KURIER: Sie heißen mit vollständigem Namen ja Christopher Robert Evans. Nennt Sie jemand noch Christopher?
Chris Evans: Meine Mutter, wenn ich was falsch gemacht habe! Wenn sie wütend wird, krieg’ ich einen "Christopher!" Aber ich stamme aus Boston, Massachusetts, der Metropole des "altenglischen" Neu-England, wo selbst Freunde einen gern mit dem Nachnamen anreden. "Hey, Evans!"
Sie sind 1999 nach Los Angeles gezogen Gibt es da wichtige Erinnerungen?
Ja, weil ich praktisch sofort eine TV-Serie ("Opposite Sex") bekam – sie war nicht großartig, aber es war ein Job und ich wohnte in den legendären "Oakwood Apartments", wie viele beginnende Schauspieler. Nur: Ich war der Einzige mit einem Job. Ich war so überglücklich, dass ich arbeiten durfte – ich fühlte mich wie Daniel Day Lewis.
Gab es wilde Zeiten?
Nein, ich war langweilig, weil ich in der Früh zum Set musste. Ein paar Bier und ein paar Zigaretten, das war alles.
Was würden Sie dem Chris des Jahres 2000 sagen?
Schhhhh! Sei einfach still, atme durch. Das gilt für alle Menschen, aber ganz speziell für Schauspieler, weil wir in einer Welt leben, in der die Geräusche von außen sehr laut sind. Das Ego ist immer extrem involviert, ob es sich nun übertrieben toll oder furchtbar mickrig fühlt. Der Schlüssel zum Glück ist, dem Hirn zu sagen, es soll ruhig sein.
Gibt es etwas, das Sie rückblickend bereuen?
Die Filme, die ich so 2009 herum gemacht habe und auf die ich einfach nicht stolz sein kann. Die sahen nur auf dem Papier gut aus, aber sie funktionierten nicht. "Die Fantastischen Vier" habe ich nie bereut. Das war am Anfang meiner Karriere, als ich nur froh war, eine Rolle zu haben. Ich wurde dann allerdings in eine Schublade getan, und als ich "Captain America" angeboten bekam, wollte ich es gar nicht annehmen – "Oh weh, wieder so ein Superhero", dachte ich.
Hatten Sie Panikattacken?
Ja, die wollten neun "Captain America"-Filme machen, neun! Wir haben sie dann auf sechs runtergehandelt, aber selbst das hat mir Angst gemacht. Ich habe immer wieder nein gesagt, aber die kamen immer wieder mit neuen Angeboten. Und dann wurde mir klar, dass ich angstgetrieben reagierte. Erst als ich die Angst abschüttelte, da wusste ich, dass ich annehmen muss. Die beste Entscheidung meiner Karriere. Ich hätte mich selbst in den Hintern getreten, wenn ich abgelehnt hätte.
Jetzt wollen Sie keine Superhero-Filme mehr machen?
Nein. Ich habe Blut geleckt bei der Serie "Defending Jacob", wo ich einen Staatsanwalt und Detektiv gespielt habe. Mein nächstes Projekt, "Grey Man", ist auch mehr so eine Jason Bourne-verwandte Rolle. Das interessiert mich.
Wie gehen Sie mit Ruhm um?
In meinen 20ern habe ich den Rummel sehr genossen – da bin ich in Bars gegangen, habe getrunken und mich gefreut, wenn mich wer erkannt hat. In meinen 30ern hat sich das geändert. Ich gehe nicht mehr so gern aus. Ein guter Abend ist für mich, wenn ich daheim bin, spontan ein paar Freunde einlade, wir eine Flasche Wein aufmachen und Gesellschaftsspiele spielen.
Gibt es einen Grund, warum Sie mit 40 noch Single sind?
Ich suche, ich schwöre es! Ich kann Ihnen sagen, es ist gar nicht so leicht. Wo soll ich denn eine Frau finden? Es ist wirklich schwierig. Normalerweise lerne ich nur auf Filmsets wen kennen, aber wie wir alle wissen, enden solche Beziehungen meist bei der letzten Klappe. Mit 40 hänge ich ja auch nicht mehr in Bars herum, also wo, bitteschön, soll ich sie kennenlernen?
Wer ist Ihnen wichtig?
Ich habe viel Liebe in meinem Leben, und auch, wenn ich noch nicht Vater bin, habe ich eine sehr enge Beziehung zu Kindern, nämlich zu meinen Neffen und Nichten. Und ich habe meine früher ziemlich schwierige Beziehung zu meinem Vater repariert.
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