Roman Rabl: "Ich will eine Medaille"
Von einer Sekunde auf die andere kein Gefühl mehr in den Beinen. Jänner 2007. Roman Rabl war gerade 17 Jahre alt, als ihm beim Skifahren plötzlich die Bindung aufging. Er verlor den Halt, stürzte, knallte gegen einen Baum. Und blieb liegen. "Ich wollte aufstehen und gleich weiterfahren, aber es ging nichts mehr. Ich hatte Glück, dass mich zwei deutsche Notärztinnen gesehen haben, sonst wäre ich im Graben liegen geblieben." Bald stellte sich heraus, dass er ab dem 12. Brustwirbel gelähmt ist.
Ab kommenden Samstag hofft Rabl auf eine Medaille bei den Paralympischen Winterspielen in Sotschi. "Es hat mich immer motiviert, dass ich am Start sein werde und eine Medaille will", erzählte der ehrgeizige Tiroler dem KURIER vor seiner Abreise. "Skifahren war schon immer mein Leben."
"Ich musste vom Duschen bis zum Socken anziehen alles lernen, was man für den Alltag braucht." Seinen Optimismus habe er dabei nie verloren, "es gab so viele, denen es noch schlimmer ging als mir". Und seine gleichaltrigen Zimmerkollegen wurden über die Monate zu seiner zweiten Familie. "Ich habe anfangs oft davon geträumt zu gehen. Man will aufstehen und es geht nicht. Die erste Zeit war schwierig."
Behinderten-WM
"Der Anfängerkurs war schwierig, weil man ständig das alte Skifahren im Kopf hat. Ab dem zweiten Tag ging es aber schon schnell voran." Rabl verbrachte jede freie Minute mit Skifahren bis ein Lehrer ihn fragte, ob er nicht professionelle Rennen fahren möchte. Im Jahr darauf gehörte er zum Nachwuchskader, in der Saison 2010/11 schaffte er bei seiner Weltcup-Premiere in Italien gleich den fünften Platz. Heute, 23 Jahre alt, gehört er zur Weltspitze.
Ohne Angst
Angst vor weiteren Stürzen, vor schlimmeren Verletzungen hat Rabl keine. "Ich bin inzwischen wieder gestürzt und hatte sogar eine Gehirnerschütterung. Ich fürchte mich nicht, ich mag das Risiko und bin einer der wenigen Allrounder, weil ich Speed und Technik beherrsche." Seine Augen funkeln, man spürt seinen Ehrgeiz, sich zu beweisen und eine Medaille zu holen.
Wie sein Leben ohne den verheerenden Unfall verlaufen wäre, beschäftigt Rabl nicht. "Ich würde jetzt wahrscheinlich irgendwo als Filialleiter in einem Supermarkt stehen. Es ist, wie es ist und ich mache das Beste daraus."
Und: "Der Unfall hat mir eine neue Türe geöffnet, die ich sonst nie gesehen hätte. Ich bin dankbar dafür."
Nach einem schweren Unfall mit Folgeschäden ist nicht nur wichtig, über Rehabilitation möglichst viel Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen. Eine entscheidende Rolle für die Stärkung von Körper und Psyche spielt auch sportliche Betätigung, wie sie etwa in den vier Rehabilitationszentren der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) gefördert wird.
Obfrau Renate Römer: „Sport hilft den Menschen, wieder zurück ins tägliche Leben zu finden. Er stärkt die Psyche, erhöht die Lebensqualität und fördert das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung.“
Als größter und längstdienender Sponsor des Österreichischen Paralympischen Komitees gehört die AUVA damit zu den wichtigsten Unterstützern von Behindertensport. Das Komitee hat seinen Sitz in der Hauptstelle der AUVA in Wien-Brigittenau. Im Rahmen der Rehabilitationsarbeit werden Menschen, die an Behindertensport interessiert sind, mit vernetzt – unter anderem mit dem Österreichischen Behindertensportverband (www.oebsv.or.at). Österreich ist heuer bei den 11. Paralympischen Winterspielen mit einem 13-köpfigen Team vertreten. Zu den Medaillenhoffnungen zählt Markus Lanzinger, der bei einem Sturz 2008 einen Unterschenkel verlor.
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