Bügelfrei: Der Siegeszug der Bralettes

Zarte Büstenhalter ohne Bügel und Cups machen dem Push-up-BH ernsthafte Konkurrenz.

Vergangene Woche versetzte Charlize Theron die Modewelt wieder einmal in Aufruhr: Zur Premiere ihres neuen Films "Atomic Blonde" schritt die schöne Blondine in einem bügellosen, weißen Dior-BH über den roten Teppich – Star-Stylistin Leslie Fremar hatte sich gar nicht erst die Mühe gegeben, den schicken Büstenhalter unter einer Bluse zu verstecken. Auch Bella Hadid und Kim Kardashian wurden erst kürzlich in bügellosen Büstenhaltern gesichtet.

Vor etwa zwei Jahren erschienen Bralettes, die Büstenhalter ohne Bügel und vorgeformte Cups, erstmals auf der Bildfläche. Jetzt "entwickelt sich der Trend definitiv weiter", sagt Olivia Löwenpapst, Gründerin des österreichischen Lingerie-Labels "I wanna". "Ich denke, dass Bügel-BHs auf Dauer in den Hintergrund treten werden. Unterwäsche hat einen sehr langen Trendzyklus: Mitte der Neunziger wurden Push-up-BHs modern, der Trend hat 20 Jahre angehalten. Jetzt zeichnet sich eine Trendverschiebung ab." Natürlichkeit sei wieder mehr gefragt, die kleine Brust neues Schönheitsideal. "Ich denke, bei Frauen findet gerade ein Umdenken statt."

Bügelfrei: Der Siegeszug der Bralettes

"Sie wollen sich nicht länger einsperren lassen", sagt auch Victoria Lohninger. Vor einem Jahr ist die gelernte Schneiderin auf den Bralette-Trend aufgesprungen und fertigt nun mit ihrer Freundin Elisabeth Leitner für ihr Label "Körbchen" zarte, handgemachte Bralettes an. "Die Nachfrage wird immer mehr", berichtet die 25-Jährige, die nebenbei in einem Dessous-Geschäft im siebten Wiener Bezirk arbeitet. "Dort merke ich, dass der Trend definitiv weg geht vom festen Bügel." Auch die Zielgruppe habe sich in den vergangenen Monaten deutlich verändert: "Zuerst kamen nur junge, hippe Mädels zu uns, jetzt auch immer mehr ältere Frauen. Das wichtigste Argument ist bei allen aber immer der Tragekomfort. Ich kenne das von mir selbst, wenn man am Abend auf der Couch mit einem herkömmlichen BH einschläft und dann mit Abdrücken munter wird. Das ist einfach nicht angenehm."

Blutiger Instagram-BH

Ein besonders abschreckendes Beispiel macht gerade auf Instagram die Runde: In zahlreichen gesponserten Beiträgen wurde der selbstklebende "Insta-BH" beworben, der sich vorne fest zusammenschnüren lässt und so für ein schönes Dekolleté sorgen soll. Die Fotos zahlreicher Trägerinnen beweisen jetzt, dass der vermeintliche Wunder-BH eigentlich ein Gesundheitsrisiko darstellt: Weil sich der Klebestreifen so schwer ablösen lässt, klagen die Userinnen über blutige Stellen und Blutergüsse.

Nicht selten würden sich Frauen wegen gesundheitlicher Bedenken für die bügellose Variante entscheiden, berichten Löwenpapst und Leitner: In den vergangenen Jahren tauchten immer wieder Berichte auf, wonach Metallbügel im BH das Brustkrebsrisiko erhöhen. Auch Lifestyle-Guru Gwyneth Paltrow befeuerte mit einem Artikel in ihrem berüchtigten Online-Magazin Goop dementsprechende Gerüchte – und handelte sich damit (wieder einmal) scharfe Kritik von US-amerikanischen Medizinern ein. "Nicht BHs erhöhen das Risiko für Brustkrebs, sondern die Größe der Brust", zitiert die New York Times nun ein erboste Gynäkologin.

Apropos Größe: Man muss nicht aussehen wie Hollywoodstar Charlize Theron, um zarte BHs ohne Bügel tragen zu können. Bralettes seien auch für Oberweiten jenseits des C-Cups geeignet, betont Olivia Löwenpapst von I wanna. "Die Nachfrage steigt bei uns besonders bei den größeren Größen. Letztlich ist das aber wie immer eine Frage des Geschmacks."

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