Die Outfits der neuen Wahlplakate - kein Zufall
"Kleider machen Leute. Nackte Menschen haben wenig oder keinen Einfluss auf die Gesellschaft" - wusste schon Mark Twain. Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen bereiten sich derzeit auf die Wiederholung der Stichwahl am 2. Oktober vor und haben diese Woche im Zuge des Wahlkampfes neue Plakate vorgestellt. Während das Hauptaugenmerk auf den (heiß diskutierten) Slogans liegt, lohnt sich ein zweiter Blick auf die Sujets, wie Stilberaterin Martina Forthuber weiß.
"Der erste Eindruck ist wie ein optischer Smalltalk. Er entscheidet in den meisten Fällen über Sympathie und Antipathie", sagt die Mode-Expertin im Gespräch mit dem KURIER. "Ein Outfit kann Vertrauen und Sicherheit vermitteln - oder das Gegenteil bewirken." Deshalb will neben der Wahl eines Slogans auch das Outfit gut überlegt sein.
Kraftfarben sollen Autorität vermitteln
"Van der Bellen wirkt mit dem anthrazitfarbenen Anzug und dem weißen Hemd sehr dominant. Als hätte er das Zepter bereits in der Hand." Vom klassischen Anzug abzuweichen, hat sich keiner der beiden Kandidaten getraut. Zu Recht: "Der Anzug verleiht dem Träger einen kompetenteren Auftritt. Das hat einerseits mit Hierarchie und andererseits mit Uniformität zu tun", so Forthuber.
Nur von einem Farbton würde die Expertin den Kandidaten abraten, wenn sie Eindruck bei den Wählern hinterlassen wollen. "Vorsicht bei Braun, das ist keine gute Businessfarbe."
Dass die Wahl bei Norbert Hofer auf einen blauen Anzug gefallen ist, sei laut der Expertin ebenfalls kein Zufall. "Die Farbe soll Autorität und Seriosität vermitteln", weiß der Style Coach. Er wolle seinen Slogan "Österreich braucht Sicherheit" optisch mit Kraftfarben unterstreichen. "Die Kombination mit Rot und Weiß soll zusätzlich für Dynamik sorgen."
Volksnah in der Freizeit
Auch wenn kein förmlicher Anzug verlangt ist, achten Van der Bellen und Hofer genau auf ihr optisches Erscheinungsbild. Aktuellstes Beispiel: Der Neustifter Kirtag, den sich keiner der beiden Kandidaten entgehen lassen wollte.
Während sich Hofer laut Forthuber in seiner steirischen Tracht sehr österreichverbunden und traditionsnah zeigen wollte, setzte dieses Mal Van der Bellen auf Blau. "Der Anzug hat stilvoll gewirkt. Mit dem leger über der Schulter hängenden Sakko wollte er lässig und gleichzeitig volksnah wirken." Interessant: Auch auf diese optische Geste hat Hofer bei einem seiner Plakate zurückgegriffen.
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