Sexuelle Übergriffe in Frankreichs Filmbranche: Unterstützung für Adèle Haenel
Zwei Jahre nach Beginn der #metoo-Debatte nimmt auch in Frankreich die Diskussion über sexuelle Übergriffe im Filmgeschäft an Fahrt auf. Nachdem Schauspielerin Adèle Haenel den Regisseur Christophe Ruggia öffentlich beschuldigt hat, sie im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren berührt und sexuell belästigt zu haben, bekommt sie aus der Branche Unterstützung. Sie habe das Schweigen gebrochen.
Die 30-jährige Schauspielerin, die mit zwei César-Filmpreisen ausgezeichnet wurde und zuletzt als Stargast der Viennale-Eröffnung in Wien war, hat ihren späten Schritt an die Öffentlichkeit damit begründet, dass die Zeiten sich geändert hätten und sie dank ihres Erfolgs im Filmgeschäft nun eine bestimmte Verantwortung habe. Es gehe nicht darum, jemanden zu verteufeln. "Das ist unsere Gesellschaft, das sind wir, das sind unsere Freunde, das sind unsere Väter." Hier müsse man genauer hinschauen.
Der 54-jährige Ruggia hat via Anwalt Haenels Vorwürfe kategorisch zurückgewiesen. Am Montag wurde er dennoch von der Gesellschaft der französischen Filmregisseure (SRF) ausgeschlossen, deren Vizepräsident der Regisseur von Filmen wie "Le Gone du Chaaba" oder "Les Diables" zwischen 2003 und 2019 mehrmals war. Die SRF, in der rund 300 Regisseure organisiert sind, hat außerdem Haenel ihre "volle Unterstützung" zugesichert.
Unterstützung aus den eigenen Reihen
Solidaritätsbekundungen gab es außerdem von Unifrance, der Auslandsvertretung der französischen Filmbranche. Man verurteile alle Formen von Gewalt oder unangemessenem Verhalten. Nun werde an einer Charta für jene gearbeitet werden, die sich an Aktivitäten von Unifrance wie Festivals oder Auftritten bei Messen beteiligen wollen.
In den Sozialen Medien haben andere prominente Schauspielerinnen Haenel für ihren Schritt gefeiert. Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard dankte ihr auf Instagram für ihren Mut. "Du brichst ein beklemmendes Schweigen." "Große Bewunderung für Adèle Haenel, die für jene spricht, die im Schatten bleiben", schrieb Schauspielerin und Filmproduzentin Julie Gayet ebendort. Marc Missonnier, Vizepräsident des Verbands französischer Filmproduzenten (UPC), äußerte auf Twitter die Hoffnung, dass es künftig weniger Hemmungen und Ängste geben könnte, über Übergriffe zu berichten.
Haenel war laut der französischen Nachrichtenagentur AFP die erste international erfolgreiche Schauspielerin, die namentlich über sexuelle Übergriffe in der französischen Filmbranche berichtet hat. Veronique Le Bris, Gründerin der Internetseite cine-woman.fr, glaubt deshalb an einen "Wendepunkt" der Debatte in Frankreich. "Das wird zwangsläufig Folgen haben." Das glaub auch Iris Brey, Expertin für Geschlechterdarstellung im Kino. In Frankreich habe man bisher die Debatte nach den Enthüllungen unter dem Titel #metoo nicht führen wollen. Das sei nun vorbei.
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