Ross Antony über Karrieren

Reden wir über mit Ross Antony. Motel One, Europaplatz 3 am 03072013
Antony, 38, ist das Chamäleon des Show-Business.

freizeit: Ross, meistens setzen sich Interview-Partner auf den Platz gegenüber. Du kommst rein, umarmst mich und bleibst neben mir sitzen. Warst du schon immer so zutraulich?

Ross Antony: Ich kann nicht so weit weg sitzen. Ich liebe den Kontakt zu Menschen und meine Mama hat mir gute Dinge beigebracht. Sie hat immer gesagt, ich soll nicht steif und kalt sein. Ich bin, wie ich bin und gehe offen auf Menschen zu. Es geht bei mir auch nie ohne einen Witz.

Das Leben ist allerdings nicht immer ein Honigschlecken.

Natürlich habe ich auch meine traurige Seite, aber die hat jeder. Ich will meine aber nicht zeigen, weil ich meine Fans glücklich machen will. Es soll wenigstens noch ein paar Menschen in der Öffentlichkeit geben, die zeigen, dass sie Spaß am Leben haben.

Haderst du zum Beispiel nicht damit, dass du und dein Mann Paul seit Jahren versucht, ein Kind zu adoptieren und es bisher nicht geklappt hat?

Wenn ich über Adoption rede, dann nicht im Sinne von „Ich will unbedingt ein Kind haben. Es ist mir so wichtig.“ Wenn es passiert, freuen wir uns sehr, aber wenn es zu spät ist, akzeptiere ich das. Dann holen wir uns noch ein paar Hunde nach Hause. Man wünscht sich ein Kind nicht wie ein Geschenk. Das ist mir sehr wichtig. Paul und ich wären super Väter und sind schon lange dran.

Ihr seid seit elf Jahren zusammen. Warum klappt es so gut mit euch?

Ich liebe ihn einfach und habe noch immer Schmetterlinge im Bauch, wenn wir uns sehen. Die letzten sechs Monate konnten wir zusammen reisen, weil wir eine Pop-Operngeschichte gemacht haben. Aber jetzt ist er zwei Monate in England und danach einen Monat in Bregenz.

Singt er bei den Festspielen?

Ja, Paul ist Opernsänger und tritt in „American Lulu“ auf. Ich werde mir das natürlich ansehen. Er hat mir auch erzählt, dass in Bregenz schon „Carmen“ aufgeführt wurde. Am Ende, wenn sie sich ihr Leben nimmt, stürzt Carmen nach hinten. Das war damals so getimt, dass zur selben Zeit die Sonne untergegangen ist. Das muss man sich mal vorstellen. Und es hat offenbar immer geklappt. Das ist schon toll.

Du kommst aus dem Pop-Genre, singst jetzt aber Schlager. Was sagen die Fans zu deiner neuen CD „Meine neue Liebe“?

Ich habe das Glück, dass die Leute, die mich schon bei „Bro’Sis“ mochten, mir weiterhin treu geblieben sind. Es gibt nichts Besseres für mich als Schlager zu singen, weil ich ein gut gelaunter Mensch bin. Und das Schönste für mich ist, wenn alle mitsingen.

Das klingt nach Auftritten auf dem Ballermann. Wäre das etwas für dich?

Zuletzt war ich bei Florian Silbereisen eingeladen. Was Besseres kann einem nicht passieren. Ich kenne auch Jürgen Drews und die Mallorca-Clique sehr gut. Wenn mich jemand fragt, ob ich das mache, sage ich nicht Nein. Meine Musik ist aber mehr Pop-Schlager als „Mta, Mta, Mta“. Ich weiß nicht, ob ich da reinpasse. Aber wenn dem so ist, würde ich das machen. Ich habe auch kein Problem, wenn die Leute besoffen sind.

Angenehm ist das sicher nicht.

Ich habe einfach kein Problem damit, wenn mich Leute verarschen. Wenn sie das tun, mache ich mit. Ich liebe das. So sind wir Engländer halt.

Kennst du Marc Pircher?

Ich glaube, ich habe den Namen schon einmal gehört. Wer ist das gleich?

Ross Antony über Karrieren
Interview mit Ross Antony. Motel One, Europaplatz 3 am 03.07.2013 in Wien.
Ein Kollege von dir, der in der Doku „Schlagerstar“ über die Szene berichtet hat. Er meinte sinngemäß: Zuerst kommen Drogen, dann kommt Prostitution und gleich danach der Schlager.

Dann habe ich einige Sachen verpasst. Das habe ich bisher zum Glück nicht erlebt. Ich glaube, dass viele Künstler einsam sind. Man ist ständig auf Reisen und alleine im Hotel. Deshalb ist Facebook für mich eine tolle Sache. Ich habe so immer eine Verbindung nach außen zu Freunden und Fans.

Du hast vorhin gesagt, deine Fans sind immer noch dieselben, wie damals zu deiner Zeit bei Bro’Sis.

Ich habe die treuesten Fans der Welt. Es gibt im Internet eine „XXL Schlager-Seite“, auf der ich schon auf Platz eins war. Meine Fans haben die halbe Nacht für mich gevotet. Da habe ich geweint vor Rührung. Ich bin grundsätzlich ein dankbarer Mensch und freue mich jeden Tag, dass ich machen darf, was mir Spaß macht.

Die Band Bro’Sis ist aus der Castingshow „Popstars“ hervorgegangen. Bro’Sis ist längst Geschichte, aber Ross Antony lebt. Wie kommt das?

Das liegt daran, dass ich wirklich hart an mir arbeite. Ich nehme heute noch Gesangsstunden bei meinem Mann Paul. Und ich habe das Glück, dass mir RTL immer wieder Projekte anbietet. Ich habe auch kein Problem, Casting-Shows zu machen. Wenn es die einzige Möglichkeit ist, nach vorne zu kommen, mache ich das.

Ex-Teilnehmer aus Castingshows werden gerne C-Promi genannt. In welcher Promi-Kategorie siehst du dich?

Es fängt damit an, dass ich mich nicht als Promi sehe. Ich will die Menschen glücklich machen. Aber wenn mich jemand als C-Promi bezeichnet, stört mich das überhaupt nicht. Ich weiß, was ich tue und ich habe auch vernünftige Sendungen bei RTL 2, wie den Kindergartenboss. Ich finde, man sollte sich nicht ändern, weil manche Leute sich das wünschen. Wer mich nicht gut findet, soll umschalten.

Offenbar haben das einige Leute gemacht. Deine Sendung „Ross, der Kindergartenboss“ wurde wegen zu geringer Einschaltquoten eingestellt.

Im August geht „Der Kindergartenboss“ auf einem anderen Sendeplatz weiter. Manchmal wird das dramatischer dargestellt, als es ist. Und es wäre ja langweilig, wenn man nur gut über mich schreiben würde. Dann hätten die Leute eh keinen Bock mehr auf mich.

Hättest du Bock, noch einmal beim Dschungelcamp mitzumachen?

Ich bin ja schon Dschungelkönig 2008. Das Camp war echt hart. Anfangs war ich unterzuckert und fertig mit der Welt. Ich musste mich die erste Woche richtig durchkämpfen und abends immer mit einem Psychologen sprechen. Sonst hätte ich es nicht geschafft.

Was war denn das größte Problem?

Ich konnte nicht schlafen, weil ich Angst vor den Tieren hatte. Es gab riesige Ratten und Kakerlaken. Furchtbar! Abends hatten wir immer sechs bis sieben Schlangen, die durchs Lager geschlichen sind. Von den Bäumen sind Spinnen gefallen. Das war alles nicht schön. Nach dem siebten Tag konnte ich es langsam genießen.

Hast du deine Teilnahme je bereut?

Nein nie, obwohl das Dschungelcamp in Deutschland damals noch nicht den Ruf hatte, den es langsam bekommt. In England wird man als Dschungelteilnehmer gefeiert. Jeder der reingeht, macht nachher eine tolle Karriere. Man braucht sich nur Katie Price oder Peter André anzusehen. Die waren im Dschungel und verdienen Millionen.

Du bist ja gebürtiger Engländer. Wieso bist du nach Deutschland gekommen?

Ich habe damals in den „Pineapple Dance Studios“ in London getanzt, als daneben eine Audition für ein Musical in Aachen stattgefunden hat. Beim Nachhausegehen wurde ich angesprochen und gefragt, ob ich nicht vortanzen will. Das habe ich getan. Du stammst aus einer Künstlerfamilie. Was kann man darunter verstehen?

Den Bezug zur Musik habe ich durch meine Oma, die gesungen hat. Sie war eine Art Vera Lynn, falls die jemand kennt. Meine Mama hat Theater-Kostüme geschneidert, Papa hat in einem Chor gesungen und meine Schwester war Kostümbildnerin für große Filme wie „Troja“ oder „Gladiator“.

Sie ist Russell Crowe also ganz nahe gekommen?

Nicht nur ihm. Sie kennt bestimmte Körperteile vieler Stars ganz genau.

Vielleicht sollte ich das nächste Mal deine Schwester interviewen?

Sie ist eine sehr schöne Frau. Die Männer haben sich immer gefreut, wenn sie zum Ausmessen kam. Auch Sylvester Stallone.

Das müssen wir nach 18 Uhr besprechen. Eine harmlosere Frage: Wie lange werden wir dich noch auf der Bühne sehen?

So lange es die Fans wollen. Meine Managerin sagt immer, dass ich ihr Rentner bin. Sie schiebt mich auch mit 89 noch auf die Bühne.

Costa Cordalis ist kürzlich auf der Bühne zusammengebrochen. Er ist 69.

Ich kenne Costa. Er macht das nicht wegen Geld, sondern weil es sein Leben ist. Er hat zu mir gesagt, dass man das nicht so einfach aufgeben kann. Und ich kann ihn wirklich gut verstehen. Im Rampenlicht zu stehen, ist eine Sucht.

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