Warum Ian McKellen sich erst mit 49 Jahren outete

Der Film- und Theaterstar befürchtete, sein Privatleben könne die Illusion der Bühne torpedieren.

Sir Ian McKellen (80) ist nicht nur einer der geschätztesten Theater- und Filmschauspieler Großbritanniens, sondern vor allem auch eins: Eine Ikone der LGBTQ-Community. Sein eigenes Coming-Out hatte der "Herr der Ringe"-Star allerdings erst vergleichsweise spät, 1988 im Alter von 49 Jahren. Warum dem so war, will nun eine von einem Studienkollegen aus Cambridge geschriebene Biografie beleuchten.

Gary O'Connor, der McKellen 1958 an der Universität von Cambridge kennenlernte, beschreibt den Schauspieler als "sehr privaten" Menschen. Nichtsdestotrotz verriet McKellen in einem Interview einmal, dass er nicht über seine Sexualität sprach, weil es England strafbar war, homosexuell zu sein, er habe sich so "nicht als Krimineller outen" wollen. Lediglich enge Freunde und Theaterkollegen hätten davon gewusst. Doch das ist laut O'Connor nicht die ganze Wahrheit.

Mercutio statt Julia

Demnach hielt sich McKellen mit seiner Homosexualität bedeckt, um seine Bühnenkarriere zu schützen. "Würde das Publikum sein Schauspiel ernst nehmen, wie zum Beispiel Romeo, wenn es wüsste, dass er im wirklichen Leben eher auf Mercutio als auf Julia steht?" schreibt O'Connor. Der Wunsch, seine künstlerische Laufbahn so gut es geht vor Verurteilungen oder fälschlicherweise abgesprochener Glaubwürdigkeit zu schützen, war so stark, dass er dreißig Jahre nach seiner Collegezeit damit an die Öffentlichkeit ging. Bis dahin versuchte der Shakespeare-Spezialist Julia zu lieben, obwohl er diese Rolle selbst gern gespielt hätte, wie er in der Late Night Show mit Steven Colbert verriet.

Sein Coming-Out hatte der Künstler dann in einem Radiointerview, weil Journalist Peregrine Worsthorne sich beleidigend über Schwule äußerte. Das wollte der Schauspieler weder auf sich noch auf seiner Community sitzen lassen und outete sich kurzerhand, um Worsthorne eine Lektion zu erteilen. "Das hat ihn in eine Richtung getrieben, die er selbst nie für möglich gehalten hätte", weiß O'Connor über diesen Moment. Seitdem betreibt McKellen glühenden Aktivismus für die Rechte von LGBTQ-Menschen.

Ab 29. November ist McKellen an der Seite von Dame Helen Mirren (74) im Film "The Good Liar - Das alte Böse" zu sehen. Für die beiden Größen ihrer Kunst übrigens der erste gemeinsame Film. Zu Weihnachten können ihn Kinobesucher in der Verfilmung des Musicals "Cats" sehen.

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