 0664 / 4248749

9. September (18.00 Uhr)
Mölkerei - Offenes Kulturhaus Mödling; Mölkergasse 6
Tel. 0676/ 435 46 00

Weitere Infos zu Frau Franzi finden Sie hier.

 

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