Wie Fendi seit 90 Jahren Modefans fasziniert

Die Shows von Fendi zählen in Mailand zu den Highlights
Vor 90 Jahren wurde das Unternehmen für Lederwaren und Pelz in Rom gegründet. 1965 engagierten man Karl Lagerfeld als Designer. Seine begehrten Mode-Gustostücke gibt es jetzt auch in Wien zu kaufen.

Pelz. Dick, schwer, steif, plump, unförmig, altmodisch, fad. Es war einmal. Dann kam Karl Lagerfeld. Und weckte die im Naturprodukt schlummernden Möglichkeiten. Ein märchenhafter Aufstieg begann. 1965 engagierten die fünf Fendi-Schwestern Anna, Franca, Paola, Carla und Alda weitblickend den erst aufgehenden Modestar für ihr Unternehmen. Mit seinen spektakulären Ideen revolutioniert Lagerfeld den Umgang mit dem Ur-Material, macht für Fendi mit Fourrure modische Furore.

Wie Fendi seit 90 Jahren Modefans fasziniert
Fendi Lagerfeld Fitting

Da wurde erstmals geschoren und gefärbt, gerupft und geprägt, gekocht und verfilzt, geschrumpft und gebürstet, geflochten und gestrickt, geprägt und zerschnitten, bedruckt und bestickt. Da werden seidenglatte Flore mit langhaarigen Fellen in allen möglichen Farben zu fantasievollen Patchwork-Modellen zusammengefügt, auf Mänteln, Kleidern und Taschen. Für diese Mischung aus perfekter Handwerkskunst, besten Materialien und Spaß an der Sache erfand Lagerfeld das Logo FF, das für Fun Fur steht.

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A model presents a creation for fashion house Fendi during the Autumn / Winter 2016 Milan Fashion Week on February 25, 2016. AFP PHOTO / GIUSEPPE CACACE

"Baguette" als Mutter aller It-Bags

1987 steigt Silvia Venturini Fendi, die Tochter von Anna, ins Unternehmen ein, ist später für Männermode und Accessoires zuständig und landet 1989 mit der "Baguette" (eine Handtasche, die wie das französische Brot unter den Arm geklemmt getragen wird) einen Volltreffer. Stars wie Madonna oder Julia Roberts tragen sie und als Sarah Jessica Parker sie in "Sex and the City" und auf dem roten Teppich in Hollywood trägt, wird die Baguette zur Mutter aller It-Bags. Wartelisten sind die Folge. Bis heute gibt es 1000 Variationen.

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Fendi Baguette 1997/98

Nicht minder spektakulär sind Modeschauen unter Lagerfelds Regie. 2008 musste dafür die Chinesische Mauer herhalten. Seit 2012 tauscht der Modezar seine Ideen mit dem neuen Geschäftsführer, Pietro Beccari, aus (siehe Interview unten). Beccari: "Zum 50-Jahr-Jubiläum von Fendi und Karl wollte ich das zelebrieren. Und er sagt, ich zelebriere nicht die Vergangenheit, mir gefällt die Zukunft."

Daraufhin zeigte Fendi erstmals in Paris Haute Couture. Beccari: "Wir haben ein unglaubliches Atelier, niemand kann mit Pelzen das machen, was wir können." Grandios wurde heuer 90 Jahre Fendi gefeiert: Mit einer Modeschau auf dem Trevi-Brunnen in Rom.

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80 Jahre Fendi in Rom Fontana die Trevi HW 2016-17

Auch was dort gezeigt wurde, ist seit Anfang November in der neuen Fendi-Boutique am Wiener Kohlmarkt zu haben – wenn es sein muss, mithilfe des iPads der Verkäufer.

Seit mehr als vier Jahren ist Pietro Beccari CEO von Fendi. Davor arbeitete er für Louis Vuitton, Henkel, die Benckiser Gruppe und Parmalat. Anlässlich der Eröffnung der ersten Fendi-Boutique in Österreich kam er nach Wien. Der KURIER traf Pietro Beccari zum Interview.

KURIER: Ich finde die Boutique sehr elegant und angenehm unaufdringlich. War das beabsichtigt?

Danke. Ja, wir wollten das Gefühl vermitteln, zu Hause zu sein, dass man sich Zeit nehmen kann, auch innezuhalten, in Ruhe zu schauen.

Was ist Fendi für Sie?

Fendi ist das, was Karl Lagerfeld entschieden hat, das es sein sollte, als er 1965 an Bord kam. Der Tradition nach war ein Mantel schwer. Der Mann kaufte damals der Frau den Pelz, um seinen Reichtum zu zeigen. Karl transformierte Fendi in etwas Modisches. Er kreierte das Logo FF, was Fun Fur bedeutete. Fendi ist solides Handwerk, perfektes Material plus Kreativität und Spaß. Unser fantastischer Erfolg gibt uns recht.

Wie reagieren Sie, wenn Menschen sagen: kein Pelz?

Ich respektiere andere Meinungen. Ich bitte aber auch unsere Meinung zu akzeptieren, ohne Steine zu werfen oder Böses zu tun. Wir halten uns an Regeln, an internationale Gesetze. Wir wissen, woher die Pelze kommen, wie viel sie kosten, wie mit den Tieren umgegangen wird.

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Fendi's Ceo, Pietro Beccari, poses in front of the restored Trevi fountain prior its inauguration on November 3, 2015 in central Rome. Its elaborate Baroque facade now sparkles in the sun, scaffold-free : Rome's Trevi Fountain will gush its emerald waters once again today at 5pm after a clean-up funded by Italian fashion house Fendi. Crowds of frustrated tourists have spent months peeking at bits of the monument from a special walkway put in over the fountain while repairs were carried out to the tune of over 2.0 million euros ($2.2 million). AFP PHOTO / ALBERTO PIZZOLI

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Lagerfeld?

Er ist sehr, sehr offen für Neues und hat mich sehr herzlich willkommen geheißen. Ich bin in meiner Art und Weise sehr direkt. Er akzeptiert das. Manchmal stimmt er nicht zu. Okay. Ich kann sagen, dass wir Freunde geworden sind. Er ist auch ein paar Mal zu mir nach Hause zum Essen mit meiner Familie gekommen... und das passiert nicht jedem.

Ihre Website fendi.com ist seit Kurzem komplett neu. Warum?

Die neue Seite ist noch einfacher zu nutzen. Unser Prinzip heißt Multi-Channelling: Du kannst online kaufen, die Produkte aber im Geschäft zurückgeben, wenn etwas nicht passt. Du kannst aber auch im Shop am iPad des Verkäufers Produkte auswählen, die es im Store vielleicht noch nicht gibt, und die Ware wird nach Hause geliefert.

Sie kennen Wien durch Ihre Arbeit bei Schwarzkopf. Was gefällt Ihnen an der Stadt besonders?

Ich möchte so gerne einmal das Neujahrskonzert besuchen.

Da sollten Sie sich jetzt schon um Karten für 2018 bemühen.

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