Lukas Resetarits: Stachel im Fleisch

Lukas Resetarits: Stachel im Fleisch
Nr. 100. "Osterreich - Ein Warietee". Eine Reise von Lukas Resetarits durch die Irrungen unserer Heimat. Große Gefühle inklusive.

Welche Staatsform hat Österreich?" Klar, keulenförmig. Und dass der Orangensaft in Strömen fließt, liegt wohl an "Cappy wie Kapitalismus".

Das ist nur eine von einigen Finanzkrisen-Pointen von Lukas Resetarits in seinem 23. Programm. Die graue Eloquenz der heimischen Kabarettszene preist in "Osterreich - Ein Warietee" zunächst als Jahrmarkt-Strizzi mit goldenem Zylinder und Sonnenbrille seine armseligen Attraktionen an. An Annodazumal-Anekdoten und Jugenderinnerungen hängt er seine Globalisierungs- und Kapitalismuskritik auf.

Mundwerk als Handwerk

Lukas Resetarits: Stachel im Fleisch

"Österreich gibt's in der Trafik. Und am Sonntag kann man es aus dem Stand mitgehen lassen", so Resetarits, "um immer mit Niveaulosigkeit versorgt zu sein." Deshalb heißt sein Varieté "Osterreich" und hat auf dem Weg in den globalen Markt bereits seine Ö-Stricherl eingebüßt.

Die Umlaute gelten als Fortschrittsbremse und müssen deshalb aus dem Sprachgebrauch getilgt werden: "Bestes Beispiel ist die OMV: Kaum sind die Stricherl weg, schon ist sie ein Weltkonzern." Das sitzt. Wie der Sarkasmus in vielen Pointen des Spezialisten für Episoden der Weltgeschichte aus der Perspektive des kleinen Mannes.

Er ist, was er immer war: Ein gerader linker Kerl, der den Standpunkt der Vernunft im alltäglichen Wahnsinn verteidigt, ein ehrlicher Kämpfer gegen die herrschenden Schweinereien.

In "Osterreich - Ein Warietee" gibt in einer bizarren Fiona-Parodie Frau Glitzer-Grasser Gartentipps: Glasperlen gegen Nacktschnecken!

Thematisiert wird außerdem Mindestsicherung, Schaumgebäck, Haydn-Jahr ... Und wenn die Verschrottungsprämie ein probates Mittel im Kampf gegen die Krise ist, wie wohltuend für den Wirtschaftsaufschwung wäre dann erst eine Vandalismusprämie?

Wege aus der Krise

Auch in puncto Arbeitslosigkeit weiß Resetarits Rat: "Das AMS sollte doch statt Thujen lieber Arbeitslose als lebende Zäune vermitteln, das würde die Ein- und Ehebruchgefahr stark verringern und ganz neue Flächen für Sponsoring eröffnen. Oder Menschen als Telefonwarteschleifen einsetzen, die die in der Leitung Wartenden mit Liedern und Quizspielen bei Laune halten könnten."

Das Schlusslied variiert schließlich den bösen Qualtinger-Klassiker "Bei mir sad's olle im Oasch daham" im Sinne des Abends: "Mir san olle im Oasch daham / im Oasch, do is unsa Adress / durt samma zwar oam, dafia hammas sche woam / ohne Göd, aber auch ohne Stress."

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