Rudi Carrell wäre jetzt 90: Ein Blick hinter die strahlende Fassade des Showmasters
Die Unterhaltung wurde Rudi Carrell, eigentlich Rudolf Wijbrand Kesselaar, in die Wiege gelegt. Großvater und Vater waren im Showgeschäft tätig. Der Niederländer, der seine Karriere als Bauchredner und Zauberkünstler begann, war Entertainer, Sänger („Wann wird's mal wieder richtig Sommer“ oder „Showmaster ist mein Beruf“), Schauspieler und Erfinder zahlreicher beliebter Fernsehshows.
„Früher hieß es, macht das Fernsehen blöd? Heute machen Blöde Fernsehen“, sagte er einmal.
Mit dem Familien-Quiz „Am laufenden Band“ gelang ihm der große Durchbruch, eine der beliebtesten Shows der 1970er. Sendungen wie „Rudis Tagesshow, „Die verflixte 7“ oder „Die Rudi Carrell Show – Lass Dich überraschen“ oder „7 Tage, 7 Köpfe“ (diese Sendung hat ihm am meisten Spaß gemacht) folgten.
Von 1987 bis 1993 verkuppelte er auch in „Herzblatt“ launig Liebessuchende. „Bevor ich keinen Gag hatte, kein gutes Spiel, habe ich nicht gegessen. Nur abends, nach dem Studio, reichlich Bier getrunken“, erzählte er 2006 in seinem letzten großen Interview der Süddeutschen Zeitung.
Carrell, der kleine und schnelle Gags bevorzugte, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zum Beispiel die Ehrenrose von Montreux, einige Bambis, zwei Goldene Kameras oder den Karl-Valentin-Orden. 2003 bekam er auch die KURIER ROMY für sein Lebenswerk.
Doch so strahlend und erfolgreich er vor der Kamera war, so viele Schattenseiten soll er abseits davon gehabt haben. Beatrice Richter, die jahrelang mit ihm zusammengearbeitet hat, erinnert sich heute noch voller Angst an ihn.
„Rudi Carrell war der kälteste Mensch, dem ich jemals begegnet bin. Er war ein großer, dünner Mann, der sehr viel Bier trank, aber nie betrunken war. Er war ein Diktator, er wollte immer gewinnen, was für ihn hieß: Die anderen müssen verlieren. In jeder Situation“, sagte sie in einem Interview mit der Zeit.
„Es war für ihn ein Leichtes, seine Sklaven zu steuern. Er hatte ein sehr gutes Gespür für die Schwächen anderer Menschen. Er wusste, wo es wehtat.“ Carrell wiederum behauptete in seinem letzten großen Interview mit der Süddeutschen Zeitung, sie hätte permanent versucht ihn ins Bett zu bekommen.
„Das Schwierige an Rudi Carrell war, dass für ihn nur das Ergebnis zählte, wie man dahin kommt, war ihm ziemlich egal. Es musste eine perfekte Sendung sein“, sagte auch sein Kollege Jochen Busse (83).
„Schuld an diesen Ausbrüchen waren meist meine Nervosität, meine Hemmungen, meine Angst – die Uhr läuft, in drei Stunden beginnt die Sendung und nichts klappt. In solchen Momenten habe ich Sachen gesagt, da steht die Todesstrafe drauf. Aber alle haben es kapiert“, so Carrell dazu.
Anfang 2005 wurde bei der kettenrauchenden Showlegende Lungenkrebs diagnostiziert, im Juli 2006 erlag er seinem Krebsleiden.
„Ich werde noch lange als Wiederholung weiterleben.“
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