Joesi Prokopetz: Hinterhältig

Joesi Prokopetz: Hinterhältig
Nr. 96. Eheprobleme, Finanzkrise, Auftragskiller und jede Menge Pointen: Joesi Prokopetz in seinem Solo "Bitte nicht schießen!"

Man muss niemanden desavouieren. Aber ein bisschen wehtun darf's schon. "Das macht Kabarett, glaube ich, aus", sagt Josef "Joesi" Prokopetz. "Karl Farkas konnte das sehr gut. Man muss über seine Pointen lachen. Und eine Sekunde später denkt man: Um Gottes willen, eigentlich hat er jetzt doch eine Watschen ausgeteilt."

Der Songtexter, Kabarettist und Texter legendärer Werbesprüche ("Lustig samma - Puntigamer!" und "Mars macht mobil") schrieb in den 70er-Jahren für Wolfgang Ambros Verse, die Austropop-Geschichte sind: "Da Hofa" oder "Es lebe der Zentralfriedhof" zum Beispiel.

In den lustigen 80er-Jahren brachte er es auch zu einer Solokarriere mit Hitparaden-Erfolgen.

Wetterlage: Karrieretief

Joesi Prokopetz: Hinterhältig

Im Kabarettprogramm "Bitte nicht schießen!" philosophiert Prokopetz über Eheprobleme, Finanzkrisen und Auftragskiller. Er erzählt vom Leben und Leiden eines Kabarettisten, von Lebensängsten, der Bedeutungsvielfalt des österreichischen Idioms, von der "Lustigkeitsindustrie", von den tragikomischen Momenten des Altwerdens, warum die meisten Selbstmorde um 4.48 Uhr geschehen und der Österreicher aussterben wird.

"Humor und gute Pointen sind zeitlos", ist Prokopetz überzeugt. "Und wenn etwas stimmt und trifft, dann trifft's alle. Jung und Alt."

Sein Protagonist erlebt Höhenflüge, aber vor allem tiefe Abstürze, gefangen im emotionalen Bermudadreieck aus Karrieretief, Beziehungskrise und finanzieller Schräglage: "Das Seufzen der sterbenden Sekunden ist der Tinnitus des Daseins."

Delegierter Suizid

Dass sich der Arzt seines Vertrauens vor der Befundbesprechung plötzlich ins Ausland absetzt, interpretiert Prokopetz' Alter Ego für sich negativ: Er ist also nicht nur unschuldig verarmt und umsummt von der stillen Dramatik der Bedeutungslosigkeit - er ist vermutlich auch noch unheilbar krank.

Am Ende seiner Kräfte angelangt, kann er seinem Leben weder etwas Positives abgewinnen, noch wagt er, es selbst zu beenden. Unterwegs im World Wide Web trifft er auf Tolstoi, einen russischen Auftragskiller. Ihn heuert er an, um das zu vollenden, was er selbst nicht vermag: Seinem Leben ein Ende zu setzen.

Aber kaum ist der Killer engagiert, wendet sich für den Künstler doch wieder alles zum Guten. Und es gibt keinen Grund mehr, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden.
Aber wird die Notbremse rechtzeitig gezogen? Der Wunsch "Paschalstje njet streljaetje!" - russisch für "Bitte nicht schießen!" - erfüllt?

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