Millionen Fans nannten sie spätestens seit dem Bruch der Band (1970) tatsächlich die „böse Hexe im Beatles-Märchen“.
Dieser sowohl sexistischen als auch anti-asiatisch-rassistischen Punzierung zur Hassfigur und zum „Weibsteufel“ widersprach die gebürtige japanische Performance-Künstlerin anfangs noch im Grundton einer Geisha, wonach es doch „keiner zierlichen Frau“ gelänge, vier derart starke Persönlichkeiten zur Trennung zu bewegen.
Ringo Starr (82) trommelte: „Diese Gruppe ist von selbst auseinandergebrochen.“ Auch Paul McCartney (80) stimmte ein.
Ja, sie habe ihrem (dritten) Ehemann und Vater des gemeinsamen Sohnes Sean (heute 47), John Lennon (ermordet mit 40 am 8. Dezember 1980), „gutgetan und ihn inspiriert“.
Einmal bilanzierte die am Samstag 90 Jahre alt gewordene Yoko Ono (auf Deutsch: „Kind des Meeres“) bittersüß: „In gewisser Weise ruinierten John und ich mit dieser Beziehung unser beider Karrieren.“
Die Anfeindungen der Hardcore-Heldenverehrer der Hohepriester der Harmonien verstummten nie. Hass, der sich als historisch unhaltbare Häme herausstellte, hat die zur „Drachenfrau“ verzerrte Friedens- und Liebesbotschafterin längst „in Energie umgepolt – und die reicht für 200 Jahre“. Was sind da schon 90?
Lennon lernte sie kennen, als sie Ende der Sixties in London „Concept Art“ ausstellte und ihm in der Galerie den Pilzkopf gründlich verdrehte.
1969 heirateten sie auf Gibraltar. Die Hochzeitsreise wurde mit „Bed-ins“ zur Mission, als sie die Weltpresse in Hotelbetten (in Wien schnöder Weise in einem Jutesack) empfingen: „Make Love, not War!“
Der von Drogen, Alk und Arzneien arg gezeichnete John legte verblüffend nüchterne Schaffensperioden ein.
Doch als der Sex mit Yoko ausfadete wie seine Welthits, da half der ratlosen Gemahlin auch kein Sarkasmus mehr – „Ich frage mich“, sagte sie einmal, „wie Männer ernst bleiben können. Sie haben dieses empfindliche Ding am Körper hängen, das rauf- und runtergeht, wie es will. Wäre ich ein Mann, ich würde andauernd über mich selbst lachen.“
Höhere Gültigkeit gewann bald ihr Bonmot: „Männer suchen immer nach der idealen Frau, vor allem nach der Hochzeit.“
Vom Sommer 1973 bis Anfang Februar 1975 trennt sich Yoko von Lennon, um die Ehe zu retten. Aus rein therapeutischem Wunschdenken bietet sie ihm ausgerechnet ihre Assistentin, May Pang (damals 23), zur freien Verfügung.
Die Tochter chinesischer Einwanderer wusste nicht, wie ihr geschah, nannte die 18 Monate heftige Affäre in Los Angeles später aber „das größte Abenteuer“ ihres Lebens.
Yoko, allein in New York, drohte mit Scheidung, als sie von Johns entflammten Gefühlen erfuhr, rief täglich 20 Mal an – und eroberte ihn zurück. Lennon, nicht wirklich gentlemanlike, subsumierte die Episode unter dem zerknirschten Song- und Albumtitel „Lost Weekend“.
Für und mit „the One and Ono“ (auch für alle Frauen der Welt, die er nicht mehr nur als Gebärende und Begehrte sah) schrieb er 1980, noch kurz vor seinem Tod, die Hymne „Woman“. Ohne Ono? Oh, no!
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