"Wurde totgeschwiegen": Désirée Nosbusch verlor zwei Brüder

Désirée Nosbusch
Die Luxemburgerin Désirée Nosbusch hat kürzlich ihr Regie-Debüt gegeben. Die Dreharbeiten zu "Poison" haben sie persönlich berührt.

Es ist eine Begegnung voller Trauer und Groll, aber auch Vertrautheit und Liebe, die die Luxemburgerin Désirée Nosbusch als Regie-Debüt am 30. Jänner in die deutschen Kinos brachte. Der Spielfilm "Poison - Eine Liebesgeschichte" zeigt zwei Menschen, die unterschiedlich trauern. Das Thema habe sie lange im Kopf gehabt, sagt Nosbusch. In Österreicht ist der Streifen bislang nicht zu sehen.

"Poison - Eine Liebesgeschichte" erzählt von Edith und Lucas. Vor zehn Jahren haben die beiden ihren Sohn bei einem Autounfall verloren. Ihre Beziehung zerbrach. Nun treffen sie sich erstmals wieder, auf dem Friedhof, auf dem ihr Sohn begraben ist.

Warum sich Nosbusch dieses Thema ausgesucht hat

Es ist kein Zufall, dass sich die Moderatorin und Schauspielerin Nosbusch diese Geschichte für ihren ersten Spielfilm als Regisseurin ausgesucht hat. "Es hat mich einfach gepackt, tief in meinem Bauch", sagt sie. "Ich dachte: Diese Geschichte hat alles, was eine gute Geschichte braucht: Verlust, Trauer, Sucht, Einsamkeit, Liebe, Schuld, Rache, Hingabe, Hoffnung und Erlösung - all die großen Fragen, die wir im Leben haben." 

"Meine Eltern haben zwei Kinder verloren"

Im Interview mit Welt.de gab sie an, bei den Dreharbeiten immer wieder sehr berührt gewesen zu sein. "Es kamen dabei viele traurige Kindheitserinnerungen hoch. Meine Eltern haben zwei Kinder verloren, einen Bruder vor und einen Bruder nach mir. Darüber wurde bei uns zu Hause aber nicht wirklich geredet, sondern es wurde eher totgeschwiegen", so Nosbusch. "Als ich mich mit 'Poison' beschäftigt habe, dachte ich: Mein Gott, was muss meine Mutter und auch mein Vater an Schmerz durchlitten haben, da sie mit niemandem über ihr Leid sprechen konnten, es jeder auf seine Art und Weise durchlebt hat, ohne es zu verarbeiten. Es hieß immer nur, das Leben geht weiter."

Bei Edith, im Film gespielt von der dänischen Schauspielerin Trine Dyrholm, ist die Zeit quasi seit dem Tod des Sohnes stehengeblieben. "Ich vermisse ihn furchtbar, wie damals. (...) Bei mir hat sich nichts aufgelöst", sagt sie auf dem Friedhof. Lucas (Tim Roth) dagegen ist ein Neuanfang gelungen. Er singt jetzt, schreibt ein Buch und hat eine neue Freundin, die schwanger ist - wie im Gespräch zwischen beiden herauskommt. Der Neustart heiße aber nicht, dass er nicht mehr um seinen Sohn trauere: "Ich denke immer noch jeden Tag an ihn", sagt er.

"Wusste, dass etwas fehlte"

Nosbusch blickt auf eine vielfältigen Karriere zurück. Als Jugendliche moderierte das im südluxemburgischen Esch an der Alzette geborene Sprachtalent bei Radio Luxemburg, später machte sie als Fernsehmoderatorin Karriere. "Aber ich wusste immer, dass mir etwas fehlte", sagte sie. "Ich hatte schon immer eine große Leidenschaft für Filme und die Schauspielerei."

In New York folgte eine Schauspielausbildung, später studierte sie Regie in Los Angeles. Großen Erfolg feierte sie als Schauspielerin in der deutsch-luxemburgischen TV-Serie "Bad Banks" (ZDF/Arte): Für die Hauptrolle als Investmentchefin wurde sie 2019 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Ihren ersten Kurzfilm ("Ice Cream Sundae") hat Nosbusch schon vor über 20 Jahren inszeniert.

Kommentare