Mit 40 ist sie dort, wo andere entweder erst mit 60 oder nie hinkommen: sie arbeitet nur noch aus Spaß – wie in der neuen Komödie "Fly Me to the Moon". Kurzfristig war sie mal mit Ryan Reynolds verheiratet, danach mit einem französischen Journalisten, dem Vater ihrer zehnjährigen Tochter Rose. 2020 heiratete sie Colin Jost, den Komiker aus "Saturday Night Live", mit dem sie Sohn Cosmo (3) hat.
KURIER: Sie sagten einmal, dass Sie schon mit drei Jahren wussten, dass Sie Schauspielerin werden wollten, und gingen als Kind auf die Lee Strasberg Schule. Wie kam das?
Scarlett Johansson: Es ist interessant, denn ich komme ja nicht mal aus einer Schauspielfamilie. Keiner in meiner Familie war auch nur annähernd in dem Business. Aber ich wollte Rosalind Russell sein und Judy Garland. Ich versetzte mich in all die Frauen, die ich in Rogers & Hammerstein-Musicals sah. Ich sang, ich tanzte, ich erfand Szenen, die ich meiner Familie vorspielte. Und die Strasberg-Schule war ein Zufall. Die hatten eben ein nettes Kinderprogramm und lagen geografisch günstig.
Sie nahmen sich politisch nie ein Blatt vor den Mund. Wie geht es Ihnen mit Trump und dem Antisemitismus, der wieder am Steigen ist?
Ich bin jüdisch und habe wie alle Juden Antisemitismus am eigenen Leib erlebt. Der Antisemitismus lebt. Leider mehr und stärker als man es für möglich halten sollte. So, als hätten wir nicht gelernt aus der Vergangenheit. Und Trump? Alles, was er tut, ist unfassbar. Ich habe noch nie von einem amerikanischen Präsidenten gehört, der ständig Minderheiten runtermacht, rassistisch ist und sich nicht einmal dafür entschuldigen muss. Die ganze Welt hat Angst, weil diese Art von Benehmen und seine politischen Entscheidungen sich auf die Gesellschaft, die Umwelt, das Finanzsystem auswirken. Und zwar überall. Ich fürchte um die Welt, in der meine Tochter und mein Sohn aufwachsen.
Haben Sie gute oder schlechte Erinnerungen an Ihre Zeit als Kinderstar?
Vor allem gute. Ich erinnere mich besonders an "Der Pferdeflüsterer". Da habe ich zum ersten Mal gespürt, was Schauspielen ist. Vorher war ich nur ein Kind, das jede Rolle als Spiel empfunden hat. Diese Entdeckung und Realisierung haben mein Leben verändert, weil ich in dem Moment wusste, dass ich diesen Job für den Rest meines Lebens machen möchte.
Sie sind seit vier Jahren mit Colin Jost verheiratet. Er ist bekannt für seinen Humor, wie wichtig ist Ihnen ein Mann mit Witz?
Ich könnte nie mit einem Mann zusammen sein, der nicht lustig ist. Ich bin mit witzigen Eltern aufgewachsen. Mein Vater ist Däne und sehr verschmitzt, meine Mutter ist eine jüdische New Yorkerin. Sie können sich also vorstellen, mit welcher trockenen Ironie ich groß geworden bin. Für mich ist Lachen das Wichtigste im Leben. Es erleichtert den Rest.
Würden Sie Ihren Kindern erlauben, Jungschauspieler zu werden?
Ich würde sie in allem ermutigen, was sie machen wollen, selbst das. Denn ich habe immer mehr gute als schlechte Erfahrungen gemacht in diesem Job. Ich liebe meine Arbeit, je länger ich sie mache. Sie wird nie langweilig. Und ich bin unendlich dankbar für diesen Job.
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