Berlin: Keine Lust auf blutjunge Magermodels

Ungewöhnliche Models auf der Berliner Fashion Week.
Weibliche Rundungen und graue Haare - immer mehr Designer setzen auf Normalität auf dem Runway.

Auf der Berliner Fashion Week haben einige Designer auf unkonventionelle Models gesetzt. Beim Label Minx liefen am Mittwoch zwei mollige Models über den Laufsteg – sie bekamen Extra-Applaus vom Publikum. Auf derselben Show war auch ein etwas älteres Model mit hellgrauen Haaren zu sehen, das von den Zuschauern ebenfalls begeistert empfangen wurde.

Schon am Vorabend hatte Riani ein fülliges Model auf den Catwalk geschickt, zusammen mit Dragqueen Olivia Jones und Ex-Schwimmerin Britta Steffen. Die Mainzer Designerin Anja Gockel, die ihre farbenfrohe Kollektion vorstellte, sprach sich am Mittwoch gegen Magermodels aus und befürwortete sogar ein entsprechendes Gesetz, wie es Frankreich jüngst beschlossen hatte. Dort müssen Models zum Arbeiten eine Gesundheitsbescheinigung vorlegen.

Berlin: Keine Lust auf blutjunge Magermodels
ABD0027_20160120 - Modepräsentation Riana während der Berlin Fashion Week am 19.01.2016 in Berlin. Ein Model mit Übergröße (Supersize). Im Rahmen der Berlin Fashion Week werden die Kollektionen für Herbst/Winter 2016/2017 vorgestellt. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

"Diese Branche gehört kontrolliert"

"Ich finde grundsätzlich, eine Branche, die dazu neigt, untergewichtige Menschen zu beschäftigen, gehört kontrolliert", sagte Gockel. "Es kann nicht sein, dass die schönsten Frauen unserer Gesellschaft gezwungen werden, zu hungern."

Die Models der Mainzerin präsentierten sehr weibliche Stücke – inspiriert von der Friedensnobelpreisträgerin und burmesischen Freiheitskämpferin Aung San Suu Kyi. "Ich nehme gerne große Frauen als Vorbild für meine Kollektion", erklärte Gockel.

Berlin: Keine Lust auf blutjunge Magermodels
epa05113566 A model presents a creation by Minx by Eva Lutz during the Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin, Germany, 20 January 2016. Fall/Winter 2016/2017 collections are presented at the Berlin Fashion Week from 18 to 22 January. EPA/BRITTA PEDERSEN

Feminin ging es auch bei Dorothee Schumacher zu, die den zweiten Tag der Modewoche eröffnete. Bei ihrer Kollektion, die den Angaben zufolge vom Kranich inspiriert ist, waren neben dicken Schals oft zarte Kleider zu sehen, ebenso wie aufgedruckte Federn auf einzelnen Stücken. Bei Minx dominierten klare Farben mit wenigen Mustern. Dazu wählte Designerin Eva Lutz, die hinter der Marke steht, mehrfach flache Schnürschuhe.

Etwas abseits des Brandenburger Tors präsentieren sich unter anderem die Labels Malaikaraiss und Louise Friedlaender. Designerin Malaika Raiss wählte statt eines Laufstegs eine Präsentation, bei der die Models vor dem Publikum standen. Farblich dominierten Schwarz und helle Töne.

Ganz neu sind Überraschungen bei der Model-Auswahl: Riani machte bereits in der Vergangenheit von sich reden, als das Label Anna Ermakova, die Tochter von Boris Becker, auf den Laufsteg schickte. Bei Michael Michalsky, der dieses Mal auf ein großes Event verzichtet, lief mit Eveline Hall auch bereits ein älteres Model.

In Berlin zeigen die Designer der Modewoche seit Dienstag ihre Kreationen für Herbst und Winter. Bis Freitag wollen sich dem Veranstalter zufolge 38 Marken zum wiederholten Mal präsentieren, neun weitere geben ihr Debüt.

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