Andreas Vitásek Irrationale Komik

Andreas Vitásek Irrationale Komik
Nach seinen ersten sieben Programmen, fand Andreas Vitásek, war es Zeit, eine ebenso sentimentale wie amüsante „Bilanz“ zu ziehen

Telefongespräch mit dem Wahnsinn, der sich Sorgen macht. Ein Wochenendvater, der sonntags ein Kind ist. Ein Mann, dem beim Zigarettenholen die Realität abhanden kommt ... Die Poesie wird zum roten Faden im fein ausbalancierten Mix aus Melancholie und Heiterkeit. In Szenen, Gedichten und Pantominen ergründet Andreas Vitásek mit seinem wachen Sinn für die Komik des Irrationalen den Hintersinn und das Absurde im Alltag.


Feinsinnig

Nach 13 Jahren Kabarett ist es im September 1994 Zeit für Reminiszenzen. „Bilanz“, der Titel für sein 8. Solo und zugleich die Begegnung mit vielen alten Bekannten – gefällt auch dem Tod, dem langjährigen Stammgast in Vitáseks Programmen, weil's so endgültig klingt: „Zippezappe“. Also bekommt er einen Extra- Auftritt. Aber der kleine Handpuppen-Freund Hein will nicht mehr wie sonst die Schlussnummer beim „Recycling der alten Hadern“ sein. Will, dass es nach ihm noch weitergeht. Vitásek tut dem Tod den Gefallen und verkündet: „Die Schlusspointe ist heute gestorben.“

Der Mann des temperierten, wohlüberlegten Humors, ein verspielter Erzähler mit dem richtigen Gefühl fürs Timing, spielt in seiner „Bilanz“ nur Nummern, die er „lieb hat“. In der „Bar in Marseille" stellt er mit einem Geschirrtuch als einzigem Requisit ein halbes Dutzend Menschen dar und wird nie alt.

Gedankliche Purzelbäume

Gibt es die Sünde? Im Zwiegespräch mit Gott fragt er Naheliegendes: „Warum gibt es so schreckliche Dinge auf der Erde: Krieg, Krebs, Hungersnöte, die FPÖ?“ In einer Jonglage-Einlage greift er sich Bälle aus der Luft und beißt dabei in einen Apfel. Das hat ihm der Arzt empfohlen: „Essen Sie in Ruhe einen Apfel.“ Alles sieht so unglaublich leicht aus. Und er strahlt aus seinen hinterlistiglustigen Augen wie ein Kind, das die Welt mit seiner Phantasie erträglicher macht. Er bedient nicht mit eindeutiger Polemik ein vordergründiges Bedürfnis nach Bestätigung im Publikum, sondern ist lieber der Narr als Philosophenkönig, der uns subtil und hintergründig auf eine andere Ebene des schmunzelnden Erkennens hebt.


Seine Geschichten sind voller Merkwürdigkeiten und kleiner Wunder: die von der Wohnungssuche. Oder die von der „Stille": Viele verschiedene Arten von Stille gibt es. Die auf einemBerg, die am Meeresgrund, die vor dem Sturm und die nach einem Streit. Eine besonders schöne hat er vergessen: die Stille nach einem Vitásek-Solo.

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